Volatilität – Auf und ab oder ruhige See?

Vola ist in aller Munde –  doch was bedeutet Volatilität eigentlich und ist sie wirklich negativ zu sehen? Der Begriff geht auf das lateinische Wort „volatilis“ – flüchtig, fliegend, schnell – zurück, im Englischen bedeutet volatility Schwankung. Volatilität findet sich in der Physik, bezogen auf die Flüchtigkeit von Stoffen in den gasförmigen Zustand, in der Energiewirtschaft zum Beispiel für Windenergie, da diese Energie nicht immer zu 100% zur verfügbar ist, also schwankt.

Bei Finanzprodukten beschreibt die Volatilität die Kursveränderungen bei Aktien, Währungen, Fondspreisen bezogen auf den jeweiligen Durchschnitt. Durch die letzte Finanzkrise, die kurzfristig alle Anlageinstrumente erschütterte und damit zeigte, dass alte Regeln (zum Beispiel in Bezug auf die Korrelation, also das gleiche Verhalten) so einfach nicht mehr gelten, geriet das „Risiko“ – verstanden als Schwankung – immer mehr in den Blick. Am liebsten hätten Anleger, so die Meinung, gute Renditen ohne „Stress“.

Sicher gilt, dass eine gleiche Rendite mit weniger Schwankungsrisiko als besser einzuschätzen ist. Erreicht ein Aktienfonds einen Ertrag von 6% pro Jahr bei einer Schwankung von 12 hatte ich weniger Stress mit Kursveränderungen, als wenn die Schwankung (Volatilität = Vola) 16 betrug.

Die Grafik zeigt verschiedene Investmentfonds und als Beispiel zwei Indices, den DAX und den EuroSTOXX 50, beide weisen eine Vola von 13 auf. Der Beste in diesem Vergleich – ein europäischer Aktienfonds – erreicht seine Wertentwicklung im Fünf-Jahreszeitraum mit einer Schwankung von 8,6, also deutlich unter den Indices.

Vergleichen wir nun hohe und niedrige Schwankungszahlen zeigt sich, dass niedrige Volatilitäten eher im defensiven Bereich von Rentenfonds oder defensiven Mischfonds zu finden sind. Langfristig renditestärkere Anlagen zum Beispiel im Aktienbereich zeigen Werte von 9 und deutlich darüber. Dabei zeigen breit investierende Aktienfonds grundsätzlich eine geringere Vola, als z.B. Sektorfonds wie Biotechnologie oder Investments in Regionen. Der Stress bei den Anlegern sollte eben auch über einen besseren Ertrag belohnt werden…..

Dies trifft leider nicht immer zu: Die Schwankung sagt erstmal nichts über die erzielte Rendite aus, das „Zappeln“ um den Mittelwert nichts über die Richtung der Wertentwicklung – diese „Chart“linie kann hoch, abwärts oder auch seitwärts verlaufen. Daher ist bei der qualitativen Bewertung von z.B. Investmentfonds wichtig, weitere Kennzahlen heranzuziehen.

Einen nützlichen Vorteil weisen stärker schwankende Fonds auf, wenn es um Sparpläne geht. Ein Sparplan funktioniert so: Mit einem monatlich festen Betrag – sagen wir – 100,–€ – kaufen Anleger Anteile eines europäischen Aktienfonds. Schwankt sein Kurs, gibt es jeweils mehr oder weniger Anteile. Durchschnittlich betrachtet ergibt dies über den Anlagezeitraum einen günstigeren Kaufkurs (diesen Cost-Average-Effekt besprechen wir in einem der nächsten Beiträge).

Mit einem durchschnittlich günstigeren Kaufkurs erzielen Anleger relativ betrachtet am Ende einen Renditevorteil. Ob die Anlage beim Verkauf allerdings überhaupt im Plus liegt und wieviel, hängt wiederum von vielen Faktoren ab, unter anderem vom Marktniveau.

Fazit: Volatilität bedeutet nicht nur Stress, sondern kann Vorteile bringen. Ob zu Ihnen eher „auf und ab“ oder „ruhige See“ passt, hängt immer vom Einzelfall ab. Auch eine Kombination kann sinnvoll sein.

Hinweis: Der Beitrag stellt keine Anlageberatung und /oder -empfehlung dar, die Informationen sind nach bestem Wissen zusammen getragen, eine Haftung für deren Richtigkeit und Vollständigkeit ist ausgeschlossen. Die Verwendung der männlichen Form dient der einfacheren Lesbarkeit.

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