Kolumne: Taschenfasten, Autofasten …. Konsumfasten?

Letztens sah ich sie in einer Zeitschrift– die neue Bucket Bag! Rund wie ein Eimer, aus hellem Bast mit roten Lederelementen. So was hatte ich ja noch nie gesehen, die Tasche fürs Frühjahr – 200 Euro!
Nach ein paar Augenblicken drängten sich meine schon vorhandenen Taschen in den gedanklichen Vordergrund…..na ja, eigentlich brauche ich wirklich keine neue Frühlingstasche.
Ein paar Tage später fuhren wir einen Leihwagen, das neuste Modell unseres Familienautos. Schick, ein paar neuere Sicherheitsgimmicks, gute Gründe, das 100 000km und fünf Jahre alte Reiseauto gegen ein Neues zu tauschen?
Aber sind fünf Jahre nicht noch jung genug? Ist das Mehr an Ausstattung den finanziellen Aufwand wert? Ist es nicht auch eine Ressourcenverschwendung? Die Antwort lautet: Ja!
Unsere Generation der Babyboomer und Wirtschaftswunderkinder hat sich an „höher, schneller, weiter“ gewöhnt. Ständiger Konsum hält die Wirtschaft alter Prägung am Laufen….aber wollen wir so weiter machen? Und ich frage bewusst „wollen wir so weiter machen“, nicht „dürfen“ wir es, denn Verbote sind nicht zeitgemäß, Einsicht ist es. Abgesehen davon, dass die jüngeren Generationen, denen Rentenperspektive fehlt und die meist nicht mehr ein Leben lang einen sicheren Arbeitsplatz haben, auch einige Euros für Vermögensbildung brauchen. Upcycling, lieber fünf Kilo abnehmen, als neue Klamotten kaufen oder mal mit dem zufrieden sein, was wir haben – schon drei Wege, den Konsumreiz auszutricksen.
Unsere Entscheidung steht jedenfalls: Das jetzige, auch schon moderne und komfortable Auto darf bleiben und meine 6 Jahre alte, tolle weiße, italienische Handtasche darf das Frühjahr draußen erleben!
© Finanzverstand R. Kewenig