Anlageprozess statt Kostolany – cool bleiben bei der Geldanlage!

Börsenlegende André Kostolany – kurz vor dem Platzen der .com-Blase mit 93 Jahren gestorben und ein vehementer Verfechter der Aktienanlage – vertrat immer: Aktien kaufen, Schlaftabletten nehmen und wenn man wach wird, ist man reich.

Aber stimmt das wirklich? Auch ich bin eine glühende Verfechterin von mehr Mut zu Dividendentiteln – dahinter steht ein echter Sachwert (Wirtschaftsunternehmen mit Immobilien, Patenten, Produkten, Gewinnen…) und nicht nur ein Versprechen auf Zinsen und Rückzahlung, wie zum Beispiel bei verzinsten Wertpapieren.

Wer zum Beispiel 2009 in Aktien (-fonds) investierte profitierte oder profitiert noch von einer langen Aufwärtsbewegung der Märkte, mit kleinen Rückschlägen, aber der Punktestand im DAX hat sich fast verdreifacht! Wer jetzt investieren will fragt sich, ob der Zeitpunkt günstig ist (wie sooft in den letzten Jahren) oder wann ein Kursverlust droht. Diese Frage des „timing“, also des „richtigen“ Zeitpunkts eines Investments, scheint immer wichtig, Studien zeigen aber, dass es unmöglich ist, die optimalen Zeitpunkte zu treffen. Wichtig ist, überhaupt investiert zu sein.

Was heißt das für Privatanleger? Ein individueller Prozess für die Geldanlage hilft, diese Crux zu lösen.

Nach umfassender Information über Möglichkeiten, Anlageformen, Anbieter, Grundregeln der Geldanlage…. kommt die Analyse der eigenen, aktuellen Situation. Im Anschluss stellt sich die Frage der Ziele: Welche Rendite erwarten Sie und welche Zeit steht zur Verfügung? Welche Rückschläge vertragen Sie? Gibt es konkrete Ziele wie Immobilienkauf, Kredittilgung oder Altersvorsorge? Wie wichtig ist Nachhaltigkeit und vieles mehr.

Die Voraussetzungen bilden den nächsten Schritt: Welche Mittel stehen zur Verfügung, einmalig und/ oder regelmäßig, wie sieht die künftige Entwicklung aus und sind die Ziele realistisch erreichbar?

Auf dieser Basis folgt der – aus meiner Sicht – wichtigste Schritt: Die Strategie.

Die Definition verschiedener Zeiträume, kombiniert mit der jeweiligen Renditeerwartung und Risikotragfähigkeit bzw. Risikobereitschaft führt zu einer möglichen Depot-/ Anlagestruktur: Wie groß darf der Aktienanteil sein und wie wird er abgebildet, welche Elemente sind kurz- und mittelfristig einzusetzen und wie teilen sie sich auf. Wenn diese strategischen Entscheidungen getroffen sind geht es „nur noch“ um die Umsetzung und die regelmäßige Kontrolle, ob Ziele und Strategie noch stimmen. Dieser Check sollte mindestens einmal pro Jahr erfolgen.

Mit einer passenden Strategie betrachten Sie Marktbewegungen gelassen – sehr Risikofreudige profitieren sicher mehr von den Aufwärtsbewegungen, müssen aber zwischendurch mehr Stress aushalten (dafür gibt es ja auch eine „Belohnung“ über die Risikoprämie bei Aktienanlagen). Ausgewogene oder eher defensive Strategien reduzieren den Stress (die Schwankung des Depots), bieten aber immer noch attraktive Ergebnisse.

Auf jeden Fall schützen eine passende Strategie und ein regelmäßiger Check vor bösen Überraschungen, geben aber Gelassenheit im Auf und Ab der Märkte.

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