So haben Sie den Finanz-Überblick!

Haushaltsbuch – wie spießig ist das denn….

Nun, da es sogar Apps zum Thema gibt (einfach googlen), kann die Idee ja nicht so altmodisch sein. Fakt ist, dass zumindest immer dann, wenn sich die persönliche Situation verändert (Studienbeginn, erster Job, Heirat und Kinder, Scheidung…), ein genauer Finanzüberblick nötig ist. Einmal auf der vordergründigen monatlichen Ausgabe/ Einnahme- Ebene, später mit Rentenansprüchen, Immobilien und weiteren Aspekten. Oft habe ich gehört, wenn es um Sparen für die Altersvorsorge geht, „das kann ich mir nicht leisten“. Dann kommt der größte Fehler angesichts sinkender Rentenkassen: Nichts tun!

Bei einem genauen Blick auf die Ausgaben finden sich doppelte oder zu teure Versicherungen, alte Vereinsbeiträge oder zu hohe Bankkosten. Und es gilt immer noch der alte Spruch „Wer den Cent nicht ehrt, ist des Euros nicht wert!“ (Pfennig und Taler angepasst…) Ein Kassensturz ermöglicht, Geld sinnvoller einzusetzen. Über 30 Jahre reichen 50€ monatliche Sparrate, um im Aktienbereich – zum Beispiel mit einem guten europäischen oder weltweiten Aktienfonds – bei 10 Prozent Rendite einen Betrag von 100.000 € anzusparen. Damit tilgen Sie zu Rentenbeginn ein restliches Immobiliendarlehen oder zahlen sich eine monatliche Zusatzrente aus dem eigenen Depot. Auch ohne Rentenversicherung!

Eine Tabelle und kramen in Unterlagen und Depotauszügen bringen Licht in die persönliche Bilanz, an einem regnerischen Wochenende eine sinnvolle Aufgabe! Größere Löcher auf dem Girokonto vermeiden Sie mit guter Planung: Jährliche Zahlungen wie Versicherungsbeiträge in Zwölfteln ansparen und bei Fälligkeit einfach abrufen. Auch andere Rücklagen für Autoreparaturen, Urlaub oder Waschmaschine bilden Sie monatlich mit kleinen Beträgen und schon fällt das Bezahlen leicht.

Für Sondertilgungen eines Immobiliendarlehens eignet sich ein gut gestreutes Fondsdepot, das Sie monatlich mit dem möglichen Überschuss ansparen. Die Entscheidung, ob und wann Sie sondertilgen – bei guter Gewinnentwicklung zwischendurch, als Polster zum Ablauf der Zinsbindung – oder gar nicht, bleibt Ihnen überlassen. So erhalten Sie Ihre Flexibilität!

© Finanzverstand, R. Kewenig

Wie – Berater haften??

In meinem letzten Seminar erntete ich erstaunte Blicke und hochgezogene Augenbrauen: Wie – Berater haften? Seit wann das denn?

Im Grunde immer schon, allein aus dem Haftungsrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches kann sich ein Schadenersatz ableiten. Zugegeben, ein Problem stellen die Beweise dar, denn ein Schaden und die Verursachung muss nachgewiesen werden.

Gute Finanzberater verfügten immer schon über eine entsprechende Berufshaftpflichtversicherung, die inzwischen gesetzlich vorgeschrieben ist.

Der Gesetzgeber hat in den letzten Jahren die Regulierung der Finanzbranche verschärft, als Folge der Erfahrungen der Finanzkrise: Es soll halt keine Oma mehr ihr Erspartes in falsche Papiere anlegen und Geld verlieren. Zu den Schutzmaßnahmen gehört die Protokollierung des Beratungsprozesses. Die Voraussetzungen, Gesprächsinhalte der Kunden über ihre Ziele, Risikoneigung, Kennnisse, die Angebote und die Begründung, Zeitdauer der Beratung usw. finden sich wieder in der Dokumentation, die den Anleger*innen ausgehändigt wird. Damit steigt die Klagemöglichkeit.

Die Gefahr nicht passender Anlagen sollte damit sinken. Dabei geht es nicht darum, eine bestimmte Rendite zu erzielen und diese dann einzuklagen, sondern die Art der Anlage und damit das Risiko an die jeweiligen Menschen, die investieren wollen, anzupassen. Ähnliche Regelungen haben im Ausland dazu geführt, dass individuelle Beratung praktisch nicht mehr stattfindet – auch vom Gesetzgeber eine vielleicht eher nicht gewollte Folge. Außerdem finden sich immer noch ein paar Wege, potentiellen Anleger*innen unregulierte Wege zur Rendite zu versprechen und damit „Gelder einzusammeln“ – Gier hat immer zwei Seiten.

Auf jeden Fall: Wenn ich im Netz anlege, ohne Beratung, bin ich für eventuelle „Fehler“ selbst verantwortlich. Verlasse ich mich auf eine Beratung im regulierten Anlagesegment, bei registrierten Unternehmen, besteht ein gewisses Maß an Schutzmechanismen.

Informierte Anleger*innen erkennen eher Fallen: Eine alte Regel besagt, hohe Rendite, höheres Risiko. Wer also Renditen verspricht, die höher sind, als eigentlich üblich – aufgepasst!

© Finanzverstand, R. Kewenig