50 plus – Wie Frauen jetzt noch vorsorgen!

„Jetzt kann ich ja doch nichts mehr tun für die Rente…“ diesen frustrierten Satz habe ich oft gehört in meinem alten Beraterinnen-Leben. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Die gute Nachricht ist – Sie können immer etwas tun!

In jeder Lebensphase zahlt es sich aus, genau hin zu schauen. Während sehr frühe Planung noch viele Unsicherheiten enthält, liegen jenseits der 50 viele Fakten vor. Es gibt schon ein Berufs-und Familienleben, das in der Rentenauskunft verankert ist. Prüfen Sie die gespeicherten Beitragsdaten und ergänzen Sie fehlende Zeiten. Je näher das Rentenalter rückt, umso genauer treffen die prognostizierten Zahlen zu.

Damit verfügen Sie bereits über eine wichtige Eckinformation: Die voraussichtliche staatliche Rente.

Ein Zeitraum von  10 bis 15 Jahren bietet noch genug Zeit, Vermögen zu bilden, während Sie noch arbeiten. Wenn Sie bestehende Anlagen optimieren, tragen diese noch besser zum Finanzpolster bei. Am Anfang steht etwas Arbeit, aber: Mit einer Kanne Tee ein  toller Zeitvertreib für regnerische Wochenenden!

Die Bestandsaufnahme

– Was ist schon da? Bestehen Lebensversicherungen und wann sind sie fällig? Was macht die Immobilienfinanzierung – falls eine besteht? Wird das Darlehen getilgt sein oder besteht ein Rest, der geschickt umgeschuldet werden kann? Gibt es angespartes Vermögen in Investmentfonds? „Schmoren“ größere Beträge auf dem Tagesgeld oder sogar Girokonto? Nutzen Sie geförderte Sparformen wie Riester oder Rürup? Wie ist der heutige Lebensstandard? Bleibt Geld übrig und wie viel? Sind künftige mögliche Risiken, zum Beispiel eine mögliche Pflege, genügend abgesichert?

Die Bestandsaufnahme kostet Zeit, die sich auszahlt. Liegt alles auf dem Tisch, kommt der nächste Schritt:

Die Prognose

Für die Prognose und um die mögliche Versorgungslücke festzustellen, vergleichen Sie heutigen und künftigen Bedarf und ermitteln die zu erwartenden Einnahmen. Beratungstools für die Altersvorsorge werfen oft theoretische Zahlen aus, wieviel ab sofort unbedingt gespart werden soll.
Die Konsequenz: Erschrocken darüber, dass nun 500 Euro monatlich an die Seite gelegt werden müssen, passiert gar nichts. Da hilft eine möglichst realistische Prognose über Ausgaben und Einnahmen – eine persönliche Minibilanz:

Was benötige ich heute monatlich für Lebenshaltung & Co.?

Welchen Betrag brauche ich in 15 Jahren, bei einer angenommenen Inflation von 2% und gleichem Lebensstandard? Inflations- oder Kaufkraftrechner im Netz helfen, den Betrag zu ermitteln.

Auf der Einnahmeseite nutzen Sie alle verfügbaren Quellen: die gesetzliche Rente, betriebliche Rentenmodelle oder eine private Rentenversicherung. Eine fällige Kapitallebensversicherung oder andere Geldanlagen, aus denen Sie bei Bedarf zusätzliche Beträge entnehmen, bieten die Basis für ein monatliches „Zubrot“.

Einsparungen im Rentenalter verschaffen weiteren Spielraum: Im bezahlten Haus sparen Sie jeden Monat Kosten. Manche Beiträge fallen ab 60 Jahren monatlich weg, zum Beispiel für eine bereits fällige Lebensversicherung. Monatliche Sparraten gehören auf den Prüfstand, genauso wie Raten für Auto oder andere Kredite. Lange Ausbildungen für die Kinder kosten reichlich – aber für die meisten, die heute um die 50 sind, dürfte diese Unterhaltsaufgabe dann weitgehend erledigt sein.

Ist dieser Schritt erledigt, kommt die Stunde der Wahrheit: Gibt es eine Lücke zwischen dem künftigen Bedarf und den Einnahmen?

Die Planung

Die heute 50-Jährigen glaubten lange Zeit der Aussage „Die Rente ist sicher.“ Heute wissen wir, dass das so nicht stimmt. Genau diese Generation – und besonders die Frauen – sind „gekniffen“ und müssen besonders genau hinschauen. Der Vergleich zwischen heute und der Prognose zeigt die Versorgungslücke: Wie groß ist sie?

Ein Beispiel: Für Waren und Dienstleistungen, die heute 1000 Euro kosten benötigen Sie in 15 Jahren bei 2% Inflation bereits fast 1350 Euro. Das entspricht fast 35% Plus.

Um später monatlich 350 Euro allein für diese Differenz aufbringen zu können, wenn kein Arbeitseinkommen mehr besteht, wäre ein Betrag von 70.000 Euro erforderlich. Aus diesem Volumen könnte ein „Zubrot“ über 25 Jahre entnommen werden, eine jährliche Rendite von 3,5% vorausgesetzt. Mit knapp 300 Euro im Monat Sparrate – ab sofort -, bei einer jährlichen Rendite von 3,5%, erreichen Sie das Ziel.

Die heutige Sparrate bestreiten Sie aus Einkommen oder verändern Ihre Ausgaben: Gibt es Sparpotential bei Tarifen oder Kosten und Gebühren, um „freies Geld“ in die Vorsorge zu stecken? Bieten staatliche Fördermöglichkeiten einen Vorteil, der noch nicht genutzt ist?

Die Umsetzung

Mit der neu gewonnenen Klarheit geht es an die Umsetzung. Während früher die Ansicht galt, im Alter brauche man nicht mehr so viel, sieht das heute anders aus. Einerseits verfügen die reiferen Jahrgänge über eine gute Fitness und wollen nach einem langen Arbeitsleben reisen, Hobbies nachgehen, Kultur erleben. Außerdem steigt die Lebenserwartung, oft verbunden mit gesundheitlichen Risiken, die Geld kosten. Meine langjährige Erfahrung ist, der Bedarf im Alter liegt nicht wirklich niedriger. Das heißt für deutsche Sparer: Umlernen und Investieren. Flexibilität spielt eine weitere große Rolle, denn das Leben bleibt auch im Alter überraschend.

Die Zinslage zwingt zu Alternativen: Auf jeden Fall gehört Rendite ins Blickfeld, um die Inflation – gerade jetzt – auszugleichen und ein Plus zu erzielen. Regelmäßiges Sparen in ein Depot mit Aktien-, Misch und Rentenfonds legt die Grundlage für später. Wichtig: Mit Beginn der Rente benötigen Sie vielleicht nur 350 Euro monatlich zusätzlich. Das restliche Depot darf weiterhin Erträge erwirtschaften. Und da wir alle statistisch relativ alt werden, reicht die Zeit auch für den Aktienanteil. Die Zusammensetzung der Anlagen, ob aktive Fonds oder ETF’s, ob mit Gold oder ohne, nachhaltig oder konventionell, mit oder ohne Beratung, kommt auf Sie an. Für jeden Anlegertyp gibt es eine passende Lösung und angemessene Kosten helfen, das Ziel zu erreichen.

Unabhängige Information, Seminar oder Coaching helfen, den eigenen Durchblick zu schärfen und passende Entscheidungen zu treffen.

 

Anleger im Netz der Angst: Bange machen gilt nicht!

Ukraine-Krieg, steigende Zinsen, Inflation auf unglaublichem Niveau, nicht funktionierende globale Lieferketten, unbekannte Auswirkungen auf die Wirtschaft – die Lage war seit Jahrzehnten nicht so unübersichtlich, wie heute. Auf dem Boden verunsicherter Bürgerinnen und Bürger, die durch die letzten zwei Corona-Jahre pausenlos mit neuen Belastungen konfrontiert waren, gedeiht die Frucht der Angst.

Menschen verkaufen Lebensversicherungen und legen sich dafür Gold ins Haus. Depots werden aufgelöst und der Erlös in Immobilien gesteckt. Misstrauen gegenüber Geldanlagen in Deutschland beflügelt Flucht in Alternativen, die nicht immer Sinn machen.

Sprüche wie „Angst ist ein schlechter Ratgeber“ oder „Angst essen Seele auf“ helfen da wenig. Ein Blick auf Fakten schon. Sehen wir uns den Corona-Crash des DAX aus dem März 2020 an: Er brachte einen Kursrückgang von über 30 Prozent in kürzester Zeit, nach neun Monaten, zu Weihnachten war der Spuk vergessen.

Meine Finanzerfahrung aus fast 30 Jahren hat dies immer wieder gezeigt – ob .com-Krise der 2000er Jahre oder die Finanzkrise – nach dem Absturz kam immer wieder der Aufschwung.

Zugegeben, die Lage hat jetzt eine andere Dimension: Zwar hat es den Anschein, dass Kriegsangst, auch nuklearer Natur, die zu Beginn der Ukraine-Invasion fast Jeden beschlich, auf breiter Front nicht drohen wird. Aber eine Form des dritten Weltkrieges mit anderen Mitteln und weltweiten Auswirkungen sehen wir schon: Energiekollaps, Desinformation, Cyber-War, Wirtschaftseinbruch, gesicherte Einschätzungen – Fehlanzeige.

Jede Anlegerin, jeder Anleger kann nur auf die eigene Situation und Einschätzung vertrauen, denn Geldanlage muss immer individuell passen. Ja, die Erfahrungen der Vergangenheit helfen, Börsen haben sich immer wieder erholt, Marktbereinigungen bringen letztlich wieder neues Wachstum und die Welt dreht sich bisher immer weiter.

Die Wege werden unterschiedlich sein: Einer vertraut einer Bank, andere nur Goldbarren im Keller. Mancher flüchtet aus Deutschland, andere sehen genau hier einen sicheren Hafen. Fakt ist: Scheidung, Erbschaft, Hausverkauf, Rentenvorsorge, noch geht das Leben weiter und Anlageentscheidungen stehen an. Auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto frisst die Inflation den Wert, auch wenn die Zahlen erstmal unverändert aussehen.

Was nie hilft: Kopf in den Sand! Sondern: ein nüchterner Blick auf alle Aspekte!

Anlageziele, Anlagezeitraum, Risikobereitschaft, Renditewünsche, Hinterfragen von Interessen und Kosten, breite Streuung von Anlagen, Nachfragen und unabhängig Informieren.

Vor allem: Zeitdruck vermeiden.

 

©Text/ Foto/ Grafik Renate Kewenig, Finanzverstand 2022

Fragerunde: Neues Service-Format bei Finanzverstand

Gerade in diesen Zeiten fühlen sich viele Menschen unsicher und es kommt zu Kurzschlussreaktionen rund um das Thema Geld.

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Kommentar zu: ZDF – Die Wahrheit übers Erben

Journalistische Freiheit ist ein hohes Gut, das gilt für die Autoren/ Autorin des Features, das die Wahrheit übers Erben versprach.

Die Sendung enthielt auch viel Wahres: Erb- und schenkungsrechtliche Freibeträge an Kinder von 400.000,–€ zum Beispiel, die alle 10 Jahren jeweils steuerfrei bleiben.
Im Erklärteil von Uwe Ochsenknecht füllte sich ein Kristallglas mit offensichtlich gutem Whiskey schluckweise symbolisch um jeweils 800.000€ alle zehn Jahre. Damit hat ja wohl offensichtlich jedes Elternteil quasi gleichzeitig über einen längeren Zeitraum zu Lebzeiten „mit warmer Hand“ gegeben, steuerfrei.

Wahr ist auch, dass einem sehr kleinen Teil der Gesellschaft der Großteil des Vermögens gehört. Vermögen, dass vor allem in Unternehmen gebunden ist, aber über unterschiedliche Konstruktionen auch das private Vermögen mehrt. Steuergestaltung ermöglicht im Erbfall geringe oder keine Steuerzahlung.
Oder die Tatsache, dass viele Reiche vernetzt sind, unter anderem über ihre Ausbildung, zum Beispiel das Internat Schloß Salem am Bodensee und damit qua Geburt, vom Start weg, Privilegien genießen. Dass mit den Privilegien auch Pflichten und Risiken, zum Beispiel als Arbeitgeber verbunden sind, wird nur im Nebensatz erwähnt.

Grundthema des gesamten Beitrages: Ist es gerecht, reich geboren zu werden, ohne eigene Leistung ein vermögendes Leben zu führen, während der große Rest der Bevölkerung da nie hinkommt?

Beispiele vor allem junger Leute mit Einkommen von 1400 bis 2400 €, in Berufen wie Verkäuferin oder Taxiunternehmer, die kein Vermögen erben, geschweige erreichen werden, stellten den Gegenpol dar: Wahr ist, hohe Mieten und Immobilienpreise verhindern schönes Wohnen oder Eigentumserwerb für viele, gerade in Ballungsgebieten, und nicht alle Eltern haben etwas zu vererben.

Aber mein Eindruck war, hier wird der alte Traum der Menschheit nach Gleichheit zelebriert, schon die politischen Versuche des Kommunismus sind gescheitert. Schön nachzuvollziehen in George Orwell’s “Animal Farm“ – alle sind gleich, aber einige sind gleicher. Böswillig könnte man es auch Anstiftung zum Klassenhass nennen. Oder ist es die gute alte Neiddebatte? Dem Sinne nach: Ich bin so alt wie Du, habe es aber viel schlechter, weil mein Papa nicht reich ist! Das ist ungerecht!

Mit der Gerechtigkeit ist es so eine Sache, es gibt sie nicht. Der Staat versucht, Ausgleiche zu schaffen mit Sozialsystemen, Sparförderung oder hoffentlich bald mal wieder sozialem Wohnungsbau. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Kluft verschärft, auch das ist wahr. Vor allem die Mittelschicht zahlt die steuerliche Zeche, sie kann nicht ins Ausland abwandern oder eine Stiftung gründen. Gerade dort wären Steuerentlastungen sinnvoll.

Wer aber nach dem einfachen Prinzip: Nehmt es den Reichen weg! agiert, wird bald den Wegzug von Arbeitsplätzen beklagen.

Um zum Erben zurück zu kommen: Wir wollen nicht vergessen, dass vorhandenes Vermögen schon mehrfach besteuert ist – Kapitalerträge, Gewinne, Einkommen um nur einige Töpfe zu nennen. Und das gilt für alle Erblasser und Erblasserinnen! Dabei leisten die Reichen auch ihren Beitrag über die bestehenden Besteuerungswege. Abgesehen von Spenden und anderem karitativen Engagement.

Ich stelle mir die Frage, ob der Autor, der im Beitrag oft auf die Netzaktivitäten des Kögelerben verweist, der dort regelmäßig sein schönes Leben postet, ein Neidproblem hat?

Oder hat er verpasst, dass der Wahlkampf schon eine Weile vorbei ist?

 

©Text/ Foto/ Grafik Renate Kewenig, Finanzverstand 2021