Negativzinsen – Was tun, wenn die Bank nervt?

  Sicherheit ist wichtig, besonders deutsche Kunden stehen darauf.  Wie oft liegt vermeintlich bald gebrauchtes Geld noch nach Jahren „herum“. Geparktes Geld auf der hohen Kante – gerade Kunden, die mehr als 100.000 Euro auf der Bank haben, sehen sich zunehmendem Druck durch das Institut gegenüber. Entweder schlagen sie vor, Beträge die Rücklage als Bargeld zu verwahren – natürlich auch gegen Verwahrentgelt – oder kündigen sogar Vermögenden, wenn diese einer Gebührenregelung nicht zustimmen. So jüngst die Postbank.

Viele pflegen schon Jahrzehnte eine beständige Bankbeziehung und haben darum umso weniger Verständnis für ein derartiges Gebaren.

Eigentlich dienen die Bankeinlagen dazu, als Kredite wieder in den Markt zu gelangen. Über den Zins erzielen die Banken Einnahmen. Dieser Mechanismus funktioniert schon lange nicht mehr: Banken lagerten überproportional Gelder bei der Zentralbank, was zur Einführung des so genannten Strafzinses führte. Dieser wird zunehmend an die Kunden und Kundinnen weitergegeben.

Da dieser Mechanismus alle Institute betrifft, fällt Ausweichen schwer.

Lösungen:

– Beträge aufteilen auf mehrere Institute, um dort unter der „Schallgrenze“ zu bleiben und Zusatzkosten zu vermeiden. Etwas aufwendig, wenn dafür Konten bei neuen Instituten eröffnet werden müssen.

– Bei der Auswahl der Institute auf die Einlagensicherung achten!

– Nur den wirklich kurzfristig (bis maximal drei Jahre) notwendigen Teil auf Konten parken. Darüber hinaus gehendes Kapital nach Risiken und Zeitfenstern gestaffelt investieren z.B. in ein Fondsdepot.

Hierfür passende Beratung nutzen oder selbst schlau machen, zum Beispiel durch ein Coaching, dass hilfreiches Wissen vermittelt, um weitere Schritte zu veranlassen. Nutzen Sie auch Angebote im Rahmen von Bildungsurlaub!

©Text/ Foto/ Grafik Renate Kewenig, Finanzverstand 2022

Bildungsurlaub: Ohne Moos nix los!

Bezahlter Urlaub um schlau zu werden: der Bildungsurlaub. Von Mittwoch bis Freitag befasst sich das Seminar mit Geldanlage, Altersvorsorge & Co. Wenn Sie im Raum Bonn leben und/ oder arbeiten, nutzen Sie das Angebot und melden Sie sich an!

Details und Anmeldung finden Sie hier!

Roboadvisor – Alternative der Zukunft Teil II

In einem Interview mit Klaus-Dieter Erdmann, der unter anderem als geschäftsführender Gesellschafter der MMD Analyse & Advisory GmbH tätig ist, die vermögensverwaltende Produkte analysiert und einordnet, werfen wir für unseren Finanzfit®-Blog einen Blick auf die digitale Anlagewelt:

Wie schätzen Sie das Wachstumspotential von Robos in den nächsten 5 Jahren ein?

Ich denke, dass durch die aktuellen Entwicklungen die Digitalisierung und auch die Akzeptanz für digitale Finanzdienstleistungen, wozu auch die Robo-Advisor zählen, weiter wächst. Sollten keine groben Fehler auftreten – z.B. dass die IT bzw. der Robo-Advisor nicht funktioniert – sollte dementsprechend weiteres Wachstumspotential vorhanden sein. Auch wenn nicht alle Robo-Advisor wirklich gute Ergebnisse liefern.

 

Welche Altersgruppe nutzt bisher Robos am meisten?

Laut Bericht von Citywire * werden Robo-Advisor vor allem in der Altersgruppe 30-49 Jahre genutzt.
*Anmerkung: Umfragegesellschaft Nieseln im Auftrag des Robo Advisors Moneyfarm

 

Was macht einen guten Robo aus?

Ein guter Robo sollte auf jeden Fall individuell bzw. differenziert vorgehen. Leider bilden die meisten Robos nur einen standardisierten Fragenkatalog ab, der den Kunden schlussendlich vorgefertigte Modellportfolios vorschlägt. Und die werden leider derzeit oftmals nach nicht langfristig funktionierenden Ansätzen gebildet. Auch die weitere Betreuung nach dem Abschluss sollte gewährleistet sein.

 

Aus der Sicht von Beratern und Banken: Liegt im automatisierten Geschäft die Zukunft?

Da wo es sinnvoll ist, kann man auf jeden Fall automatisieren und standardisieren, um Prozesse und Strukturen schlank und effizient und damit verbunden auch Kosten niedrig zu halten. Also beispielsweise in der Abwicklung von Prozessen. Da jeder Kunde individuell ist, lässt sich m.E. die Beratung nicht automatisieren, aber möglicherweise unterstützen, sodass mehr Zeit für eine qualitative Beratung da ist.

 

Aus der Sicht von Kunden: Wie wichtig ist der persönliche Kontakt? Bisher galt die Finanzberatung als People’s Business…

Das nehmen wir auch immer noch so wahr. Auch bei Robos gilt es, dass viele erst die Menschen und das Unternehmen dahinter kennenlernen möchten. Vor allem in Krisenzeiten bewährt sich ein persönlicher Ansprechpartner.

 

Was ist Ihr innovativer Beitrag zum Robo-Geschäft?

Wir selbst haben zwei Angebote für digitale Kapitalanlagen aufgenommen. Einmal eine „passive“ Lösung mit ETFs und eine „aktive“ Lösung, die digitalen Zugang zu renommierten Vermögensverwaltern zu günstigen Konditionen bietet.

 

Halten Sie mehr Finanzbildung für zwingend bei den Nutzerinnen und Nutzern oder gilt auch hier der Vertrauensbonus, wie früher zum persönlichen Berater?

Ja, mehr Finanzbildung schadet auf jeden Fall nicht, um Produkte und auch eine (Robo-)Beratung bewerten und darüber diskutieren zu können. Aber es muss sich auch nicht jeder Kunde als Experte ausbilden. Dafür ist das Spektrum im Finanzbereich viel zu groß. Ein gutes Netzwerk mit jeweiligen Experten kann helfen.

 

Sind Robo-Kunden in Bezug auf Falschberatung genauso geschützt durch Zulassung der Anbieter und Haftungsregeln oder gilt hier höhere Wachsamkeit, weil Kunden alles selbst veranlassen?

Das ist natürlich eher eine Frage für einen Juristen. Soweit ich das beurteilen kann, gibt es in Bezug auf die Haftung durchaus Unterschiede sowohl zwischen einer klassischen Finanzberatung und einem Robo wie auch zwischen den unterschiedlichen Robos. Das hängt u.a. davon ab, mit welcher Lizenz bzw. mit welcher Finanzdienstleistung (Execution only, Anlageberatung, Vermögensverwaltung) der Robo agiert. Hier lohnt es sich für den Anleger schon, genauer hinzuschauen.

 

Was wünschen Sie sich für die Robo-Idee?

Meines Erachtens ist das Angebot, welches wir am Markt haben, mehr als ausreichend. Bei manchen wünsche ich mir mehr Transparenz und grundsätzlich gewisse Standards, zum Beispiel eine einheitliche Darstellung mit gängigen Kennzahlen, damit auch Anleger schnell und einfacher vergleichen können. Wir selbst würden gern auf unserer Plattform Asset Standard Robo-Advisor vergleichbar machen, wie wir es für die vermögensverwaltenden Fonds schon interessierten Anlegern und Beratern zur Verfügung stellen.

 

Vielen Dank für das Interview!

 

 

©Text/ Foto/ Grafik Renate Kewenig, Finanzverstand 2020

Roboadvisor – Alternative der Zukunft?

Das Kunstwort „Roboadvisor“ begegnet Anlegerinnen und Anlegern in den letzten Jahren immer öfter: Es setzt sich zusammen aus den englischen Begriffen für „Roboter“ und „Berater“. Aber funktioniert Individualität durch Technik?

Der Trend entstand in den USA nach der Finanzkrise, nachdem die Branche massiv Vertrauen verloren hatte und findet auch bei uns immer mehr Freunde. Die Idee kombiniert automatisierte Prozesse mit niedrigen Kosten für die Produkte und Dienstleistungen.

Im Kern nutzen Anleger einen softwaregestützten, stringenten Weg, der ihre Daten abfragt und passende Depotvorschläge generiert. Depoteröffnung und Investition erfolgen relativ einfach, ein Online-Zugriff auf die Depots ermöglicht Durchblick zu jeder Zeit.

Anbieter benötigen klassische Zulassungen, je nach Tätigkeit: Geht es „nur“ um die Beratung und Vermittlung von Investmentfonds – übrigens einschließlich ETF’s – unterliegen sie der Gewerbeordnung, agieren sie darüber hinaus und verwalten Depots für ihre Kunden, benötigen sie eine Zulassung nach dem Kreditwesengesetz.

Für Kunden immer interessant: Die Haftung – wer trägt also die Verantwortung, wenn eine Anlage nicht passt? Das kommt darauf an: Erteilt ein Kunde einen konkreten Auftrag für selbst gewählte Produkte – eine „execution only“, der Anbieter führt also nur aus – gilt die eigene Verantwortung.

Als Beispiel: Die Auswahl von Anlageprodukten bei einer Direktbank im eigenen Depot, seien es aktive Investmentfonds, ETF’s oder Aktien. Falsch gewählt? Pech gehabt.

Robos setzen immer eigene Daten voraus, neben den allgemeinen wie Name, Adresse auch individuelle: Anlagehorizont, Anlagebetrag oder Risikofragen. Durch diese Datenerfassung – in der persönlichen Finanzberatung seit Jahren gesetzlich vorgeschrieben – erfüllen die Online-Datenstrecken die Kriterien einer Online-Beratung, die individuell passende Produkte vorschlägt und damit greifen die entsprechenden Haftungsregeln. Für Verbraucher eine gute Nachricht.

Die noch jungen Fintechs und auch etablierte Banken, die zunehmend Roboadvisory anbieten, parieren damit die rechtlichen Anforderungen der Beratung und den entsprechenden Aufwand. Über standardisierte, kostengünstige und relativ schlanke Wege erfüllen sie Auflagen und „managen die Kunden“. Aber auch klassische „menschliche Berater“ kommen schon seit Jahren nicht mehr ohne eine hochwertige Software aus, die Prozesse und Entscheidungen erleichtert und dokumentiert. Der Kostendruck führt zu Lösungen, die der Finanzbranche bei sinkenden Einnahmen ein rentables Geschäftsmodell erlauben. Tausende Bankberater suchen gerade neue Jobs, da die gesamte Branche im Umbruch ist. Das ebnet Alternativen den Weg.

Sind Robos für Verbraucher die besseren Berater? Da drängt sich gleich der schöne Spruch „Garbage in – garbage out“ (Müll rein – Müll raus) auf – die Qualität der Depot- und Produktangebote hängt von der Auswahl, der Programmierung und den Menschen dahinter ab. Günstige und vor allem transparente Kosten stellen ein gewichtiges Kaufargument dar – Verbraucherschützer weisen immer wieder darauf hin. Für die Beraterbranche gilt: Je geringer der individuelle Aufwand pro Kunde, unter anderem durch lange und/oder viele Beratungsgespräche, desto eher kann trotzdem Geld verdient werden. Und seien wir ehrlich: Für ähnliche Kunden eignen sich auch ähnliche Lösungen. Intelligente Konzepte, die viele Depotstrukturen anbieten, Risikokontrolle berücksichtigen und damit zwar automatisiert, aber trotzdem individuell agieren, finden zu allererst bei jüngeren, technikaffinen Menschen Zuspruch, aber sicher auch bald in weiteren Zielgruppen. Der Markt entscheidet in den kommenden Jahren, in welchem Maße die neuen Lösungen Marktanteile erringen. Besonders in schwierigen Börsenzeiten trennt sich hier die Spreu vom Weizen.

Fazit: Was hier in Deutschland erst beginnt, löst vielleicht das Problem, das „normale Anleger“ kaum noch gute Beratung vorfinden, weil sie sich für die Branche vermeintlich nicht lohnt. Aber nur wenige Kunden – auch wenn künftig mehr Finanzbildung stärker über Chancen und Risiken aufklärt – legen am Ende selbst ihre Gelder an. Zu wenig eigene Kompetenz oder einfach nur Arbeitsteilung bescheren der Finanzbranche auch künftig Kunden. Eine Standardisierung ermöglicht gute Finanzlösungen für Alle. Im Ursprungsland der Roboadvisors, den USA, gehört auch die Anlage größerer Beträge über Online-Wege zum Alltag. Wenig Zeit und niedrige Kosten treiben die Nachfrage auf Kundenseite. Wenn die Ergebnisse stimmen, stärken sie den Ruf und die Akzeptanz moderner, technisch unterstützter Finanzberatung.

©Text/ Foto/ Grafik Renate Kewenig, Finanzverstand 2020

KLASI®-Prinzip – „Eselsbrücke“ für erfolgreiche Geldanlage

Spontan, flexibel, intuitiv – moderne Zeiten verlangen viele Eigenschaften, um Beruf, Familie und Freizeit gerecht zu werden. Doch was heißt das für Geldanlage? Vergleichen wir mit den Anlagen unserer Eltern und Großeltern: Sparbuch, Kapitallebensversicherung und Immobilie standen ganz weit oben, sicher und beständig.
Bei den Depotstrukturen großer, institutioneller Anleger in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts dominierten Anleihen und Aktien, das scheint aus heutiger Sicht einfach. Inzwischen leben wir in schnellen Zeiten, Computerhandel beschleunigt Kurse und Zinsen rückten in weite Ferne. Der Wunsch nach Rendite undStabilität führt nicht nur zu einer breiten Streuung innerhalb einer Anlageklasse, zum Beispiel bei Aktien, sondern auch über alle Anlageklassen hinweg: Rohstoffe, Kreditinvestments, Infrastruktur, außerbörsliche Beteiligungen, das Anlageuniversum ist riesig, die Welt hat sich verändert.

Und wie stehen die Privatanleger da? Etwas hilflos, wie es scheint. Einem unglaublichen Produktangebot, verschiedenen Interessen und digitalen Kanälen ausgesetzt, horten deutsche Sparer ihr Geld vor allem auf Sparbüchern und Girokonten – und das bei praktisch Nullzinsen. Was bedeutet das? Auch wenn der Betrag auf dem Konto gleich aussieht, die Inflation nagt an der Kaufkraft.

Um das eigene Kapital wachsen zu lassen, helfen eigenes Finanzwissen, strukturiertes Planen und Umsetzen. Statt spontan, flexibel und intuitiv irgendwelche Finanzangebote einzukaufen, nutzen Sie das KLASI-Prinzip.

Hinter jedem Buchstaben verbirgt sich ein wichtiger Schritt für die eigene Geldanlage:

K – für Kassensturz: Etwas Arbeit macht es, genau hinzuschauen und eine kleine, persönliche Einnahmen-Ausgaben-Bilanz zu erstellen. Online-Helfer unterstützen dabei und einmal erstellt, erleichtert der Überblick künftige persönliche Finanzentscheidungen.

L – für Liquidität: Viele kennen sie noch, die Daumenformel „2 bis 3 Monatsgehälter“ als Reserve für kurzfristige Ausgaben. Individuell unterschiedlich, aber immer wichtig, um im Notfall nicht an gebundene Anlagen zu müssen. Beträge für ein bis drei Jahre sollten ein kleines Plus bringen, ohne Schwankungsrisiken.

A – für Absichern: Bevor Geld angelegt werden kann, müssen Basisrisiken erkannt und bearbeitet werden. Brauche ich eine Absicherung für den Todesfall? Wie sieht die Altersvorsorge aus? Was ist mit Hausrat, Haftpflicht und Rechtsschutz? Reicht die gesetzliche Pflegeversicherung im Rahmen der Krankenkassebeiträge oder soll die Pflege privat aufgestockt werden? Dabei spielen nicht nur private, sondern auch berufliche Risiken, zum Beispiel bei Unternehmern eine Rolle.

Nachdem die Basis gelegt und klar ist, welche Gelder gebunden sind und für die täglichen Ausgaben sowie mögliche Risiken gebraucht werden, kommt die Kür:

S – für Strategie: Zum Anlageprozess gehören verschiedene Schritte, wie Zeithorizont, Anlagebetrag, Ziele, Renditeerwartung, Risikobereitschaft und die Umsetzung. Auch wenn bei der Anlage später Berater ins Spiel kommen sollen, bereiten Sie sich vor:

Wie ticke ich? Macht mich ein kurzfristiger Kursverlust nervös oder kann ich das einordnen? Welche Anlageziele gibt es und was ist mir wichtig? Spielt Nachhaltigkeit eine Rolle? Macht Geldanlage Spaß, soll sie in Eigenregie erfolgen? Will ich die Bank oder unabhängige Beratung nutzen? Bin ich technikaffin und setze auf Onlinelösungen?

Ist diese Kür bearbeitet, sind die Informationen gesammelt und die Fragen gelöst, kommt der finale Schritt (der oft viel zu lange heraus gezögert wird!):

I – Investieren: Immer wieder zeigt sich, dass dieser Schritt nicht folgt. Zugegeben, Geldanlage ist eine Entscheidung, die Folgen hat: Anlagebeträge verändern sich…hatte ich eben noch 100.000 Euro Erbschaft auf dem Tagesgeldkonto habe ich anschließend vielleicht Gebühren bezahlt, Ausgabeaufschläge oder Beratungshonorare wurden fällig. Eine gute Vorbereitung, klare Ziele und passende Umsetzung helfen, die eigenen Vorstellungen zu erreichen.

Fazit: Theorie und Praxis sind zwei Paar Schuhe. Aber der Schritt vom Sparer zum Anleger führt zu einer erfolgreichen finanziellen Vorsorge. Wer ihn nicht geht, leistet der eigenen Altersarmut Vorschub. Staatliche Vorsorge schwächelt und persönliche Verantwortung muss sein.

Trauen Sie sich, bringen Sie Struktur in ihre finanziellen Pläne und ordnen Sie Ihren Zielen und Möglichkeiten die passenden Anlagen zu. Es lohnt sich!

©Text/ Foto/ Grafik Renate Kewenig, Finanzbilderin, Finanzverstand 2020

Der Renommier-Index DAX 30: Verliert er an Vertrauen?

Diese Woche wird der DAX (endlich) sein spektakuläres Schmuddel-Mitglied Wirecard los….bisherige Kriterien für den Leitindex reichten wohl nicht aus, um die Familie der 30 größten und damit den Markt stark beeinflussenden, börsennotierten Unternehmen von fragwürdigen Entwicklungen frei zu halten.

Genau wie man sich fragen kann, was eine Deutsche Bank mit ihren jahrelangen Skandalen noch in der ersten Liga macht, gerät nun der mögliche Nachrücker ins Blickfeld: Die Zukunft in Form von Delivery Hero (Held klingt immer gut!), der Berliner Online-Plattform für Essensbestellungen, die weltweit agiert? Oder die  – vielen sicher wenig bekannte – Alternative Symrise, einem Aroma- und Duftstoffspezialisten aus Norddeutschland? Während der eine mit fast 700 Mio USD Umsatz weltweit (in Deutschland selbst mit dem Kerngeschäft nicht mehr vertreten) noch rote Zahlen schreibt, also keinen Gewinn erzielt, geschweige denn Dividende zahlt, besticht der andere durch ein (vielleicht auf den ersten Blick langweiliges) profitables Geschäftsmodell, das wir alle überall wieder finden. Ob der Minzgeschmack der Zahnpasta oder der betörende Parfumduft, überall mischt Symrise mit – und zwar mit Gewinn. Morgen wissen wir es, zum Ende der Woche gibts die neue Zusammensetzung des DAX.

Für ETF-Anleger werden die Indexprodukte automatisch angepasst, dafür bleiben sie auch bis zuletzt dabei. Nur gut, daß der Einfluss von Wirecard auf den Index nicht zu stark durchschlug, zum Schluß unter ferner liefen. Aktive Fonds konnten – und haben es auch – viel eher reagieren und den Zahlungsabwickler aus ihren Fonds-Portflios entfernen.

In Zeiten, wo in vielen Medien die Aktienanlage über ETF’s und Dividenden als Patentlösung für private Geldanlage gepriesen werden, erlebten Wagemutige – ähnlich wie damals bei Telekom – wie sich ihre Depotposition in Luft auflöst. Vertrauen schafft das nicht.

Da richtet sich doch der Blick in Richtung DAX 50 ESG, der 50 Werte aus den Segmenten DAX30, MDAX und TecDAX enthält. Zwar schlagen auch hier die Schwergewichte des Leitindex stark zu Buche, aber über die zusätzlichen Nachhaltigkeitskriterien schaffen doch einige nicht den Sprung ins neue Segment. Wenn sich der Gedanke „Gewinn mit gutem Gewissen“ weiter durchsetzt, dann gibt es Hoffnung auf ein besseres Gewissen bei der Aktienanlage – und auf nachhaltigen Erfolg für Privatanleger.

Hinweis: Die Recherche erfolgte nach bestem Wissen und Gewissen, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellt keine Anlageberatung dar, sondern dient der Information. Anlagen sollten immer individuellen Voraussetzunge und den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.

© Finanzverstand Renate Kewenig

 

 

Neu: Online – Themen – Workshops ab Oktober

Nicht Jede und Jeder will gerade einen größeren Betrag aus Erbschaft, Versorgungsausgleich oder Lebensversicherung anlegen und sucht ein Gesamtcoaching, sondern es stehen eher einzelne Themen auf der Agenda. Daher stehen ab Oktober kurze
OnlineThemen – Workshops zur Verfügung!

Für 1 – bis 3 Personen

Dauer: 90 Minuten

Termine: Nach Vereinbarung, buchen Sie Ihre passende Zeit!

Themen:
Das KLASI-Prinzip – schrittweise zur eigenen Geldanlage

Investmentfonds kompakt

Nachhaltig Vermögen aufbauen: Kinder, Rente, Hauskauf

Spezial
Für Investmentclubs oder Aktieninteressierte: Aktienauswahl – Worauf kommt es an?

Ihr Thema ist nicht dabei? Sprechen Sie uns an, die Liste ist nicht abschließend.

 

Kosten: 75 € pro Person, inkl. ges. MwSt
Das Coaching findet mit Blizz statt, der Link wird nach Zahlung der Rechnung individuell zugemailt und berechtigt zur einmaligen Teilnahme. Die Kosten schließen ein kleines handout mit ein.

Anfrage und Anmeldung unter kewenig@finanz-verstand.de

Infos zur Referentin über www.finanz-verstand.de

Entspannt mit Geld: Selber anlegen oder nicht?

Kennen Sie das auch? Gingen wir früher zum Arzt verließen wir uns meist auf sein/ihr Urteil und folgten dem Rat. Heute erlebe ich, dass Maßnahmen erläutert werden, aber die Entscheidung liegt bei mir. Zugegeben, informieren, verschiedene Meinungen einholen scheint einfach und selbstverständlich, aber werde ich dadurch zum Experten? Kann ich Risiken besser abschätzen? Ich denke nicht. Lebenssachverhalte sind heute vielfältiger, damit die Anforderungen an uns als Bürger, Verbraucher, Menschen höher und oft dicht an der Überforderung. Falsche Entscheidung getroffen? Pech gehabt, Sie hatten ja die Wahl.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Die Entwicklung beobachte ich seit Jahren auch in der Finanzbranche. In der Absicht, Verbraucher zu schützen, überhäufen Berater ihre Kunden mit Informationen, Sie als Kund*in bestätigen, den Inhalt erhalten und verstanden zu haben, aber ist das so?

Meine Erfahrung ist, dass mehr Wissen auch dazu führt, Beratung zu wählen. Das Wissen ist nützlich, weil ich eher verstehe, was angeboten wird. Aber, Berater sind „vom Fach“ und beachten Sorgfaltspflichten und haften für ihr Tun.

Selber anlegen geht nach meiner Einschätzung gut für die Menschen, die Spaß am Thema Geld haben (die wenigsten) oder wenn es um relativ einfache Sachverhalte geht: Ein Sparplan fürs Kind oder auch für die eigene Altersvorsorge, überschaubare Beträge anlegen klappt auch noch selbst.

Geht es aber um große Summen, plädiere ich für die Kombi „eigenes Wissen und Berater*in“. Einerseits geht es darum zu verstehen, worum es geht, selbst die richtige Vorbereitung zu treffen, die Argumentation und die Vorschläge einordnen können. Andererseits gibt es fachliche Regeln, Berufserfahrung und Methoden, die erfolgreiche Investition erleichtern.

Was das Ganze mit Entspannung zu tun hat? Meine Erfahrung aus der Beratungszeit ist, dass Anleger*innen mit Kursschwankungen an den Märkten – und damit auch im Depot – umso gelassener umgehen, je besser die Strategie erarbeitet ist. Wer weiß, wie welche Anlageform reagiert und welche Funktion sie im Vermögensaufbau erfüllt, kann Dellen besser verkraften. Das gilt natürlich für Selbst-Anleger*innen, genauso wie für Beratungskund*innen. Vertrauen zum Berater ist gut und notwendig, aber immerhin ist es das eigene Geld und altruistische Motive bei Beratern sind eher selten. Da außerdem auch hier immer „selbst“ entschieden wird (wer unterschreibt die Aufträge, wer den Verwaltervertrag?) hilft es, die Arbeit, aber nicht das Wissen zu delegieren.

Übrigens: Der BVI (Bundesverband Investment und Asset Management e. V.) hat im Juni eine aktuelle Statistik zu Wertentwicklung von Fondssparplänen veröffentlicht. Sie zeigt echte Ergebnisse über 10 und 20 Jahre, belegt, was möglich ist und gibt einen Einblick in wichtige Fondskategorien, die das Rückgrat einer Depotstruktur bilden können.

© Text_Foto_Grafik_FV/ RK

KLASI-Prinzip: Renate Kewenig im Interview

Im Interview mit Anke Pauli von den geldfreundinnen zum Thema KLASI-Prinzip

Finanzberater – Wer, was, wieviel?

Geldanlage – für manche ist und bleibt es ein Buch mit sieben Siegeln…
Auch wenn das Ziel von Finanzverstand ist, Anleger* „schlau“ zu machen, kann das auch bedeuten, Investments gerade nicht selbst zu tätigen, sondern mit dem erworbenen Wis-sen bei einem Finanzberater die „richtigen“ Fragen zu stellen, gut vorbereitet zu sein und eigene Ziele über diesen Weg zu erreichen. Aber wer tummelt sich da so?
Wer steckt hinter dem Begriff  „Finanzberater“?
Gleich vorneweg, der Begriff an sich ist nicht geschützt. Qualifikationen über Aus- und Weiterbildungen sind zahlreich: Bankkaufmann/ -frau kennen wir alle, aber auch Finanz-wirte, Finanzanlagenvermittler, Honoraranlagenberater……und noch einige mehr finden sich. Nähern wir uns dem Thema zunächst über die Tätigkeit:
Es geht um die Beratung und den Zugang zu Geldanlageprodukten, also zum Beispiel um die Vermittlung von In-vestmentfonds (schon öfter erklärt: Investmentfonds bezeichnen sowohl aktiv gemanagte Sondervermögen, als auch die börsengehandelten, indexabbildenden ETF’s).
Ein weiterer Unterschied findet sich in der Beschäftigung, ein Finanzberater kann angestellt tätig sein, zum Beispiel bei einer Bank oder einem Finanzinstitut (jeweils mit einer Zulassung nach dem Kreditwesengesetz) oder auch bei einem großen Unternehmen mit einer anderen Zulassung. Als angestellter Berater richten sich Art und Umfang der Tätigkeit nach den Maßgaben des Arbeitgebers, es gibt praktisch keine eigene Entscheidungsmacht.
Daneben finden sich selbständige Finanzberater, also unternehmerisch tätige Personen. Das können kleinere „Einzelkämpfer“ sein, oder auch größere Unternehmen. Wer es genau wissen will schaut sich die Zulassungen an (im Impressum der Internetseite oder in der Erstinformation).
Habe ich also eine Person als „Finanzberater“ vor mir stellt sich die Frage, für wen arbeitet sie, wie ist der Status.
Bei Angestellten (Auftritt, Büro, Visitenkarte …) ist es relativ einfach.
Andere selbständige Berater unterscheiden sich auch durch ihren Status :
Handelt es sich um Ausschließlichkeitsvertreter, die nur für ein einziges Unternehmen tätig sind (wobei da heute auch die Produktpalette schon breit sein kann), um einen Mehrfachagenten, der für mehrere Unternehmen tätig ist oder sogar um einen Makler.
Der Maklerstatus besagt, dass der Berater juristisch betrachtet auf der Seite des Kunden steht, in seinem Interesse handelt und nicht im Interesse eines bestimmten Unternehmens.
Jetzt können wir uns noch die Vergütung ansehen:
Entweder Gehalt (angestellt) oder über Provision (die Vergütung erfolgt aus dem „verkauften“ Produkt heraus), eine weit verbreitete Form der Bezahlung. Ergänzt werden kann sie durch Honorarvereinbarungen.
Wenig vertreten bisher ist die Vergütung von Beratung, eventuell Vermittlung und Betreuung rein auf Honorarbasis. Hier ist die Unabhängigkeit am größten, da der Maklerstatus verbunden ist mit einer Vergütung, die sich an der Dienstleistung orientiert. Für Hono-rarberater sind Provisionen aus Produkten heraus verboten, sowohl bei der Vermittlung, als auch aus den bestehenden Beständen. Erfolgreich arbeiten unabhängige Honorarbera-ter, die transparente Geschäftsmodelle und Leistungen anbieten.
Als wäre das nicht schon verwirrend genug, was sind dann ein Roboadvisor oder ein Finanzcoach?
Roboadvisors entstanden einerseits als Folge der modernen, einfacheren digitalen Wege, aber vor allem auch als Konsequenz aus der starken Regulierung des Beratermarktes. In dem Kunden alles selbst eingeben und dann zum Beispiel ein voreingestelltes, vorgeschla-genes Depot auswählen, verfügen die Anbieter über einen zusätzlichen Vertriebsweg ohne Beratung. Keine Haftung, kaum Kosten auf der Vertriebsseite, praktisch und günstig für Anleger, die allerdings komplett selbst verantwortlich sind, auch für Fehler.
Die Einordnung des Anbieters läuft vergleichbar der oben dargestellten Zulassung und Organisation.
Finanzcoach ist ein ebenfalls nicht geschützter Begriff. Diese noch junge Bezeichnung fällt, zumindest bisher, nicht unter die Regulierung, es gilt genau hinzuschauen:
Woher kommt die Qualifikation? Was wird geleistet? Geht es bei dem „Coaching“ eigentlich um Kundengewinnung für Produkte? Womit wird Geld verdient? Handelt es sich um ein „echtes“ Coaching – oder auch Finanzbildung – bei dem die Leistung in der Schulung, Zieldefinition und Stärkung der Coachees liegt? Wie transparent sind Angebot und Preise?

Fazit: Was ist nun gut und was ist Anlegern zu empfehlen? Leider ist die Antwort: Das kommt darauf an.
Auch mit Provisionsvergütung können eine gute Beratung und ein breites Produktangebot gegeben sein. Wem unabhängige Leistung wichtig ist wählt eher Honorarberater oder lässt sich einfach erstmal nur schlau machen – dann fallen alle weiteren Entscheidungen leichter!

© Finanzverstand Renate Kewenig
*Die Verwendung der maskulinen Schreibweise in diesem Beitrag dient lediglich der einfacheren Lesbarkeit, impliziert aber alle Gender-Gruppen, ohne Absicht einer Zurücksetzung oder Bevorzugung.

Online Finanzsalon – Start zum regelmäßigen Austausch!

Ab 7. Juli treffen sich interessierte Frauen zum Online-Finanz-Austausch im Finanzsalon. Erfahrungen, Fragen und fachliche Expertise: Bequem von zu Hause!

Den kostenlosen Link gibt es unter kewenig@finanz-verstand.de

 

Roboadvisor – Geldanlage leicht gemacht?

„Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht!“
Wenn Geldanlage doch so einfach wäre! Nach der Finanzkrise, diversen Skandalen und Falschberatungen zog der Gesetzgeber – im Einklang mit europäischen Vorgaben – diverse regulatorische Schrauben an. Das Ziel: Verbraucherschutz – es sollte keine Oma mehr geben, deren ganzes Vermögen in ein Lehman-Papier oder einen offenen Immobilienfonds fließt. Kundenorientierung, nicht Produktverkauf lautet das Leitmotiv. Für Normalverdiener –zum Beispiel junge Berufseinsteiger, Angestellte, Beamte, Erben, die mit der Erbschaft erstmals über größere Beträge verfügen – hat sich einiges verändert. Wer heute zu einer Beratung geht, erhält noch mehr Dokumente als früher: Eine Informationsbroschüre über Geldanlagen, Aufklärung über die Rolle und Vergütungsweg des Beraters und so weiter. Meist alles online, ein Haken im Beratungsprotokoll bestätigt den Erhalt.
Lesen und vor allem verstehen Kund*innen die Unterlagen? Das darf bei den meisten bezweifelt werden. Aber die Berater erfüllten die gesetzlichen Auflagen und dokumentieren sie.
Die Marktregulierung führte schon im Ausland dazu, dass Normalanleger praktisch keine Beratung mehr erhalten. Zum Beispiel in Großbritannien, die schneller mit Auflagen waren, ließ sich dies bereits beobachten, bevor hier bei uns digitale Plattformen einfache Geldanlage anboten.
Interessanterweise scheint es so, als ob mit wenigen Angaben ein persönlich passendes Angebot erstellt würde. Das ist auch nicht ganz falsch, denn die Erfahrung zeigt, dass Menschen mit ähnlichen Anforderungen – Anlageziel, Anlagebetrag, Risikobereitschaft, Erfahrungen – auch ähnliche Anlagen vertragen. Wozu also viel Zeit in Beratungsgespräche stecken, wenn es für Anbieter und Kund*innen auch einfacher geht?
Roboadvisors – wobei „advisor“ für Berater eigentlich irreführend ist, denn eine Beratung findet nicht statt – entwickeln sich zu einem Vertriebsweg, der standardisierte Angebote einfach in den Markt bringt. Finanzunternehmen konzipieren zum Beispiel drei Anlagestrategien, die jeweils nach den entsprechenden Klicks als Lösung erscheinen. Gute Anbieter, die qualitative Produktauswahl – zum Beispiel bei Fonds – betreiben, ermöglichen damit einen einfachen Einstieg. Es können aber auch „nur“ ETF’s in dem Angebot stecken.
Geht es um Altersvorsorge und man/ frau hat noch 30 Jahre Zeit, wirken sich „Anlagefehler“ nicht so stark aus: Schwankungen egalisieren sich, ein „zu hoher Aktienanteil“ kann eher zum Vorteil werden und ob es sich um die „besten Produkte“ handelt, relativiert sich auch.
Je höher aber die Anforderungen an eine Geldanlage sind, um so sinnvoller ist eine qualifizierte Beratung. Zu viele Aspekte sind zu beachten und analoge Berater*innen haften für ihre Anlagevorschläge und -beratung. Ein Roboadvisor haftet nicht – er spuckt nur Lösungen aus, die auf den Klicks der Anleger*innen beruhen – bei schlechten Ergebnissen, selber schuld!
© Foto_Text Finanzverstand Renate Kewenig