Alles easy? Was bringen Finanzbloggerinnen, Beratung und Co. ?

Und noch ein Beitrag, diesmal für die Fondsfrauen zum Thema Finanzbloggerinnen/ Finanzberatung.

Kommentar zu: ZDF – Die Wahrheit übers Erben

Journalistische Freiheit ist ein hohes Gut, das gilt für die Autoren/ Autorin des Features, das die Wahrheit übers Erben versprach.

Die Sendung enthielt auch viel Wahres: Erb- und schenkungsrechtliche Freibeträge an Kinder von 400.000,–€ zum Beispiel, die alle 10 Jahren jeweils steuerfrei bleiben.
Im Erklärteil von Uwe Ochsenknecht füllte sich ein Kristallglas mit offensichtlich gutem Whiskey schluckweise symbolisch um jeweils 800.000€ alle zehn Jahre. Damit hat ja wohl offensichtlich jedes Elternteil quasi gleichzeitig über einen längeren Zeitraum zu Lebzeiten „mit warmer Hand“ gegeben, steuerfrei.

Wahr ist auch, dass einem sehr kleinen Teil der Gesellschaft der Großteil des Vermögens gehört. Vermögen, dass vor allem in Unternehmen gebunden ist, aber über unterschiedliche Konstruktionen auch das private Vermögen mehrt. Steuergestaltung ermöglicht im Erbfall geringe oder keine Steuerzahlung.
Oder die Tatsache, dass viele Reiche vernetzt sind, unter anderem über ihre Ausbildung, zum Beispiel das Internat Schloß Salem am Bodensee und damit qua Geburt, vom Start weg, Privilegien genießen. Dass mit den Privilegien auch Pflichten und Risiken, zum Beispiel als Arbeitgeber verbunden sind, wird nur im Nebensatz erwähnt.

Grundthema des gesamten Beitrages: Ist es gerecht, reich geboren zu werden, ohne eigene Leistung ein vermögendes Leben zu führen, während der große Rest der Bevölkerung da nie hinkommt?

Beispiele vor allem junger Leute mit Einkommen von 1400 bis 2400 €, in Berufen wie Verkäuferin oder Taxiunternehmer, die kein Vermögen erben, geschweige erreichen werden, stellten den Gegenpol dar: Wahr ist, hohe Mieten und Immobilienpreise verhindern schönes Wohnen oder Eigentumserwerb für viele, gerade in Ballungsgebieten, und nicht alle Eltern haben etwas zu vererben.

Aber mein Eindruck war, hier wird der alte Traum der Menschheit nach Gleichheit zelebriert, schon die politischen Versuche des Kommunismus sind gescheitert. Schön nachzuvollziehen in George Orwell’s “Animal Farm“ – alle sind gleich, aber einige sind gleicher. Böswillig könnte man es auch Anstiftung zum Klassenhass nennen. Oder ist es die gute alte Neiddebatte? Dem Sinne nach: Ich bin so alt wie Du, habe es aber viel schlechter, weil mein Papa nicht reich ist! Das ist ungerecht!

Mit der Gerechtigkeit ist es so eine Sache, es gibt sie nicht. Der Staat versucht, Ausgleiche zu schaffen mit Sozialsystemen, Sparförderung oder hoffentlich bald mal wieder sozialem Wohnungsbau. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Kluft verschärft, auch das ist wahr. Vor allem die Mittelschicht zahlt die steuerliche Zeche, sie kann nicht ins Ausland abwandern oder eine Stiftung gründen. Gerade dort wären Steuerentlastungen sinnvoll.

Wer aber nach dem einfachen Prinzip: Nehmt es den Reichen weg! agiert, wird bald den Wegzug von Arbeitsplätzen beklagen.

Um zum Erben zurück zu kommen: Wir wollen nicht vergessen, dass vorhandenes Vermögen schon mehrfach besteuert ist – Kapitalerträge, Gewinne, Einkommen um nur einige Töpfe zu nennen. Und das gilt für alle Erblasser und Erblasserinnen! Dabei leisten die Reichen auch ihren Beitrag über die bestehenden Besteuerungswege. Abgesehen von Spenden und anderem karitativen Engagement.

Ich stelle mir die Frage, ob der Autor, der im Beitrag oft auf die Netzaktivitäten des Kögelerben verweist, der dort regelmäßig sein schönes Leben postet, ein Neidproblem hat?

Oder hat er verpasst, dass der Wahlkampf schon eine Weile vorbei ist?

 

©Text/ Foto/ Grafik Renate Kewenig, Finanzverstand 2021

Zur Debatte um ETF’s und aktive Fonds

Eine Schwarz-Weiss-Brille hat noch nie weiter geführt…so sieht es auch bei der ETF-aktive Fonds-Debatte aus: Historisch gab es für Normalanleger nur aktive Fonds, ETF-Produkte kommen aus der Welt der institutionellen Anleger, Pensionsfonds, Versicherungen…wo Kostenaspekte schon immer eine erhebliche Rolle spielten. Das tut es nun auch verstärkt im privaten Bereich. Während aktive Fonds einen großen Kostenblock haben, z.B. Fondsmanagement, Research, Infrastruktur (zum Teil weltweit) und regulatorische Kosten, reduzieren ETF’s die Ausgaben auf das Minimum und halten sich ane einen Index.

Die Frage ist: Gibt es für die Kosten bei den Anlegern einen Mehrwert? Das kommt drauf an!

Erstens: Womit vergleiche ich den Fonds? Mit einem Index? Ist es ein „offizieller“ oder ein „gebauter“? Oder vergleiche ich es mit der Peergroup, also ähnlichen Produkten? Etwas Quellenforschung erlaubt auch Privatpersonen herauszufinden, wie ein Fonds einzuschätzen ist.

Zweitens: Was bedeutet Qualität des Fonds? Aus meiner Erfahrung, ja, es gibt gute Produkte, die es auch über verschiedene Zeiträume schaffen, bessere Ergebnisse als ein Index oder auch andere Fonds zu erzielen. Während ein ETF an „seinen“ Index gekoppelt ist und naturgemäß diesen nicht übertreffen kann (eher liegt er leicht unterhalb des Ergebnissens, durch die immerhin vorhandene Kostenquote), kann ein aktiver Fonds andere Entscheidungen treffen, Risiko managen und Strategien anpassen.

Das kann zu höheren Renditen, oder aber auch zu einer ähnlichen Rendite, aber mit weniger Risiko (Schwankung) führen. Ein breites Feld.

Drittens: Sind aktive Fonds wirklich teurer?
Sicher entstehen insgesamt mehr Kosten, aber die ausgewiesenen Ergebnisse sind immer schon bereinigt um die internen Kosten des Fonds. Zusätzlich entsteht eventuell der Ausgabeaufschlag bei Kauf (Kosten selten bei Verkauf), je nach dem, ob ich einen freien Berater, ein Bankinstitut oder eine Online-Plattform ohne Beratung nutze. Ich stelle immer wieder fest, dass Fondsanleger glauben, die Kosten des Fonds (Verwaltungsgebühr, eine TER oder was an Angaben ihnen sonst begegnet) würden noch vom Ergebnis abgezogen. Ein Irrtum!
Vergleicht man Fondslisten und findet ein Fondsergebnis von x%, dann kommt dies auch beim Anleger an, die Wertentwicklung ist bereinigt um Fondskosten (s.a. BVI-Methode).
Klar, die persönliche Steuer spielt eine Rolle, aber das gilt für alle Anlageprodukte gleichermaßen.
Also kann es nur darum gehen: Was will ich? Benötige ich Beratung? Die muss dann auch bezahlt werden, ob über Provisionen aus dem Fonds (Fondskosten!) oder separat über Honorare.
Oder treffe ich die Entscheidungen selbst, ohne Netz, doppelten Boden und Haftung? Dann kann ich eher auf nackte Produkte setzen, erst Recht, wenn viel Zeit bleibt.
Lege ich kleine Beträge als Sparrate an oder geht es um größere Summen? Wieviel Zeit habe ich? Will ich mich selber kümmern? Kann ich mit Schwankungen umgehen? Und so weiter.

Fakt ist, die Branche verdient auch mit ETF’s gutes Geld und ob es für Anleger passt, hängt von der eigenen Strategie ab.

Danke: Weihnachtsgeschenk zu 5 Jahren Finanzverstand!

Weihnachtszeit – Gänsezeit! Als kleines Dankeschön an alle UnterstützerInnen, Coachees und Kochfans in den letzten 5 Jahren:

Mein geheimes Erfolgsrezept für gans(z) zarte Gänseteile!

 

Aktien – ausgerechnet jetzt?

Ob Wahlen, Corona oder andere „Störfälle“ im Alltag: Ein neuer Beitrag zum Thema im Börsenecho

Roboadvisor – Alternative der Zukunft?

Das Kunstwort „Roboadvisor“ begegnet Anlegerinnen und Anlegern in den letzten Jahren immer öfter: Es setzt sich zusammen aus den englischen Begriffen für „Roboter“ und „Berater“. Aber funktioniert Individualität durch Technik?

Der Trend entstand in den USA nach der Finanzkrise, nachdem die Branche massiv Vertrauen verloren hatte und findet auch bei uns immer mehr Freunde. Die Idee kombiniert automatisierte Prozesse mit niedrigen Kosten für die Produkte und Dienstleistungen.

Im Kern nutzen Anleger einen softwaregestützten, stringenten Weg, der ihre Daten abfragt und passende Depotvorschläge generiert. Depoteröffnung und Investition erfolgen relativ einfach, ein Online-Zugriff auf die Depots ermöglicht Durchblick zu jeder Zeit.

Anbieter benötigen klassische Zulassungen, je nach Tätigkeit: Geht es „nur“ um die Beratung und Vermittlung von Investmentfonds – übrigens einschließlich ETF’s – unterliegen sie der Gewerbeordnung, agieren sie darüber hinaus und verwalten Depots für ihre Kunden, benötigen sie eine Zulassung nach dem Kreditwesengesetz.

Für Kunden immer interessant: Die Haftung – wer trägt also die Verantwortung, wenn eine Anlage nicht passt? Das kommt darauf an: Erteilt ein Kunde einen konkreten Auftrag für selbst gewählte Produkte – eine „execution only“, der Anbieter führt also nur aus – gilt die eigene Verantwortung.

Als Beispiel: Die Auswahl von Anlageprodukten bei einer Direktbank im eigenen Depot, seien es aktive Investmentfonds, ETF’s oder Aktien. Falsch gewählt? Pech gehabt.

Robos setzen immer eigene Daten voraus, neben den allgemeinen wie Name, Adresse auch individuelle: Anlagehorizont, Anlagebetrag oder Risikofragen. Durch diese Datenerfassung – in der persönlichen Finanzberatung seit Jahren gesetzlich vorgeschrieben – erfüllen die Online-Datenstrecken die Kriterien einer Online-Beratung, die individuell passende Produkte vorschlägt und damit greifen die entsprechenden Haftungsregeln. Für Verbraucher eine gute Nachricht.

Die noch jungen Fintechs und auch etablierte Banken, die zunehmend Roboadvisory anbieten, parieren damit die rechtlichen Anforderungen der Beratung und den entsprechenden Aufwand. Über standardisierte, kostengünstige und relativ schlanke Wege erfüllen sie Auflagen und „managen die Kunden“. Aber auch klassische „menschliche Berater“ kommen schon seit Jahren nicht mehr ohne eine hochwertige Software aus, die Prozesse und Entscheidungen erleichtert und dokumentiert. Der Kostendruck führt zu Lösungen, die der Finanzbranche bei sinkenden Einnahmen ein rentables Geschäftsmodell erlauben. Tausende Bankberater suchen gerade neue Jobs, da die gesamte Branche im Umbruch ist. Das ebnet Alternativen den Weg.

Sind Robos für Verbraucher die besseren Berater? Da drängt sich gleich der schöne Spruch „Garbage in – garbage out“ (Müll rein – Müll raus) auf – die Qualität der Depot- und Produktangebote hängt von der Auswahl, der Programmierung und den Menschen dahinter ab. Günstige und vor allem transparente Kosten stellen ein gewichtiges Kaufargument dar – Verbraucherschützer weisen immer wieder darauf hin. Für die Beraterbranche gilt: Je geringer der individuelle Aufwand pro Kunde, unter anderem durch lange und/oder viele Beratungsgespräche, desto eher kann trotzdem Geld verdient werden. Und seien wir ehrlich: Für ähnliche Kunden eignen sich auch ähnliche Lösungen. Intelligente Konzepte, die viele Depotstrukturen anbieten, Risikokontrolle berücksichtigen und damit zwar automatisiert, aber trotzdem individuell agieren, finden zu allererst bei jüngeren, technikaffinen Menschen Zuspruch, aber sicher auch bald in weiteren Zielgruppen. Der Markt entscheidet in den kommenden Jahren, in welchem Maße die neuen Lösungen Marktanteile erringen. Besonders in schwierigen Börsenzeiten trennt sich hier die Spreu vom Weizen.

Fazit: Was hier in Deutschland erst beginnt, löst vielleicht das Problem, das „normale Anleger“ kaum noch gute Beratung vorfinden, weil sie sich für die Branche vermeintlich nicht lohnt. Aber nur wenige Kunden – auch wenn künftig mehr Finanzbildung stärker über Chancen und Risiken aufklärt – legen am Ende selbst ihre Gelder an. Zu wenig eigene Kompetenz oder einfach nur Arbeitsteilung bescheren der Finanzbranche auch künftig Kunden. Eine Standardisierung ermöglicht gute Finanzlösungen für Alle. Im Ursprungsland der Roboadvisors, den USA, gehört auch die Anlage größerer Beträge über Online-Wege zum Alltag. Wenig Zeit und niedrige Kosten treiben die Nachfrage auf Kundenseite. Wenn die Ergebnisse stimmen, stärken sie den Ruf und die Akzeptanz moderner, technisch unterstützter Finanzberatung.

©Text/ Foto/ Grafik Renate Kewenig, Finanzverstand 2020

Finanzverstand im Interview

Pünktlich zum Wochenende erschien das neuste Interview bei den Fondsfrauen, viel Spaß beim Lesen! Ein Weintipp ist auch dabei!

Wo geht’s lang? – Finanzsalon als Orientierung

Erster Dienstag im Monat ist Finanzsalon! Corona-Urlaub ist vorbei, der Alltag hat auch die letzten Heimkehrer wieder…..wer sich mit Finanzen beschäftigt findet im Austausch beim Finanzsalon nützliche Tipps, echtes Wissen und Ideen: Ob Fragen zu Bausparen, den Aktienmärkten oder Anlagestrategien:

Fordern Sie Ihren Teilnahme Link an unter kewenig@finanz-verstand.de

Termin: Dienstag, 1. Septbember  zwischen 19 und 20,30 Uhr

Der Renommier-Index DAX 30: Verliert er an Vertrauen?

Diese Woche wird der DAX (endlich) sein spektakuläres Schmuddel-Mitglied Wirecard los….bisherige Kriterien für den Leitindex reichten wohl nicht aus, um die Familie der 30 größten und damit den Markt stark beeinflussenden, börsennotierten Unternehmen von fragwürdigen Entwicklungen frei zu halten.

Genau wie man sich fragen kann, was eine Deutsche Bank mit ihren jahrelangen Skandalen noch in der ersten Liga macht, gerät nun der mögliche Nachrücker ins Blickfeld: Die Zukunft in Form von Delivery Hero (Held klingt immer gut!), der Berliner Online-Plattform für Essensbestellungen, die weltweit agiert? Oder die  – vielen sicher wenig bekannte – Alternative Symrise, einem Aroma- und Duftstoffspezialisten aus Norddeutschland? Während der eine mit fast 700 Mio USD Umsatz weltweit (in Deutschland selbst mit dem Kerngeschäft nicht mehr vertreten) noch rote Zahlen schreibt, also keinen Gewinn erzielt, geschweige denn Dividende zahlt, besticht der andere durch ein (vielleicht auf den ersten Blick langweiliges) profitables Geschäftsmodell, das wir alle überall wieder finden. Ob der Minzgeschmack der Zahnpasta oder der betörende Parfumduft, überall mischt Symrise mit – und zwar mit Gewinn. Morgen wissen wir es, zum Ende der Woche gibts die neue Zusammensetzung des DAX.

Für ETF-Anleger werden die Indexprodukte automatisch angepasst, dafür bleiben sie auch bis zuletzt dabei. Nur gut, daß der Einfluss von Wirecard auf den Index nicht zu stark durchschlug, zum Schluß unter ferner liefen. Aktive Fonds konnten – und haben es auch – viel eher reagieren und den Zahlungsabwickler aus ihren Fonds-Portflios entfernen.

In Zeiten, wo in vielen Medien die Aktienanlage über ETF’s und Dividenden als Patentlösung für private Geldanlage gepriesen werden, erlebten Wagemutige – ähnlich wie damals bei Telekom – wie sich ihre Depotposition in Luft auflöst. Vertrauen schafft das nicht.

Da richtet sich doch der Blick in Richtung DAX 50 ESG, der 50 Werte aus den Segmenten DAX30, MDAX und TecDAX enthält. Zwar schlagen auch hier die Schwergewichte des Leitindex stark zu Buche, aber über die zusätzlichen Nachhaltigkeitskriterien schaffen doch einige nicht den Sprung ins neue Segment. Wenn sich der Gedanke „Gewinn mit gutem Gewissen“ weiter durchsetzt, dann gibt es Hoffnung auf ein besseres Gewissen bei der Aktienanlage – und auf nachhaltigen Erfolg für Privatanleger.

Hinweis: Die Recherche erfolgte nach bestem Wissen und Gewissen, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellt keine Anlageberatung dar, sondern dient der Information. Anlagen sollten immer individuellen Voraussetzunge und den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.

© Finanzverstand Renate Kewenig

 

 

Entspannt mit Geld: Selber anlegen oder nicht?

Kennen Sie das auch? Gingen wir früher zum Arzt verließen wir uns meist auf sein/ihr Urteil und folgten dem Rat. Heute erlebe ich, dass Maßnahmen erläutert werden, aber die Entscheidung liegt bei mir. Zugegeben, informieren, verschiedene Meinungen einholen scheint einfach und selbstverständlich, aber werde ich dadurch zum Experten? Kann ich Risiken besser abschätzen? Ich denke nicht. Lebenssachverhalte sind heute vielfältiger, damit die Anforderungen an uns als Bürger, Verbraucher, Menschen höher und oft dicht an der Überforderung. Falsche Entscheidung getroffen? Pech gehabt, Sie hatten ja die Wahl.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Die Entwicklung beobachte ich seit Jahren auch in der Finanzbranche. In der Absicht, Verbraucher zu schützen, überhäufen Berater ihre Kunden mit Informationen, Sie als Kund*in bestätigen, den Inhalt erhalten und verstanden zu haben, aber ist das so?

Meine Erfahrung ist, dass mehr Wissen auch dazu führt, Beratung zu wählen. Das Wissen ist nützlich, weil ich eher verstehe, was angeboten wird. Aber, Berater sind „vom Fach“ und beachten Sorgfaltspflichten und haften für ihr Tun.

Selber anlegen geht nach meiner Einschätzung gut für die Menschen, die Spaß am Thema Geld haben (die wenigsten) oder wenn es um relativ einfache Sachverhalte geht: Ein Sparplan fürs Kind oder auch für die eigene Altersvorsorge, überschaubare Beträge anlegen klappt auch noch selbst.

Geht es aber um große Summen, plädiere ich für die Kombi „eigenes Wissen und Berater*in“. Einerseits geht es darum zu verstehen, worum es geht, selbst die richtige Vorbereitung zu treffen, die Argumentation und die Vorschläge einordnen können. Andererseits gibt es fachliche Regeln, Berufserfahrung und Methoden, die erfolgreiche Investition erleichtern.

Was das Ganze mit Entspannung zu tun hat? Meine Erfahrung aus der Beratungszeit ist, dass Anleger*innen mit Kursschwankungen an den Märkten – und damit auch im Depot – umso gelassener umgehen, je besser die Strategie erarbeitet ist. Wer weiß, wie welche Anlageform reagiert und welche Funktion sie im Vermögensaufbau erfüllt, kann Dellen besser verkraften. Das gilt natürlich für Selbst-Anleger*innen, genauso wie für Beratungskund*innen. Vertrauen zum Berater ist gut und notwendig, aber immerhin ist es das eigene Geld und altruistische Motive bei Beratern sind eher selten. Da außerdem auch hier immer „selbst“ entschieden wird (wer unterschreibt die Aufträge, wer den Verwaltervertrag?) hilft es, die Arbeit, aber nicht das Wissen zu delegieren.

Übrigens: Der BVI (Bundesverband Investment und Asset Management e. V.) hat im Juni eine aktuelle Statistik zu Wertentwicklung von Fondssparplänen veröffentlicht. Sie zeigt echte Ergebnisse über 10 und 20 Jahre, belegt, was möglich ist und gibt einen Einblick in wichtige Fondskategorien, die das Rückgrat einer Depotstruktur bilden können.

© Text_Foto_Grafik_FV/ RK

Finanzfit® Fondsidee: Nordea Emerging Stars Equity Fonds

In vielen Depots der – immer noch zu wenigen – Aktien und Aktienfondsbesitzer* finden sich deutsche Titel, seltener europäische oder internationale Werte. Einerseits hilft es, Unternehmen zu kennen, andererseits hilft es vor allem, breit zu streuen. Warum also nicht in die Ferne schweifen, in die weltweit jungen, sich entwickelnden Märkte? Vor allem, wer lange Zeit hat, findet mit einem Emerging Markets-Fonds eine interessante Anlageidee, da wo eigene Recherche an seine Grenzen stößt.

Nordea Investments und sein „nordischer Ansatz“ berücksichtigt schon nachhaltige Ideen lange bevor sich das Thema verbreitete. Mit einem starken Anteil in Asien, im Finanz- und IT Bereich greift der Emerging Stars Equity Fonds entscheidende Zukunftsthemen und -regionen auf, gepaart mit einem aktiven ESG-Ansatz. Außerdem managen zwei Frauen – Juliana Hansveden und Emily Leveille – den Aktienfonds, ebenso wie einen neuen Gender-Fonds. Aktuell beantwortete mir der Nordea Deutschland Chef, Dan Sauer, einige Fragen:

Warum kann die Nordea Fondspalette besonders für Frauen interessant sein?

Dan Sauer: Offen gestanden, habe ich mir diese Frage nie gestellt, da gute Fonds aus meiner Sicht keine Frage des Geschlechts sind. Allerdings ist die Frage mehr als gerechtfertigt, insbesondere im Hinblick auf das Geschlechter-Ungleichgewicht, das nach wie vor in unserer Branche vorherrscht. Als nordisches Unternehmen hat Gleichberechtigung für uns einen hohen Stellenwert. So ist Nordea zum vierten Mal in Folge im Bloomberg Equality Index vertreten. Dieser Index misst die Gleichstellung der Geschlechter anhand verschiedener Kriterien, zum Beispiel weibliche Führung und Talent-Pipeline, Lohn- und Geschlechtergleichheit, eine integrative Kultur oder Richtlinien für sexuelle Belästigung.

 

Welche Fondsidee aus ihrem Hause finden Sie für die Generation YZ besonders interessant?

Dan Sauer: Immer mehr Studien zeigen, dass junge Menschen im Alltag zu mehr Nachhaltigkeit tendieren. Sie essen weniger Fleisch, beschäftigen sich mit Themen wie der Verschmutzung der Ozeane durch Plastik oder der weltweiten Abholzung und kaufen, wann immer möglich, biologische Produkte. Diese nachhaltige Grundeinstellung hat auch immer mehr Einfluss auf ihr Investmentverhalten. Anlagelösungen mit Ausrichtung auf Nachhaltigkeit rücken daher immer stärker in den Fokus. Wir bieten bereits seit vielen Jahren Fonds in diesem Bereich an – so zum Beispiel unsere STARS Fonds, bei denen ESG (Environment, Social und Governance) ein fest integrierter Bestandteil des Investmentprozesses ist. Die beiden Dreiecke formen als Einheit den Stern, der die Integration von ESG im Investmentansatz illustrieren soll.

Darüber hinaus ist für die jüngere Anlegergeneration natürlich auch das Thema Sicherheit wichtig. Hier haben wir mit unseren Multi Asset Lösungen interessante Angebote. Unser Motto bei diesen Produkten lautet „Stabilität. Immer“. Den Regenschirm kauft man vor dem Unwetter, nicht danach.

Vielen Dank, Herr Sauer!

Übrigens weist der Emerging Stars Equity einen weitaus besseren CO2-Fußabdruck auf, als sein Vergleichsindex und Morningstar bewertet den Fonds mit besten 5 Sternen.

Die Grafik vergleicht über 5 Jahre den Nordea Emerging Stars Equity (orange)mit zwei Schwellenländer ETF’s und dem DAX (weil ihn jede*r kennt – grün).

Sie demonstriert zwei Dinge: Aktives Management kann von Vorteil sein, trotz erhöhter interner Kosten im Vergleich zu einem Indexfonds. Und: Der Emerging Stars ist bei fast gleicher Schwankung (Volatilität) wie der DAX erheblich besser.

Fazit: Im Depot geeignet bei langer Anlagedauer – für die Altersvorsorge, als Sparplan oder auch im Depot der Eltern/ Großeltern, wenn der Anteil nicht gebraucht wird, aber vielleicht vererbt werden kann. Mindestens 10 Jahre Zeit sollte für Aktieninvestments immer vorhanden sein, wie das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts immer wieder zeigt, steht bei viel Zeit die Rendite auf „grün“.

 

*Die Schreibweise in der maskulinen Form ist lediglich wegen der leichteren Lesbarkeit gewählt.
Die Antworten wurden redaktionell leicht gekürzt.
Quellen: Grafik Stars Nordea, Fondsvergleich eigene Recherche MSC/ FK

© Finanzverstand Renate Kewenig

 

KLASI-Prinzip: Eselsbrücke zum Finanzerfolg bei Courage online

Geldanlage steht und fällt mit der eigenen Vorbereitung. Als Eselsbrücke nützt „KLASI“ – fünf Schritte im Alltag zum eigenen Finanzerfolg. Vorgestellt bei Courage online

 

Finanzberater – Wer, was, wieviel?

Geldanlage – für manche ist und bleibt es ein Buch mit sieben Siegeln…
Auch wenn das Ziel von Finanzverstand ist, Anleger* „schlau“ zu machen, kann das auch bedeuten, Investments gerade nicht selbst zu tätigen, sondern mit dem erworbenen Wis-sen bei einem Finanzberater die „richtigen“ Fragen zu stellen, gut vorbereitet zu sein und eigene Ziele über diesen Weg zu erreichen. Aber wer tummelt sich da so?
Wer steckt hinter dem Begriff  „Finanzberater“?
Gleich vorneweg, der Begriff an sich ist nicht geschützt. Qualifikationen über Aus- und Weiterbildungen sind zahlreich: Bankkaufmann/ -frau kennen wir alle, aber auch Finanz-wirte, Finanzanlagenvermittler, Honoraranlagenberater……und noch einige mehr finden sich. Nähern wir uns dem Thema zunächst über die Tätigkeit:
Es geht um die Beratung und den Zugang zu Geldanlageprodukten, also zum Beispiel um die Vermittlung von In-vestmentfonds (schon öfter erklärt: Investmentfonds bezeichnen sowohl aktiv gemanagte Sondervermögen, als auch die börsengehandelten, indexabbildenden ETF’s).
Ein weiterer Unterschied findet sich in der Beschäftigung, ein Finanzberater kann angestellt tätig sein, zum Beispiel bei einer Bank oder einem Finanzinstitut (jeweils mit einer Zulassung nach dem Kreditwesengesetz) oder auch bei einem großen Unternehmen mit einer anderen Zulassung. Als angestellter Berater richten sich Art und Umfang der Tätigkeit nach den Maßgaben des Arbeitgebers, es gibt praktisch keine eigene Entscheidungsmacht.
Daneben finden sich selbständige Finanzberater, also unternehmerisch tätige Personen. Das können kleinere „Einzelkämpfer“ sein, oder auch größere Unternehmen. Wer es genau wissen will schaut sich die Zulassungen an (im Impressum der Internetseite oder in der Erstinformation).
Habe ich also eine Person als „Finanzberater“ vor mir stellt sich die Frage, für wen arbeitet sie, wie ist der Status.
Bei Angestellten (Auftritt, Büro, Visitenkarte …) ist es relativ einfach.
Andere selbständige Berater unterscheiden sich auch durch ihren Status :
Handelt es sich um Ausschließlichkeitsvertreter, die nur für ein einziges Unternehmen tätig sind (wobei da heute auch die Produktpalette schon breit sein kann), um einen Mehrfachagenten, der für mehrere Unternehmen tätig ist oder sogar um einen Makler.
Der Maklerstatus besagt, dass der Berater juristisch betrachtet auf der Seite des Kunden steht, in seinem Interesse handelt und nicht im Interesse eines bestimmten Unternehmens.
Jetzt können wir uns noch die Vergütung ansehen:
Entweder Gehalt (angestellt) oder über Provision (die Vergütung erfolgt aus dem „verkauften“ Produkt heraus), eine weit verbreitete Form der Bezahlung. Ergänzt werden kann sie durch Honorarvereinbarungen.
Wenig vertreten bisher ist die Vergütung von Beratung, eventuell Vermittlung und Betreuung rein auf Honorarbasis. Hier ist die Unabhängigkeit am größten, da der Maklerstatus verbunden ist mit einer Vergütung, die sich an der Dienstleistung orientiert. Für Hono-rarberater sind Provisionen aus Produkten heraus verboten, sowohl bei der Vermittlung, als auch aus den bestehenden Beständen. Erfolgreich arbeiten unabhängige Honorarbera-ter, die transparente Geschäftsmodelle und Leistungen anbieten.
Als wäre das nicht schon verwirrend genug, was sind dann ein Roboadvisor oder ein Finanzcoach?
Roboadvisors entstanden einerseits als Folge der modernen, einfacheren digitalen Wege, aber vor allem auch als Konsequenz aus der starken Regulierung des Beratermarktes. In dem Kunden alles selbst eingeben und dann zum Beispiel ein voreingestelltes, vorgeschla-genes Depot auswählen, verfügen die Anbieter über einen zusätzlichen Vertriebsweg ohne Beratung. Keine Haftung, kaum Kosten auf der Vertriebsseite, praktisch und günstig für Anleger, die allerdings komplett selbst verantwortlich sind, auch für Fehler.
Die Einordnung des Anbieters läuft vergleichbar der oben dargestellten Zulassung und Organisation.
Finanzcoach ist ein ebenfalls nicht geschützter Begriff. Diese noch junge Bezeichnung fällt, zumindest bisher, nicht unter die Regulierung, es gilt genau hinzuschauen:
Woher kommt die Qualifikation? Was wird geleistet? Geht es bei dem „Coaching“ eigentlich um Kundengewinnung für Produkte? Womit wird Geld verdient? Handelt es sich um ein „echtes“ Coaching – oder auch Finanzbildung – bei dem die Leistung in der Schulung, Zieldefinition und Stärkung der Coachees liegt? Wie transparent sind Angebot und Preise?

Fazit: Was ist nun gut und was ist Anlegern zu empfehlen? Leider ist die Antwort: Das kommt darauf an.
Auch mit Provisionsvergütung können eine gute Beratung und ein breites Produktangebot gegeben sein. Wem unabhängige Leistung wichtig ist wählt eher Honorarberater oder lässt sich einfach erstmal nur schlau machen – dann fallen alle weiteren Entscheidungen leichter!

© Finanzverstand Renate Kewenig
*Die Verwendung der maskulinen Schreibweise in diesem Beitrag dient lediglich der einfacheren Lesbarkeit, impliziert aber alle Gender-Gruppen, ohne Absicht einer Zurücksetzung oder Bevorzugung.

Online Finanzsalon – Start zum regelmäßigen Austausch!

Ab 7. Juli treffen sich interessierte Frauen zum Online-Finanz-Austausch im Finanzsalon. Erfahrungen, Fragen und fachliche Expertise: Bequem von zu Hause!

Den kostenlosen Link gibt es unter kewenig@finanz-verstand.de

 

Aktienclub – Spaß und Erfahrung mit kleinem Geld

Frauen reden über Geld – und wie! Sie reden nicht nur, sie investieren gemeinsam in einem Aktienclub. Mehr im neuen Finanzsalon-Talk .

Neues Video mit den geldfreundinnen

Anfang des Jahres behandelte ich das Thema Anlageprozess im blog, jetzt gibt es dazu ein neues Video

Online-Training, Gutachten und Beiträge – Finanzfit® durch die Krise

Wenn’s um Geld geht, spielt Vertrauen eine große Rolle. Dabei hilft der persönliche Kontakt, denn der „Bauch“ funktioniert nicht digital. Aktuell bieten wir statt Veranstaltungen und persönlicher Termine andere Wege an, Fragen zur privaten Anlagesituation zu begleiten und Wissen weiter zu geben. Das reicht von Gutachten zur Qualität von Fondsdepots über Online-Termine und Workshops bis zu Video-Beiträgen über Partnerplattformen (aktuell zu Corona). In Kürze stehen auch Themen-Videos zur Verfügung, die verschiedene Anlagethemen behandeln. Fragen nehmen wir gern auf und behandeln sie in einem eigenen Beitrag, wenn sie von allgemeinem Interesse sind. Näheres erfragen Sie telefonisch über 02226 918405 oder per Mail über kewenig@finanz-verstand.de !

 

Finanzfit®- Präsenzveranstaltungen bis auf weiteres abgesagt

Bis voraussichtlich Anfang Juli sagen wir alle geplanten Veranstaltungen ab – die digitalen Webinare sind in Produktion. Infos folgen.

 

Corona-Crash Teil 2 – Eiszeit im Depot!

Manches möchte man nicht erleben – und kann sich trotzdem nicht erwehren:

Die Kursstürze der letzten Tage sind auch für eine „alte Häsin“ der Finanzbranche heftig. Wenn ich mich erinnere: Als 2000 die “.com-Blase“ platzte rauschten die Kurse ab von knapp 8000 Punkten im DAX bis auf 2400 Anfang 2003 – wir wollen uns nicht vorstellen, dass die Märkte jetzt vergleichbar abrutschen…. danach dauerte es sechs Jahre, um das damalige All-time-high wieder zu erreichen. Und dann kam die Finanzkrise.
Ab da profitierten Anleger*innen – inklusive kleinerer Kurstäler – von 10 Jahren Aufwärtstrend und satten Gewinnen.
Manche, die lange Zeit haben, kaufen bereits, auch wenn eine alte Börsenregel sagt „Greife nie in ein fallendes Messer!“ – es könnte ja auch noch weiter nach unten gehen. Auch die „Bullenfalle“ trifft man in solchen Phasen, die „Bullen“ glauben, die Märkte drehen bereits und kaufen, während eigentlich der längerfristige negative Trend weiter anhält – und Kurse erstmal weiter sinken.
Die perfekten Zeitpunkte, um zu kaufen oder verkaufen trifft kaum jemand – immerhin können die, denen ein Aktieninvestment vor wenigen Wochen noch zu teuer war, jetzt langsam anfangen zu investieren. Oder teure Kaufpreise verbilligen. Defensive Positionen im Fondsbereich gehen zwischen 2 und 10% zurück, während der DAX in den letzten vier Wochen 32% verliert: eine gesunde Mischung in der persönlichen Strategie zahlt sich aus.
Auf jeden Fall sehen wir, dass die Themen der letzten Monate aktuell kaum noch greifen: Die eigene Gesundheit, die der Familie und Freunde, die Zukunft der Wirtschaft beschäftigen uns mehr, als Klima & Co. Egoismus ging vor Allgemeinheit, jetzt heißt es, Rücksicht nehmen. Konsum kommt zum Erliegen (es gibt Wichtigeres) und die Schwächen durch verschlafene Reformen zeigen sich zum Beispiel bei der Bildung: Digitalisierter Unterricht ist an Schulen und Unis unterentwickelt, wie schön wäre E-Learning in diesen Tagen! Dass unser tot gespartes Gesundheitssystem mit der Krise fertig wird, hoffen wir alle.
Die Globalisierung für die Corona-Krise verantwortlich zu machen, springt viel zu kurz: Viren kennen eben keine Grenzen, selbst wenn die engen Verbindungen dem Erreger erleichtern, die Welt zu erobern. Vielleicht führt diese Krise dazu, endlich Notwendiges zu modernisieren und Werte neu auszurichten. Hoffen wir, dass diese Pandemie nicht jahrelang unsere Gesellschaften lähmt – dann wird es eng.
© Foto und Text Renate Kewenig, Finanzbilderin, Finanzverstand®

Crashs sind nicht das Ende der Anlage-Welt und wie man Rückschläge mit einer persönlichen Strategie vermeidet…

Da ist er….der lange erwartete und befürchtete Crash – nach 10 Jahre Aufwärtstrend und Sorglosigkeit gehen jetzt die Kurse in großen Schritten abwärts! Der Coronavirus legt Lieferketten, Flugzeuge und Gesellschaften lahm, Bürger*innen hamstern Vorräte, Supermarktregale sind leer. Die Angst geht um!
Nein, ich weiß auch nicht, wie tief die Kurse noch sinken, seriös wird das keiner heute sagen können. Vorerst herrscht Unsicherheit, das lieben Börsen gar nicht. Weder wissen wir, wie lange der Virus uns noch bestimmt, noch wie groß die Bremsspuren in der Wirtschaft sein werden. Wir ahnen, dass die Kurse nicht nur aus psychologischen Gründen purzeln, sondern weil handfeste Umsatzeinbrüche in verschiedenen Branchen drohen. Bis hin zu Insolvenzen kleinerer oder nicht gut aufgestellter Unternehmen werden wir die Folgen spüren. Lange Markterfahrung – dies ist meine 4 ½ Krise in der Finanzbranche– spricht aber dafür, dass auch dies nicht das Ende der Anlage-Welt sein wird. Gerade schöne, lange Bullenmärkte, die kein Ende zu finden scheinen, suggerieren, Geldanlage sei ein Kinderspiel. War es die letzten10 Jahre ja auch – fast. Zwar gibt es keine „Milchmädchen“ mehr, aber den Effekt: Wenn auch alle die Aktien kaufen, die es sich eigentlich nicht leisten können und Risiken ignorieren, ist der nächste Crash nicht weit. Der Erreger führt uns vor, wie verletzlich wir in einer weltweit vernetzten Welt sind. Warum wir Epidemie-Szenarien nicht vorgeübt haben und Pandemie-Pläne überstürzt aktualisieren, wenn es den „Ernstfall“ gibt? Warum wir uns seit Jahren kaputtsparen und betriebswirtschaftliche Betrachtungen so stark werten, dass anderes nicht wichtig erscheint? Auch wenn die Grippe jedes Jahr viele Opfer kostet, mehr als der Virus bisher, so sind ihre Erreger eben medizinisch bekannt, Corona nicht.
Wie dem auch sei, Verluste tun natürlich weh, auch wenn sie eigentlich erst echte Verluste sind, wenn Sie in dem Augenblick das Geld benötigen und verkaufen.
Was heißt das jetzt für die aktuelle Geldanlage? Das kommt darauf an. Wer investiert ist und das Geld nicht braucht und einen langen Zeithorizont hat, kann abwarten oder zwischenzeitlich die Verluste begrenzen – also aussteigen. Da Anleger meist den „richtigen Einstieg“ verpassen und dann gar nicht investiert sind, muss dieser Schritt gut überlegt sein. Sobald sich herausstellt, dass wir nicht fast alle aussterben, sondern wahrscheinlich mit dem Virus künftig leben müssen und können– wie seit Jahren mit den Influenza-Viren auch – wird die Wirtschaft schrittweise wieder zum Alltag übergehen. Dann stellen wir fest, die Zinsen sind immer noch historisch niedrig und ohne irgendein Risiko geht anlegen nicht.
Wer investieren will, kann mutig schrittweise beginnen oder das „Pulver noch trocken halten“, also abwarten, bis mehr Klarheit herrscht. Die idealen Kauf- und Verkaufszeitpunkte – so zeigen Studien und Beratungserfahrung – erkennt niemand.
Wer sowieso regelmäßig investiert, zum Beispiel in Aktienfonds spart, kann sich über „billige Kaufkurse“ freuen und mehr Anteile erstehen – die bei steigenden Kursen vorteilhaft sind.
Wichtig: Checken Sie, ob Ihre Anlagepläne zu Ihren individuellen strategischen Zielen passen. Sind kurz- mittel- und langfristige Gelder vorgesehen? Dann können Sie auch diese Krise finanztechnisch gelassen, vielleicht sogar als Kaufgelegenheit betrachten. Und: Bleiben Sie gesund!
© Renate Kewenig, Finanzbilderin, Finanzverstand®

Anlageprozess statt Kostolany – cool bleiben bei der Geldanlage!

Börsenlegende André Kostolany – kurz vor dem Platzen der .com-Blase mit 93 Jahren gestorben und ein vehementer Verfechter der Aktienanlage – vertrat immer: Aktien kaufen, Schlaftabletten nehmen und wenn man wach wird, ist man reich.

Aber stimmt das wirklich? Auch ich bin eine glühende Verfechterin von mehr Mut zu Dividendentiteln – dahinter steht ein echter Sachwert (Wirtschaftsunternehmen mit Immobilien, Patenten, Produkten, Gewinnen…) und nicht nur ein Versprechen auf Zinsen und Rückzahlung, wie zum Beispiel bei verzinsten Wertpapieren.

Wer zum Beispiel 2009 in Aktien (-fonds) investierte profitierte oder profitiert noch von einer langen Aufwärtsbewegung der Märkte, mit kleinen Rückschlägen, aber der Punktestand im DAX hat sich fast verdreifacht! Wer jetzt investieren will fragt sich, ob der Zeitpunkt günstig ist (wie sooft in den letzten Jahren) oder wann ein Kursverlust droht. Diese Frage des „timing“, also des „richtigen“ Zeitpunkts eines Investments, scheint immer wichtig, Studien zeigen aber, dass es unmöglich ist, die optimalen Zeitpunkte zu treffen. Wichtig ist, überhaupt investiert zu sein.

Was heißt das für Privatanleger? Ein individueller Prozess für die Geldanlage hilft, diese Crux zu lösen.

Nach umfassender Information über Möglichkeiten, Anlageformen, Anbieter, Grundregeln der Geldanlage…. kommt die Analyse der eigenen, aktuellen Situation. Im Anschluss stellt sich die Frage der Ziele: Welche Rendite erwarten Sie und welche Zeit steht zur Verfügung? Welche Rückschläge vertragen Sie? Gibt es konkrete Ziele wie Immobilienkauf, Kredittilgung oder Altersvorsorge? Wie wichtig ist Nachhaltigkeit und vieles mehr.

Die Voraussetzungen bilden den nächsten Schritt: Welche Mittel stehen zur Verfügung, einmalig und/ oder regelmäßig, wie sieht die künftige Entwicklung aus und sind die Ziele realistisch erreichbar?

Auf dieser Basis folgt der – aus meiner Sicht – wichtigste Schritt: Die Strategie.

Die Definition verschiedener Zeiträume, kombiniert mit der jeweiligen Renditeerwartung und Risikotragfähigkeit bzw. Risikobereitschaft führt zu einer möglichen Depot-/ Anlagestruktur: Wie groß darf der Aktienanteil sein und wie wird er abgebildet, welche Elemente sind kurz- und mittelfristig einzusetzen und wie teilen sie sich auf. Wenn diese strategischen Entscheidungen getroffen sind geht es „nur noch“ um die Umsetzung und die regelmäßige Kontrolle, ob Ziele und Strategie noch stimmen. Dieser Check sollte mindestens einmal pro Jahr erfolgen.

Mit einer passenden Strategie betrachten Sie Marktbewegungen gelassen – sehr Risikofreudige profitieren sicher mehr von den Aufwärtsbewegungen, müssen aber zwischendurch mehr Stress aushalten (dafür gibt es ja auch eine „Belohnung“ über die Risikoprämie bei Aktienanlagen). Ausgewogene oder eher defensive Strategien reduzieren den Stress (die Schwankung des Depots), bieten aber immer noch attraktive Ergebnisse.

Auf jeden Fall schützen eine passende Strategie und ein regelmäßiger Check vor bösen Überraschungen, geben aber Gelassenheit im Auf und Ab der Märkte.

©Text_Foto, Grafik_FV/ RK

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