Wie – Berater haften??

In meinem letzten Seminar erntete ich erstaunte Blicke und hochgezogene Augenbrauen: Wie – Berater haften? Seit wann das denn?

Im Grunde immer schon, allein aus dem Haftungsrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches kann sich ein Schadenersatz ableiten. Zugegeben, ein Problem stellen die Beweise dar, denn ein Schaden und die Verursachung muss nachgewiesen werden.

Gute Finanzberater verfügten immer schon über eine entsprechende Berufshaftpflichtversicherung, die inzwischen gesetzlich vorgeschrieben ist.

Der Gesetzgeber hat in den letzten Jahren die Regulierung der Finanzbranche verschärft, als Folge der Erfahrungen der Finanzkrise: Es soll halt keine Oma mehr ihr Erspartes in falsche Papiere anlegen und Geld verlieren. Zu den Schutzmaßnahmen gehört die Protokollierung des Beratungsprozesses. Die Voraussetzungen, Gesprächsinhalte der Kunden über ihre Ziele, Risikoneigung, Kennnisse, die Angebote und die Begründung, Zeitdauer der Beratung usw. finden sich wieder in der Dokumentation, die den Anleger*innen ausgehändigt wird. Damit steigt die Klagemöglichkeit.

Die Gefahr nicht passender Anlagen sollte damit sinken. Dabei geht es nicht darum, eine bestimmte Rendite zu erzielen und diese dann einzuklagen, sondern die Art der Anlage und damit das Risiko an die jeweiligen Menschen, die investieren wollen, anzupassen. Ähnliche Regelungen haben im Ausland dazu geführt, dass individuelle Beratung praktisch nicht mehr stattfindet – auch vom Gesetzgeber eine vielleicht eher nicht gewollte Folge. Außerdem finden sich immer noch ein paar Wege, potentiellen Anleger*innen unregulierte Wege zur Rendite zu versprechen und damit „Gelder einzusammeln“ – Gier hat immer zwei Seiten.

Auf jeden Fall: Wenn ich im Netz anlege, ohne Beratung, bin ich für eventuelle „Fehler“ selbst verantwortlich. Verlasse ich mich auf eine Beratung im regulierten Anlagesegment, bei registrierten Unternehmen, besteht ein gewisses Maß an Schutzmechanismen.

Informierte Anleger*innen erkennen eher Fallen: Eine alte Regel besagt, hohe Rendite, höheres Risiko. Wer also Renditen verspricht, die höher sind, als eigentlich üblich – aufgepasst!

© Finanzverstand, R. Kewenig