Roboadvisor – Alternative der Zukunft Teil II

In einem Interview mit Klaus-Dieter Erdmann, der unter anderem als geschäftsführender Gesellschafter der MMD Analyse & Advisory GmbH tätig ist, die vermögensverwaltende Produkte analysiert und einordnet, werfen wir für unseren Finanzfit®-Blog einen Blick auf die digitale Anlagewelt:

Wie schätzen Sie das Wachstumspotential von Robos in den nächsten 5 Jahren ein?

Ich denke, dass durch die aktuellen Entwicklungen die Digitalisierung und auch die Akzeptanz für digitale Finanzdienstleistungen, wozu auch die Robo-Advisor zählen, weiter wächst. Sollten keine groben Fehler auftreten – z.B. dass die IT bzw. der Robo-Advisor nicht funktioniert – sollte dementsprechend weiteres Wachstumspotential vorhanden sein. Auch wenn nicht alle Robo-Advisor wirklich gute Ergebnisse liefern.

 

Welche Altersgruppe nutzt bisher Robos am meisten?

Laut Bericht von Citywire * werden Robo-Advisor vor allem in der Altersgruppe 30-49 Jahre genutzt.
*Anmerkung: Umfragegesellschaft Nieseln im Auftrag des Robo Advisors Moneyfarm

 

Was macht einen guten Robo aus?

Ein guter Robo sollte auf jeden Fall individuell bzw. differenziert vorgehen. Leider bilden die meisten Robos nur einen standardisierten Fragenkatalog ab, der den Kunden schlussendlich vorgefertigte Modellportfolios vorschlägt. Und die werden leider derzeit oftmals nach nicht langfristig funktionierenden Ansätzen gebildet. Auch die weitere Betreuung nach dem Abschluss sollte gewährleistet sein.

 

Aus der Sicht von Beratern und Banken: Liegt im automatisierten Geschäft die Zukunft?

Da wo es sinnvoll ist, kann man auf jeden Fall automatisieren und standardisieren, um Prozesse und Strukturen schlank und effizient und damit verbunden auch Kosten niedrig zu halten. Also beispielsweise in der Abwicklung von Prozessen. Da jeder Kunde individuell ist, lässt sich m.E. die Beratung nicht automatisieren, aber möglicherweise unterstützen, sodass mehr Zeit für eine qualitative Beratung da ist.

 

Aus der Sicht von Kunden: Wie wichtig ist der persönliche Kontakt? Bisher galt die Finanzberatung als People’s Business…

Das nehmen wir auch immer noch so wahr. Auch bei Robos gilt es, dass viele erst die Menschen und das Unternehmen dahinter kennenlernen möchten. Vor allem in Krisenzeiten bewährt sich ein persönlicher Ansprechpartner.

 

Was ist Ihr innovativer Beitrag zum Robo-Geschäft?

Wir selbst haben zwei Angebote für digitale Kapitalanlagen aufgenommen. Einmal eine „passive“ Lösung mit ETFs und eine „aktive“ Lösung, die digitalen Zugang zu renommierten Vermögensverwaltern zu günstigen Konditionen bietet.

 

Halten Sie mehr Finanzbildung für zwingend bei den Nutzerinnen und Nutzern oder gilt auch hier der Vertrauensbonus, wie früher zum persönlichen Berater?

Ja, mehr Finanzbildung schadet auf jeden Fall nicht, um Produkte und auch eine (Robo-)Beratung bewerten und darüber diskutieren zu können. Aber es muss sich auch nicht jeder Kunde als Experte ausbilden. Dafür ist das Spektrum im Finanzbereich viel zu groß. Ein gutes Netzwerk mit jeweiligen Experten kann helfen.

 

Sind Robo-Kunden in Bezug auf Falschberatung genauso geschützt durch Zulassung der Anbieter und Haftungsregeln oder gilt hier höhere Wachsamkeit, weil Kunden alles selbst veranlassen?

Das ist natürlich eher eine Frage für einen Juristen. Soweit ich das beurteilen kann, gibt es in Bezug auf die Haftung durchaus Unterschiede sowohl zwischen einer klassischen Finanzberatung und einem Robo wie auch zwischen den unterschiedlichen Robos. Das hängt u.a. davon ab, mit welcher Lizenz bzw. mit welcher Finanzdienstleistung (Execution only, Anlageberatung, Vermögensverwaltung) der Robo agiert. Hier lohnt es sich für den Anleger schon, genauer hinzuschauen.

 

Was wünschen Sie sich für die Robo-Idee?

Meines Erachtens ist das Angebot, welches wir am Markt haben, mehr als ausreichend. Bei manchen wünsche ich mir mehr Transparenz und grundsätzlich gewisse Standards, zum Beispiel eine einheitliche Darstellung mit gängigen Kennzahlen, damit auch Anleger schnell und einfacher vergleichen können. Wir selbst würden gern auf unserer Plattform Asset Standard Robo-Advisor vergleichbar machen, wie wir es für die vermögensverwaltenden Fonds schon interessierten Anlegern und Beratern zur Verfügung stellen.

 

Vielen Dank für das Interview!

 

 

©Text/ Foto/ Grafik Renate Kewenig, Finanzverstand 2020