Inflation und Geldanlage – cool bleiben!

Lange Jahre fast kein Thema: Inflation! Die bisherige Zielzahl in der EU lag bei 2% Preissteigerungsrate, künftig akzeptiert die Europäische Zentralbank als die Hüterin der Stabilität auch etwas mehr.

Das aktuelle Niveau von über 4% in Deutschland und die höhere Inflation in anderen Staaten veranlassen manche zur Folgerung, die Zeit niedriger Preissteigerungen sei vorbei und sie beschwören Angstszenarien.

Wir erinnern uns, dass im vergangenen Jahr 2020 coronabedingt die Mehrwertsteuer ab Juli sechs Monate gesenkt war von 19 auf 16% (bzw. von 7 auf 5%) und verschiedene Preise marktbedingt einbrachen. Die Folge: Eine negative Inflation.

Inzwischen gelten wieder die alten Steuersätze und durch verschiedene Effekte wie Lieferengpässe zum Beispiel bei Halbleitern und Co oder höhere Energiepreise steht einer großen Nachfrage eine zu geringe Angebotsmenge gegenüber. Der marktwirtschaftliche Effekt: Höhere Preise.

Experten gehen im Wesentlichen davon aus, dass wir hier eine temporäre Folge sehen, genauer wissen wir erst in einigen Monaten, ob auch grundsätzliche Einflüsse die Inflation dauerhaft treiben.
Also, nichts Genaues weiß man nicht.

Was heißt das aber für bestehende oder neue Geldanlageentscheidungen?

Tendenziell gehen mit steigenden Preisen höhere Zinsen einher. Dadurch können Aktienkurse belastet werden, da Anleger auch ohne Aktienrisiken eine Rendite erhalten. Zumindest vorübergehend leiden auch ältere, börsengehandelte verzinste Wertpapiere: Da sie einen schlechteren Zins aufweisen, als neue Papiere, passt sich der Kurs – also der aktuelle Börsenpreis – nach unten an, sie verlieren an Wert. Diese beschriebenen Effekte, gern noch gepaart mit psychologischen Einflüssen wie Inflationsangst generell, können Unruhe ins Depot bringen.

Grundsätzlich gelten Sachwerte, zum Beispiel Immobilien, Aktien oder auch in gewisser Weise Gold, als Inflationsschutz. Allen ist gemeinsam, dass sie – unabhängig von Tageskursen – durch ihre Funktion einen intrinsischen (inneren) Wert besitzen. In der Immobilie kann ich wohnen, hinter Aktien stehen klassischerweise Unternehmen mit ihren Vermögenswerten und Gold besitzt seit Menschengedenken in allen Kulturen einen unbestrittenen Wert.

Während zum Beispiel eine Zinszusage eben „nur“ ein Versprechen ist, weisen Sachwerte unabhängig von ihrem jeweiligen Handelswert einen Wert auf.
Die Frage ist: Welchen? Wer heute massiv auf Gold setzt, weil er glaubt, die Welt stünde am Abgrund, kann vielleicht für einen 100g Barren in der Not gerade mal ein Hühnchen oder ein Brot kaufen. Das kann natürlich rettend sein, steht aber mit heutigen Goldkursen in keinem Verhältnis.

Immobilien kosten seit Jahren horrende Preise, die aber in Notzeiten keiner bezahlen wird, einfach weil das Geld vielleicht gar nicht da ist. Aber Wohnen kann ich trotzdem.

Und Aktien? Nun, Siemens gibt es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, hat reichlich Krisen, Kriege und Katastrophen erlebt, Wandel vollzogen, Kursschwankungen durchgemacht, ist aber immer noch da.

Die Ausführungen zeigen, es gibt keine „eierlegende Wollmilchsau“ – jedes Anlagevehikel besitzt Chancen und Risiken, diese gilt es zu kennen und bei Anlageentscheidungen zu berücksichtigen.

Tipp: Sollten Sie in diesen Zeiten größere Beträge anlegen wollen, informieren Sie sich bei Banken, Beratern oder machen Sie einen Finanzworkshop. Nehmen Sie sich Zeit, und lassen Sie sich nicht durch Horrorszenarien Bange machen.

Eine gute Mischung, angepasst an Ihre persönliche Situation, gern auch ein paar Goldmünzen oder kleine Barren, Klarheit über Ihre Ziele und den Zeithorizont – und Sie können bei den politischen Tagesereignissen cool bleiben!

 

©Text/ Foto/ Grafik Renate Kewenig, Finanzverstand 2021