Kryptos: Wie gefährlich ist Werbung für Laien?

 „…einfach und sicher in Kryptowährungen investieren…und von steigenden Preisen profitieren“ wirbt im TV eine Plattform, die den Handel mit Bitcoin Co. anbietet.

Da fallen mir, als alte Finanzhäsin, gleich drei Schlüsselwörter auf, die Unerfahrene zum Investieren verleiten: Einfach, sicher und steigen. Wer kann da schon widerstehen?

Zugegeben, mit kaum einem anderen Investment verdienten Mutige in den letzten Jahren so schnell, wie mit Kryptos. Allerdings gehört auch eine gute Portion Leidensfähigkeit dazu, Verluste von 25 oder 40% in wenigen Wochen sind keine Seltenheit.

Da der Stressfaktor und das Verlustrisiko erheblich sind,
– besitzen Anleger und Anlegerinnen entweder weiteres Kapital und investieren nur einen spekulativen Teil,
– verfügen über ausreichend Zeit, um Verluste abzuwarten und nehmen zwischendurch Gewinne mit oder
– lassen sich bewusst auf das Risiko ein, also informieren sich umfassend.

Nach meiner Erfahrung geschieht meist weder das eine, noch das andere. Nach dem alten Prinzip „Gier frisst Hirn“ springen viele auf den fahrenden Zug auf, erwischen oft den falschen Zeitpunkt und machen bittere Erfahrungen.

Neues birgt immer unbekannte Faktoren, erst die Erfahrung formt das Bild. Ist es überhaupt zulässig, heute schon von Krypto-Währungen zu sprechen?
Dem bisherigen Verständnis von „Währung“ werden Kryptos wohl bisher nicht gerecht: Weder als Zahlungsmittel eines Landes, das durch Gold (früher üblich), das jeweilige Bruttosozialprodukt oder andere Währungskörbe gesichert ist, noch als ein neues, allgemein akzeptiertes Geld.
Die durch „Mining“ über riesige Rechenleistung mit Megacomputern geschaffene „Währung“ ist technisch irgendwann endlich, eigentlich frei von staatlichen Einflüssen und damit nicht reguliert.
Gerade das ist gewollt: Die bisherige Ordnung gelangte nicht nur mit der Finanzkrise in erhebliche Kritik und die Machenschaften führten zu einer Vertrauenskrise in das Bankensystem und zur Suche nach Alternativen.

Wenn es aber zutrifft, dass das Mining zu 70 bis 80% in China erfolgt, fragt sich, ob die ursprüngliche Idee von Unabhängigkeit überhaupt gilt. Wie abhängig wollen wir sein von dem Riesen-Reich, das Handel bisher recht einseitig versteht?
Dazu kommt der unglaubliche Stromverbrauch, der ökologisch unvernünftig ist.
Weitere fragliche Aspekte: Die Anonymität, das Blockchain-Prinzip (mehrfach gespiegelte Buchungsvorgänge) und der einfache Handel über das Internet öffnen auch illegaler Nutzung bisher Tür und Tor. Trotzdem: Als Anlageklasse erfreuen sich Kryptos zunehmender Beliebtheit..

Ein neues, gern auch globales Zahlungssystem und Konkurrenz zum Einfluss der Banken besitzt einen gewissen Charme und auch Staaten finden langsam Gefallen daran, Ihre Währungen zu digitalisieren. Da wird sich sicher noch viel tun in den nächsten Jahren und pure Ablehnung wäre reine Ignoranz. Aber für Privatanleger empfiehlt sich individuelle Vorsicht und: eine eigene Strategie!