Rente aus dem eigenen Depot – wie geht das?

Vielen Dank der Wirtschaftswoche online für ihren Beitrag der „Zinsrente“!

Ein paar Anmerkungen seien erlaubt:  Auch uninteressierte Geldanleger und –anlegerinnen wissen inzwischen, dass Zinsen seit einiger Zeit „Null-Zinsen“ sind. Woher also die 3% bekommen, die im Artikel angenommen werden? Und: „Zins“ suggeriert Sicherheit – Eine lange Prägung deutscher Sparer, die auch hohe Zinsniveaus umfasste. Wann und ob diese Zeiten wieder kommen ist fraglich.

In der Beratungspraxis bewährte sich über viele Jahre die so genannte Investmentrente (oder auch Fondsrente, weil sie auf einer Mischung aus Investmentfonds basiert). Sie drückt aus, dass verschiedene Anlagen – eben Investitionen – die Basis für eine Rendite legen, die dann später eine eigene Entnahme aus einem Fondsdepot ermöglicht. Damit bleiben Flexibilität und eigener Einfluss erhalten. Während der Sparphase gehört ein regelmäßiger Blick aufs Depot – mindestens einmal im Jahr – zum Standard. Passen Ergebnisse und Sparrate noch zum angestrebten Ziel?  Rechtzeitig vor der Rente – idealerweise 5-10 Jahre – erfolgt die Feinabstimmung: Wie hoch fallen Einnahmen und Ausgaben aus? Wie hoch wird die Lücke sein? Wie ist die Depotentwicklung? Welche Entnahme aus den Anlagen ist möglich?

Gerade wenn wir über die Altersvorsorge – also die Rücklage während 30 oder 40 Jahren – sprechen, wenden wir uns besonders an Jüngere: Staatliche Rente ist rückläufig, eine Lücke klafft zwischen letztem Einkommen und Rente, private Vorsorge ist unerlässlich. Eine neue Forsa Studie aus Mai 2018 belegt, dass diese Zielgruppe (16 bis 25 Jahre) zu 66% ihr Finanzwissen nur als befriedigend bis ausreichend bezeichnet, 26% beklagen große Defizite. Aus der Erfahrung jahrzehntelanger Finanzberatung:  Vor Vierzig wird den Wenigsten klar, dass Konsum der Feind der Vermögensbildung ist. Nach der Ausbildung oder dem Studium lockt verständlicherweise erstmal das Gefühl, eigenes Geld ausgeben zu können. Außerdem fallen Kosten für den eigenen Hausstand, Familiengründung und vielleicht Immobilienerwerb an. Reichtum entsteht nicht durch Ausgeben, aber in der Phase fällt Sparen nicht leicht. Frühes Anlegen bringt jedoch schon mit 50,–€ im Monat (mit der entsprechenden Rendite) ein Basisvermögen von 100.000 Euro Basiswissen_Rente_Sparplan_2018: Wie schnell ist diese Sparrate im Monat beim Italiener ausgegeben….

Sparer müssen sich entscheiden: Welchen Betrag kann oder will ich aufbringen, zu welchem Konsumverzicht bin ich bereit, welches Ziel habe ich, kann ich es durchhalten, ist es mir die Sache wert und verstehe ich, dass Zins allein es nicht schaffen kann: Aktien sind unverzichtbar. Credit Suisse und die London Business School haben in einer Studie nachgewiesen, dass in dem extrem langen Zeitraum seit 1900  Anleihen 2% pro Jahr und Aktien 5,2% pro Jahr erbrachten. Um also eine Rendite zu erzielen, die Kapital wachsen lässt, gehört eine Mischung ins Depot.

Auf jeden Fall: Die Altersvorsorge in die eigene Hand zu nehmen ist möglich und notwendig!