„Betongold“ – Teure Preise, billige Zinsen

Im Vermögensaufbau und für die Altersvorsorge steht die Immobilie nach wie vor weit vorn. Die Investition ins eigene Heim ist sofort nutzbar, ein Vorteil, den andere Anlagen so nicht bieten. Gerade die günstigen Zinsen befeuern die Nachfrage, warum Miete zahlen, wenn es dafür schon den Schritt ins Eigenheim gibt. In der Wirklichkeit führt die Lage oft zu gewaltigen Schuldenbergen, das nötige Eigenkapital ist knapp und Corona tut ein Übriges: Die Krise stärkt das Vertrauen in Haus und Hof, aber Wirtschaftslage und möglicher Jobverlust schaffen Probleme. Dazu ein kurzes Gespräch mit regionalen Finanzkollegen mit langer Erfahrung in der Baufinanzierung:

Herr Peters, als Finanzpartner Voreifel befassen Sie und Ihr Kollege Herr Kuchem sich schon lange mit der Finanzierung von Immobilien. Betongold steht seit Jahren ganz oben auf der Liste der Anleger*innen. Wie sehen Sie die Zukunft des Booms?

HP: Ungebrochen anhaltend. Dadurch dass die ältere, sicherheitsorientierte Generation zunehmend Negativzinsen zahlen muss, wird vermehrt in Immobilien investiert. Niedrige Mietrenditen werden in Kauf genommen.

Die Preise gehen inzwischen durch die Decke, wie weit können junge Paare und Familien sich das leisten?

HP: Immer weniger, da die Kaufpreise durch die niedrigen Zinsen nur teilweise abgefangen werden können. Oft geht ein komplettes Einkommen für die Finanzierung drauf, Sicherheitspuffer für Unvorhergesehenes gibt es so gut wie nicht mehr. Alleinverdiener können sich den Immobilienkauf kaum noch leisten.

Inzwischen geht es ja auch um eine Prognose, ob eine Baufinanzierung tragbar ist. Stellt sich da aktuell durch Corona ein Problem?

HP: Ja, weil die Banken eine „spitz gerechnete“ Finanzierung immer kritischer sehen und der Eigenkapitaleinsatz im Verhältnis zum Kaufpreis immer geringer wird oder gar nicht vorhanden ist. Zukünftige mögliche Verdienstausfälle durch weitere Lockdowns werden vermehrt einkalkuliert.

Ich werde gerade in letzter Zeit immer öfter zu Bausparen gefragt. Welche Rolle spielen Bausparverträge heutzutage?

HP: Glücklicherweise eine geringe, obwohl die regionalen Bankenvermehrt dazu übergehen (provisionsbringende) Bausparprodukte in Immobilienfinanzierungen mit einzubauen. Dabei ist eine Bausparfinanzierung, für den Laien wenig durchschaubar, meist die teuerste Finanzierungsvariante.

Vielen Dank für Ihre Meinung!

©Text_ Renate Kewenig, Finanzverstand 2020

V, W oder L – Wo stehen wir wirtschaftlich?

Nein, dies ist kein Beitrag über Autos und „V,W“ ist kein Schreibfehler…. sondern eine Sichtweise auf die Anlagesituation in Corona-Zeiten. Zugegeben, es mag wichtigere Fragen geben: Behalte ich meinen Arbeitsplatz? Kommt die zweite C-Welle? Wie bringe ich Familie, Homeschooling, Job unter einen Hut? – und vieles mehr.

Geldanlage liegt da sicher nicht obenauf.

Aber je länger es dauert, desto eher holen uns auch die verdrängten Themen wieder ein. Es wird immer noch geerbt, Häuser werden ge- und verkauft, Abfindungen gezahlt oder eine Scheidung mit ihren finanziellen Aspekten steht an. Auch die gesetzliche Rente bleibt ein Thema.

Corona bringt umfassend die Welt durcheinander, zeigt Schwachstellen auf und verunsichert auf breiter Front. Der deutsche Aktienindex zeigt sich erstaunlich robust: Nach einer rapiden Abwärtsfahrt vom all-time-high bei 13 789 Punkten am 19. Februar, bis auf 8 441 innerhalb von vier Wochen, sehen wir nach knapp sieben Monaten schon wieder um die 13 300 Punkte.

Vergleichen wir andere heftige Crashs:
– Die „.com-Blase“ , die ab März 2000 drei Jahre sinkende Kurse mit einem Verlust von rund 70% brachte (jetzt waren es 40%!) und bis
2008 brauchte, um wieder fast das alte Niveau zu erreichen oder
– die Finanzkrise, die 18 Monate dauerte bis zum Tief bei – 50% und erst im Frühjahr 2013 wieder um die 8000 Punkte zeigte

reiben wir uns verwundert die Augen:

War das jetzt schon alles? Der Lockdown, massive Einbrüche in fast allen Wirtschaftsbereichen, Kurzarbeit – aber gute Börsen-Stimmung andererseits? Sind wir psychologisch erleichtert, nicht krank zu sein, persönlich kaum Einbußen oder vielleicht sogar eine neue ruhige, entspannte Erfahrung mit Zeit und Familie gemacht zu haben?
Oder hat die Börse recht, die immer in die Zukunft schaut und schon 6 bis 9 Monte voraus wieder alles rosig sieht? Unterschätzen wir eine drohende Pleitewelle, weil Insolvenzantragsfristen ausgesetzt sind und Milliardenbeträge retten, was zu retten ist? Nutzt die Wirtschaft die Zeit für Reformen, passt sich an moderne Zeiten an und löst endlich verkappte Probleme?

Sicher, die Wirtschaftsleistung 2020 bricht in historischem Umfang ein, ob minus 6 oder doch minus 10%, wir werden es bald wissen. Aber Kurse steigen. Verkehrte Welt?

Die Frage, ob die Wirtschaftserholung als V verläuft (starker Abschwung, steiler Aufstieg) oder als W (steiler zweiter Abschwung mit einer möglichen zweiten Welle) oder eher eine L-Formation aufweist, die eine längere Schrumpfung beinhaltet….der DAX zeigt erstmal ein V.

Jenseits aller Wirtschaftsdiskussionen: Was heißt das für die Anlage? Geht es im Herbst oder spätestens im nächsten Frühjahr wieder abwärts, vielleicht sogar längere Zeit, weil die Realitäten uns einholen? Oder laufen die Kurse, mangels anderer Anlagealternativen weiter aufwärts?

Für eigene Entscheidungen hilft eine passende Strategie: Auch diese Krise wird irgendwann Geschichte sein, bringt vielleicht sogar positive Impulse und hilft, erfolgreicher in die Zukunft zu gehen.
Das heißt für Anleger*innen: Ziele definieren, tragbare Risiken abschätzen, Zeitfenster festlegen und dann am Ende passende Berater und/ oder Produkte finden. Erstmal schrittweise investieren, sparen und Schwankungen nutzen, vor allem nicht nur auf eine Karte – zum Beispiel Immobilien – setzen. Jede Anlageform hat Vor- und Nachteile, daher hilft ein Mix, „Klumpenrisiken“ zu vermeiden, aber sich auch mal trauen! Bei einer Aktienquote von 16% in Deutschland ist noch Luft nach oben!

© Text_Foto_Grafik_FV/ RK

Finanzverstand im Interview

Pünktlich zum Wochenende erschien das neuste Interview bei den Fondsfrauen, viel Spaß beim Lesen! Ein Weintipp ist auch dabei!

Coaching online und analog möglich….der Spuckschutz ist da!

Für viele hat das Thema Geld – auch beim Coaching wo es gar nicht darum geht, Produkte zu erwerben, sondern Wissen – mit Vertrauen zu tun. Dazu gehört bisher vor allem der persönliche Kontakt. Für die, die keine Online-Formate nutzen wollen, stehen Spuckschutz, Desinfektionsmittel und verschlossenes Getränk bereit.

Vereinbaren Sie einen Termin!

 

Gesellschaft: Frauen heute – moderne Trümmerfrauen

„Ihr habt doch die Emanzipation gewollt!“ höre ich von meinem Sohn, wenn wir wieder mal über Männer und Frauen politisieren. Ohne die gesamte Geschichte der Frauenbewegung aufzurollen fallen mir einige Dinge auf:
– Frauen arbeiten heute fast alle.
In den Neunzigern waren wir berufstätigen Frauen – ich als selbständige Finanzberaterin – die „Rabenmütter“. Ständig schlechtes Gewissen, Männer fanden als Väter kaum statt, Elternzeit gab es nicht, keine Rentenpunkte für Kindererziehung (die kamen später rückwirkend) und böse Blicke von den „Hausfrauen“. Solidarität von Frauen untereinander, ein seltenes Gut.
– Wenn Frauen heute ein paar Jahre zu Hause bleiben wollen, um bei den Kindern stabile Wurzeln zu legen, treffen sie auf komische Blicke:
Warum will sie nicht arbeiten? Der alte Begriff vom „Hausmütterchen“ macht wieder die Runde und wer will schon so ein Image!!
Spielende Kinder in der Nachbarschaft (für uns damals noch Standard!) sind heute Fehlanzeige. Alle in der Betreuung!
Die Kinder selbst betreuen und erziehen? Das können Einrichtungen angeblich besser!
– Über allem schwebt die Rentenfalle: Sieht man sich die Zahlen zur Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen an, so liegt sie bei ca. 25%, wenn man die Aspekte wie Teilzeit, Karrierebrüche usw. nicht berücksichtigt. Bewertet man die Einkommen unter gleichen Voraussetzungen (gleiche Ausbildung, gleicher Werdegang, gleiche Arbeitszeit usw.) zeigt sich der rein geschlechtsspezifische Einkommensunterscheid: er liegt bei ca. 6%.. Das ist auch noch schlimm genug, aber der wichtige Grund für den „pay gap“ liegt an der mangelnden Wertschätzung von Haus- und Familienarbeit.
Haben Frauen also die Wahl? Angesichts praktisch nicht bestehender Unterhaltsansprüche im Scheidungsfall, beruflicher Nachteile durch Familienarbeit, niedrigerer Einkommen und damit auch geringerer Rentenansprüche kann von freier Wahl nicht die Rede sein.
Die Entscheidung, im häuslichen Umfeld tätig zu sein, kostet finanziellen Spielraum. Mit einem Einkommen als Familie gut zu leben erfordert, manches nicht zu tun.
Warum ich jetzt, wo die großen Fragen durch Corona & Co. gestellt werden, mit der „ollen Kamelle“ komme?
Weil mir immer wieder das Bild der modernen Trümmerfrau in den Sinn kommt. Wenn es gerade mal sein muss (Arbeitskräftemangel zum Beispiel), werden die Frauen mit dem Hinweis auf ihren Emanzipationswillen in die Arbeitswelt gezogen.
Was mich daran stört? Es hat sich (fast) nichts geändert, geschweige denn gebessert! Frauen haben heute wie damals nicht die Wahl. Wenn Familie gewollt ist (und über mangelnde Kinderzahl wird ja politisch ständig lamentiert, Demographie, Zuwanderung und so…) bekommt nun mal frau die Kinder. Will sie beruflich wettbewerbsfähig bleiben, muss sie so schnell wie möglich wieder in den Arbeitsprozess.
Da Unterhalt im Scheidungsfall nach heutigem Recht praktisch Fehlanzeige ist, hilft auch gegen dieses Risiko nur eine durchgehende Erwerbstätigkeit.
Das Ergebnis: Zwei arbeitende Partner*innen, Stress für alle von morgens bis abends. Teure Kinderbetreuung, hohe Wohnkosten, delegierte häusliche Aufgaben resorbieren das Plus an Familieneinkommen und bescheren oft ein schlechtes Gewissen. Doch das Gesellschaftsmodell kennt auch viele Profiteure: Reinigungsdienste, Pflegedienste, Kitas, Vermieter, die höhere Mieten durchsetzen können und vieles mehr.
Damit ich richtig verstanden werde: Ich möchte eine echte Wahlfreiheit für Frauen und gern auch für Männer. Kein entweder/ oder, Karriere oder Familie, sondern eine umfassende gesellschaftliche Akzeptanz und Wertschätzung, wenn sich jemand für die wichtigen Aufgaben im häuslichen und familiären Umfeld entscheidet.
Während Kinder als höchstes Gut betrachtet werden, führen die übrigen häuslichen und familiären Aufgaben ein Schattendasein. Lieber BWL als Hausarbeit!
Hygiene, Wäschepflege, gesunde Ernährung, Vorratshaltung, Haushaltsplanung und -finanzen…allein diese Themen füllen schon ein Arbeitsleben, immerhin gab es mal den Beruf der Haushälterin. Da reden wir noch nicht von Kinderbetreuung und Erziehung. Von Homeschooling ganz zu schweigen.
Wer weiss denn heute noch, wie unterschiedlich Wolle, Seide, Baumwolle, Leinen gewaschen und gebügelt werden? Pullover verfilzt? Schnell neu bestellt für 15 Euro!
Hygiene – nicht zu viel und nicht zu wenig – ist für viele heute ein Fremdwort. Ein Saugroboter allein wird es wohl nicht richten. Der Vormarsch in Frankreich an Bettwanzen in Haushalten und Hotels spricht Bände!
Wir führen eine Ampel ein, den Nutri-Score, damit unsere Gesellschaft gesünder lebt. Grundwissen zu Ernährung: verloren gegangen. Wieder bildet sich ein neues Geschäftsfeld, mit dem sich Geld verdienen lässt. Aber wer hat nach einem acht Stunden Tag plus Arbeitswege noch den Nerv, sich intensiv um Einkauf und Kochen zu kümmern? Da hilft „Rot, Gelb, Grün“.
Nicht zuletzt – sondern eigentlich am Anfang – steht der Umgang mit Finanzen. Konsum überall, wer mithält ist happy, nach aussen die richtigen Marken zeigen und alles passt!
Aber: Geldanlage beginnt beim Haushalten. Vom Ausgeben wird man nicht reich. Was für altbackene, langweilige Sätze. Gääähn! Trotzdem stimmen sie und den Umgang mit Geld üben wir schon in der Familie. Wie war das nochmal mit der Überschuldung von Haushalten? Junge Menschen, die schon durch Handy & Co. einen negativen Eintrag in der Schufa aufweisen? Der Einfluß der Verbraucher auf die Wirtschaft ist gewaltig!
Zwei kurze Beiträge bestärkten mich, die Bedeutung „alten Wissens rund um Haus und Familie“ aufzugreifen: Kürzlich begegnete mir eine Notiz im „Panorama“ des Bonner General Anzeiger*: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis habe im ARD Magazin Kontraste festgestellt, dass Frauen sicher gern mehr zu Hause blieben, wenn das Geld reichen würde. Im Haus gebe es nicht nur langweilige Dinge, sondern „…die Wäsche gut zu sortieren bedeutet weniger Konsum.“
Ein weiterer Aspekt begegnete mir in einem Bericht über die Studie von Professor Streek, Uni Bonn zur Übertragbarkeit von Coronaviren und ihrer Haftung auf Oberflächen. 2-3 Tage auf Kunststoff und Edelstahl! Hier ist häusliches Hygienewissen gefragt!
Betrachten wir die vielfältigen Aufgaben rund um Haus und Familie mit neuen Augen! Rentenpunkte in Höhe des Durchschnittseinkommens über die gesamte Dauer der Familienarbeit unterstreichen die Bedeutung und wären politisch ein Schritt in die richtige Richtung. Schaffen wir eine echte Wahl!
*GA Ausgabe 6./7. Juni 2020, S. 40
© Finanzverstand Renate Kewenig

Video-Tipp: Wenn das Geld knapp wird….

Gerade steht bei vielen nicht Geldanlage, sondern weniger monatliches Einkommen auf der Agenda. Wie Sie jetzt Ihre monatlichen Verpflichtungen anpassen besprechen wir im neuesten Video 

Was sind Corona-Bonds?

Die Corona-Bonds haben uns veranlasst, ein neues Video zu produzieren: Wer mehr wissen will, bitte reinsehen über YouTube!