Was bedeutet Ihre Zulassung als Honorarberaterin im Zusammenhang mit der Finanzbildung? Gibt es da einen Interessenkonflikt?

Nein, mein Geschäftsmodell von Finanzverstand und die von mir konzipierten Finanzfit-Seminare richten sich auf unabhängiges Finanzwissen und dessen Weitergabe auf Honorarbasis. Die Zulassung als Honorarberaterin nach § 34h Gewerbeordnung ist meine Berufsbezeichnung. Sie beinhaltet bestimmte Auflagen und staatliche Kontrollmechanismen. Außerdem ist sie der Ausweis meiner fachlichen Qualifikation.

Welche Partner können Sie sich für dieses Ziel vorstellen?

Da gibt es eine breite Palette: Unternehmen, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein „Add-on“ bieten wollen, Gewerkschaften, Institutionen und Bildungseinrichtungen und nicht zuletzt Gruppen oder Vereine, die sich für das Thema interessieren. Wie gesagt, noch ist Finanzbildung eine Wüste….

Wie sehen Sie die Zukunft der honorarbasierten Finanzberatung und einer unabhängigen kostenpflichtigen Finanzbildung?

Ich bin für Transparenz, wer woran Geld verdient. Nur wenn ich als Verbraucherin oder Verbraucher nachvollziehen kann, wie die Beziehungen sind, kann ich einschätzen, ob meine Interessen richtig vertreten werden. Der Gesetzgeber hat viel getan, aber aus meinem alten Beratungsleben weiß ich, dass der Verwaltungskram und die Papierflut viele Kunden und Berater überfordern. Und die Finanzindustrie schläft nicht, immer neue Produktideen zu präsentieren. Da kann etwas Durchblick nicht schaden. Aber diese Erkenntnis muss sich erst durchsetzen.

Aber Versicherungen oder Geldanlagen kosten häufig ohnehin Geld…warum soll ich dann noch zusätzlich zahlen?

Finanzbildung spart auch durchaus Geld – indem ich als Anleger Fehler vermeide, oder genauer hinschaue, wie Leistung und Kosten verknüpft sind. Damit sind andere Fragen und Entscheidungen möglich, die besser zu meiner Einstellung, meinen Voraussetzungen oder Zielen passen. Nehmen wir ein praktisches Beispiel aus der letzten Zeit: Eine Teilnehmerin „lernte“, dass ihr bei einer Direktbank selbst gekaufter ETF (Exchange Traded Fund = börsengehandelter Investmentfonds, von vielen gerade als die kostengünstigste Ideallösung gepriesen) gar keiner war! Mit Hintergrund hätte sie den Unterschied selber gemerkt und vielleicht auch anders entschieden – je nachdem, ob ihr vor allem die Kosten oder auch andere Kriterien wichtig sind.

Wäre Finanzbildung nicht schon in der Schule gut aufgehoben?

Definitiv! Außer Börsenspiel passiert da leider nicht viel, obwohl es zum Teil gute Unterrichtsmaterialien gibt. Menschen aus der Praxis als „Ergänzungslehrer“ halte ich für eine gute Wahl, da bei der Geldanlage Theorie und Praxis oft auseinanderklaffen. Es muss aber sichergestellt sein, dass es auch hier nicht um Kundengewinnung geht! Vielleicht lässt sich das über die Fördervereine darstellen, die unabhängige Experten finanzieren.

Wenn Sie aber zum Beispiel mit Finanzunternehmen Veranstaltungen machen….wie passt das zusammen?

Finanzbildung ist bisher schwer umzusetzen. Geld bezahlen für unabhängiges Wissen, das eine passende Finanzlösung ermöglicht, ist in Deutschland bisher nicht üblich. Angeblich ist ja alles gratis. Insofern finde ich Unternehmen, die sich trauen, mich einzuladen, super, denn wie gesagt, Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind hinterher schlauer – und das haben manche Berater nicht so gern.

Dienen Finanzfit-Seminare der Kundenakquise?

Wenn Sie Kundenakquise für Finanzprodukte meinen, nein. Über weitere Seminarbesucherinnen und Besucher oder Seminarpartner freue ich mich natürlich!

Die Gleichung „Produkt + Marketing = Kunde (=Verdienst für die Finanzbranche)“ hat in der Vergangenheit aus meiner Sicht mit zu dem schlechten Image der gesamten Branche beigetragen. Da ist viel Vertrauen verloren gegangen.

Finanzfit-Seminare befähigen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die für sie passende Finanzentscheidung zu treffen und den passenden Umsetzungsweg zu finden. Der Bedarf für eine sinnvolle Geldanlage ist groß: Denken wir nur an die notwendige Altersvorsorge oder eine Geldanlage, die mit der Inflation fertig wird. Das Wissen rund um das Thema Geld ist gering, was auch Studien immer wieder belegen. Bisher ist eine unabhängige, inhaltliche Finanzbildung praktisch nicht vorhanden.

Gerade die Entscheidung für oder gegen Finanzlösungen gelingt nur mit Hintergrundwissen, sonst passiert nämlich das, was wir gerade sehen: Milliarden liegen auf Bankkonten und werden allein durch die Inflation immer weniger – auch wenn die Zahl auf dem Kontoauszug immer noch gleich aussieht.

Ich bin überzeugt, dass nicht (nur) gesetzliche Auflagen und Kontrollen zu einer besseren Finanzberatung führen. Wenn „wissende Anleger“ die Dinge hinterfragen und damit einen kritischen Markt bilden – egal, ob sie ihre Anlagen selbst regeln, eine Bank oder eine andere Beratung aufsuchen – wird sich an der Beratung und an der Finanzsituation der Verbraucher ein positiver Wandel vollziehen.

Dazu beizutragen, ist mein selbstgesuchter Auftrag und mein Geschäftsmodell.