Corona-Crash Teil 2 – Eiszeit im Depot!

Manches möchte man nicht erleben – und kann sich trotzdem nicht erwehren:

Die Kursstürze der letzten Tage sind auch für eine „alte Häsin“ der Finanzbranche heftig. Wenn ich mich erinnere: Als 2000 die “.com-Blase“ platzte rauschten die Kurse ab von knapp 8000 Punkten im DAX bis auf 2400 Anfang 2003 – wir wollen uns nicht vorstellen, dass die Märkte jetzt vergleichbar abrutschen…. danach dauerte es sechs Jahre, um das damalige All-time-high wieder zu erreichen. Und dann kam die Finanzkrise.
Ab da profitierten Anleger*innen – inklusive kleinerer Kurstäler – von 10 Jahren Aufwärtstrend und satten Gewinnen.
Manche, die lange Zeit haben, kaufen bereits, auch wenn eine alte Börsenregel sagt „Greife nie in ein fallendes Messer!“ – es könnte ja auch noch weiter nach unten gehen. Auch die „Bullenfalle“ trifft man in solchen Phasen, die „Bullen“ glauben, die Märkte drehen bereits und kaufen, während eigentlich der längerfristige negative Trend weiter anhält – und Kurse erstmal weiter sinken.
Die perfekten Zeitpunkte, um zu kaufen oder verkaufen trifft kaum jemand – immerhin können die, denen ein Aktieninvestment vor wenigen Wochen noch zu teuer war, jetzt langsam anfangen zu investieren. Oder teure Kaufpreise verbilligen. Defensive Positionen im Fondsbereich gehen zwischen 2 und 10% zurück, während der DAX in den letzten vier Wochen 32% verliert: eine gesunde Mischung in der persönlichen Strategie zahlt sich aus.
Auf jeden Fall sehen wir, dass die Themen der letzten Monate aktuell kaum noch greifen: Die eigene Gesundheit, die der Familie und Freunde, die Zukunft der Wirtschaft beschäftigen uns mehr, als Klima & Co. Egoismus ging vor Allgemeinheit, jetzt heißt es, Rücksicht nehmen. Konsum kommt zum Erliegen (es gibt Wichtigeres) und die Schwächen durch verschlafene Reformen zeigen sich zum Beispiel bei der Bildung: Digitalisierter Unterricht ist an Schulen und Unis unterentwickelt, wie schön wäre E-Learning in diesen Tagen! Dass unser tot gespartes Gesundheitssystem mit der Krise fertig wird, hoffen wir alle.
Die Globalisierung für die Corona-Krise verantwortlich zu machen, springt viel zu kurz: Viren kennen eben keine Grenzen, selbst wenn die engen Verbindungen dem Erreger erleichtern, die Welt zu erobern. Vielleicht führt diese Krise dazu, endlich Notwendiges zu modernisieren und Werte neu auszurichten. Hoffen wir, dass diese Pandemie nicht jahrelang unsere Gesellschaften lähmt – dann wird es eng.
© Foto und Text Renate Kewenig, Finanzbilderin, Finanzverstand®