Die Qual der Wahl – Würfeln oder Wie?

Um es gleich vorweg zu nehmen: Entscheidender als der beste Investmentfonds der jeweiligen Kategorie, ist für den Anlageerfolg die passende Strategie. Was Studien seit Jahren zeigen, nimmt eigentlich den Druck: Anleger*innen können sich auf Ihre Ziele konzentrieren. Es geht nicht darum, das perfekte Depot mit den jeweils allerbesten Fonds zu haben, sondern überhaupt passend anzulegen, statt nichts zu tun.

Auswahl

Immer wieder werde ich von Seminarteilnehmer*innen gefragt, wie sie selbst gute Produkte finden.

Aus meiner Sicht selbst für Profis eine schwierige – wenn auch lösbare – Angelegenheit, zumal der Anspruch der Kunden an Berater entsprechend hoch ist. Fragen Sie auf jeden Fall Ihre Berater, mit welchen Prozessen sie Fonds auswählen, lassen Sie sich erklären, warum es gerade dieser Fonds sein soll. Bei Anbietern, die an Provisionen verdienen, könnte das auch ein (für Kunden eher ungewolltes) Kriterium sein.

Doch konzentrieren wir uns auf die Anleger*innen-Seite: Abgesehen von der Welt der ETF’s (die auch Investmentfonds darstellen, aber eben nicht aktiv gemanagt werden) finden wir im Anlageuniversum der aktiven Fonds eine große Zahl verschiedener Ansätze. Zum Beispiel der Managementansatz „Top down“ versus „Bottom up“, Value gegenüber Growth oder auch unterschiedliche Schwerpunkte, zum Beispiel Europa allgemein , Blue Chips oder Nebenwerte.

Ohne heute auf die einzelnen Unterschiede detailliert einzugehen, wichtig ist, bei der Auswahl nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Ein europäischer Aktienfonds, der sich auf Blue Chips (große Unternehmen) konzentriert wird andere Ergebnisse liefern, als einer, der vor allem kleinere und mittlere Unternehmen auswählt (Small and Mid Caps). In Fondslisten ist der Unterschied nicht immer gleich erkennbar und es ist wichtig, dass im zweiten Fall eine bessere Rendite möglicherweise mit höheren Schwankungen „erkauft“ wird. Das ist nicht gut oder schlecht, man muss es nur wissen.

Oder Value und Growth: Erstere setzen auf Unternehmen, deren Börsenwert günstig ist bezogen auf den eigentlichen Wert. Bei Growth Ansätzen geht es eher um Kursentwicklungen, Erwartungen und Zukunftsperspektiven, aktuelle Gewinne und Dividenden stehen nicht im Vordergrund. Dummerweise wechseln sich die Erfolge beider Richtungen an den Märkten ab – Value und Growth „laufen“ selten gleichzeitig gut.

Ein Anlege-Anfänger, wählt vielleicht erstmal einen Fonds, der nicht der Rendite-Highflyer ist, aber eine stabilere Wertentwicklung aufweist. Vielleicht fällt die Entscheidung aber auch für den Fonds mit der höheren Wertentwicklung, ohne auf die Vola (Volatilität=Schwankung) zu schauen und am Ende ist der Stressfaktor zu hoch.

Ganz allgemein empfiehlt sich, nicht vordergründig auf Anlagetipps zu hören.

Mein Rat, erst die „Torte“ festlegen, also den Anteil der einzelnen Anlagearten definieren:

Wieviel Prozent sollen kurzfristig angelegt werden? Was benötige ich mittelfristig und muss relativ stabil bleiben und was kann langfristig arbeiten, so dass mich Schwankungen nicht oder wenig stören. Kann ich überhaupt mit Kursbewegungen leben, wie groß dürfen diese sein?

Die jeweiligen Bausteine erfüllen unterschiedliche Aufgaben, aber in der Summe soll die Schwankung nicht zu stark sein und eine angemessene Rendite bringen.

Je nachdem, wie groß der Anlagebetrag ist (Sparplan oder Einmalanlage?) variiert die Anzahl der Fondsbausteine:

Vielleicht ein Kurzläuferfonds, ein breit streuender Rentenfonds und/oder ein defensiver Mischfonds. Im dynamischen Bereich ein vermögensverwaltender Mischfonds, der gern auch Rohstoffe und andere Ideen umsetzen darf, ergänzt durch ein bis zwei Aktienfonds. Mit bis zu 6 Fonds lässt sich über Sparpläne ein schönes Depot aufbauen, ein einmaliger – nicht zu großer Betrag anlegen (dann sollte die Struktur umfassender sein) und eine erste Anlagebasis bilden. Die jeweilige prozentuale Gewichtung erfolgt entweder „zu gleichen Teilen“ oder an die Ziele angepasst.

Wenn es letztlich um den einzelnen Fonds geht sollten aktiv gemanagte Fonds über verschiedene, auch längere Zeiträume gute Ergebnisse aufweisen. Gute Ergebnisse  bezogen worauf? Das Maß liefert ein Vergleichsindex und/ oder ähnliche Fonds. Das erfordert etwas Aufwand, verschiedene Listen zu vergleichen.

Übrigens: Praktische Übungen hierzu bietet ein Finanzfit®-Seminar!

© Finanzverstand, R. Kewenig