Für Sie gelesen:

Gedanken zu Finanzblogs & Co. bei den Fondsfrauen

Verkaufen oder abwarten?

Die Nachrichten seit einer Woche überschlagen sich und auch bei uns, die wir eigentlich weit weg sind vom Ukraine-Konflikt, mehren sich Angst und Unsicherheit. Wird die Krise sich ausweiten? Behält Putin die Nerven? Wie wirken sich die Sanktionen auf Europa aus? Wird die Wirtschaft massiv unter Druck geraten? Was machen die Inflation und die Versorgungslage?

Fragen über Fragen – und die Unsicherheit spiegelt sich an den Märkten wider. Die Glaskugel, wohin das alles führt, hat niemand.

Auch wenn der Konflikt begrenzt bleibt, werden Kurse nachgeben und die Nerven von Anlegern strapazieren. Das, was vor Ort schreckliche Realität ist, Börsen geschlossen, Bargeld knapp, betrifft uns in Zentraleuropa nicht, zeigt aber, wie fragil unsere scheinbare Sicherheit ist. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber, ruhig Blut aber schwierig. Gehen wir davon aus, dass kein 3. Weltkrieg entsteht, ist es sicher richtig, eine langfristige Strategie – zum Beispiel für die Altersvorsorge – beizubehalten. Je kurzfristiger eine Anlage an den Finanzmärkten angelegt ist, kann es sinnvoll sein, Investments erstmal ins Trockene zu bringen. Ein Strafzins dürfte das kleinere Übel sein.

Die Parkposition sollte nicht gerade dort lagern, wo scheinbar ein noch attraktiver Zins winkt: die Sberbank – immer wieder als Anlage in Hitlisten empfohlen – zeigt gerade wieder, ein höherer Zins impliziert auch immer ein höheres Risiko. Anleger bei der Russland-Bank sehen das gerade wieder.

Investments im Fondsbereich stellen Sondervermögen dar, die zwar schwanken, je nachdem, was sie enthalten, grundsätzlich aber unabhängig sind von der lagernden Bank oder der Kapitalverwaltungsgesellschaft. Die Möglichkeit, vorübergehend nicht verfügen zu können, besteht allerdings.

Zzum Beispiel Aktienfonds, auch ETF`s, können in den nächsten Wochen und Monaten Kurs-Stress verursachen, bleiben aber im Kern unangetastet. Misch- und Rentenfonds sollten in puncto Schwankung besser davon kommen.

Also abwarten oder verkaufen? Richtig festlegen wird sich wohl niemand, massive Abflüsse bei Banken und Beratungsunternehmen dürften diesen auch nicht gefallen.

Optimale Verkaufs- und Wiedereinstiegzeitpunkte trifft man nie, also mein Tipp: Prüfen Sie Ihre Cash-Position, halten Sie etwas Bargeld vor und fragen Sie sich, wieviel Kursstress Sie aushalten. Eventuell vorübergehend den Sicherheitsanteil erhöhen und die Entwicklung beobachten.

Hoffen wir, dass die Vernunft und/oder der politische Verstand irgendwann siegen.

 

Alles easy? Was bringen Finanzbloggerinnen, Beratung und Co. ?

Und noch ein Beitrag, diesmal für die Fondsfrauen zum Thema Finanzbloggerinnen/ Finanzberatung.

Entspannt mit Geld: Selber anlegen oder nicht?

Kennen Sie das auch? Gingen wir früher zum Arzt verließen wir uns meist auf sein/ihr Urteil und folgten dem Rat. Heute erlebe ich, dass Maßnahmen erläutert werden, aber die Entscheidung liegt bei mir. Zugegeben, informieren, verschiedene Meinungen einholen scheint einfach und selbstverständlich, aber werde ich dadurch zum Experten? Kann ich Risiken besser abschätzen? Ich denke nicht. Lebenssachverhalte sind heute vielfältiger, damit die Anforderungen an uns als Bürger, Verbraucher, Menschen höher und oft dicht an der Überforderung. Falsche Entscheidung getroffen? Pech gehabt, Sie hatten ja die Wahl.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Die Entwicklung beobachte ich seit Jahren auch in der Finanzbranche. In der Absicht, Verbraucher zu schützen, überhäufen Berater ihre Kunden mit Informationen, Sie als Kund*in bestätigen, den Inhalt erhalten und verstanden zu haben, aber ist das so?

Meine Erfahrung ist, dass mehr Wissen auch dazu führt, Beratung zu wählen. Das Wissen ist nützlich, weil ich eher verstehe, was angeboten wird. Aber, Berater sind „vom Fach“ und beachten Sorgfaltspflichten und haften für ihr Tun.

Selber anlegen geht nach meiner Einschätzung gut für die Menschen, die Spaß am Thema Geld haben (die wenigsten) oder wenn es um relativ einfache Sachverhalte geht: Ein Sparplan fürs Kind oder auch für die eigene Altersvorsorge, überschaubare Beträge anlegen klappt auch noch selbst.

Geht es aber um große Summen, plädiere ich für die Kombi „eigenes Wissen und Berater*in“. Einerseits geht es darum zu verstehen, worum es geht, selbst die richtige Vorbereitung zu treffen, die Argumentation und die Vorschläge einordnen können. Andererseits gibt es fachliche Regeln, Berufserfahrung und Methoden, die erfolgreiche Investition erleichtern.

Was das Ganze mit Entspannung zu tun hat? Meine Erfahrung aus der Beratungszeit ist, dass Anleger*innen mit Kursschwankungen an den Märkten – und damit auch im Depot – umso gelassener umgehen, je besser die Strategie erarbeitet ist. Wer weiß, wie welche Anlageform reagiert und welche Funktion sie im Vermögensaufbau erfüllt, kann Dellen besser verkraften. Das gilt natürlich für Selbst-Anleger*innen, genauso wie für Beratungskund*innen. Vertrauen zum Berater ist gut und notwendig, aber immerhin ist es das eigene Geld und altruistische Motive bei Beratern sind eher selten. Da außerdem auch hier immer „selbst“ entschieden wird (wer unterschreibt die Aufträge, wer den Verwaltervertrag?) hilft es, die Arbeit, aber nicht das Wissen zu delegieren.

Übrigens: Der BVI (Bundesverband Investment und Asset Management e. V.) hat im Juni eine aktuelle Statistik zu Wertentwicklung von Fondssparplänen veröffentlicht. Sie zeigt echte Ergebnisse über 10 und 20 Jahre, belegt, was möglich ist und gibt einen Einblick in wichtige Fondskategorien, die das Rückgrat einer Depotstruktur bilden können.

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Roboadvisor – Geldanlage leicht gemacht?

„Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht!“
Wenn Geldanlage doch so einfach wäre! Nach der Finanzkrise, diversen Skandalen und Falschberatungen zog der Gesetzgeber – im Einklang mit europäischen Vorgaben – diverse regulatorische Schrauben an. Das Ziel: Verbraucherschutz – es sollte keine Oma mehr geben, deren ganzes Vermögen in ein Lehman-Papier oder einen offenen Immobilienfonds fließt. Kundenorientierung, nicht Produktverkauf lautet das Leitmotiv. Für Normalverdiener –zum Beispiel junge Berufseinsteiger, Angestellte, Beamte, Erben, die mit der Erbschaft erstmals über größere Beträge verfügen – hat sich einiges verändert. Wer heute zu einer Beratung geht, erhält noch mehr Dokumente als früher: Eine Informationsbroschüre über Geldanlagen, Aufklärung über die Rolle und Vergütungsweg des Beraters und so weiter. Meist alles online, ein Haken im Beratungsprotokoll bestätigt den Erhalt.
Lesen und vor allem verstehen Kund*innen die Unterlagen? Das darf bei den meisten bezweifelt werden. Aber die Berater erfüllten die gesetzlichen Auflagen und dokumentieren sie.
Die Marktregulierung führte schon im Ausland dazu, dass Normalanleger praktisch keine Beratung mehr erhalten. Zum Beispiel in Großbritannien, die schneller mit Auflagen waren, ließ sich dies bereits beobachten, bevor hier bei uns digitale Plattformen einfache Geldanlage anboten.
Interessanterweise scheint es so, als ob mit wenigen Angaben ein persönlich passendes Angebot erstellt würde. Das ist auch nicht ganz falsch, denn die Erfahrung zeigt, dass Menschen mit ähnlichen Anforderungen – Anlageziel, Anlagebetrag, Risikobereitschaft, Erfahrungen – auch ähnliche Anlagen vertragen. Wozu also viel Zeit in Beratungsgespräche stecken, wenn es für Anbieter und Kund*innen auch einfacher geht?
Roboadvisors – wobei „advisor“ für Berater eigentlich irreführend ist, denn eine Beratung findet nicht statt – entwickeln sich zu einem Vertriebsweg, der standardisierte Angebote einfach in den Markt bringt. Finanzunternehmen konzipieren zum Beispiel drei Anlagestrategien, die jeweils nach den entsprechenden Klicks als Lösung erscheinen. Gute Anbieter, die qualitative Produktauswahl – zum Beispiel bei Fonds – betreiben, ermöglichen damit einen einfachen Einstieg. Es können aber auch „nur“ ETF’s in dem Angebot stecken.
Geht es um Altersvorsorge und man/ frau hat noch 30 Jahre Zeit, wirken sich „Anlagefehler“ nicht so stark aus: Schwankungen egalisieren sich, ein „zu hoher Aktienanteil“ kann eher zum Vorteil werden und ob es sich um die „besten Produkte“ handelt, relativiert sich auch.
Je höher aber die Anforderungen an eine Geldanlage sind, um so sinnvoller ist eine qualifizierte Beratung. Zu viele Aspekte sind zu beachten und analoge Berater*innen haften für ihre Anlagevorschläge und -beratung. Ein Roboadvisor haftet nicht – er spuckt nur Lösungen aus, die auf den Klicks der Anleger*innen beruhen – bei schlechten Ergebnissen, selber schuld!
© Foto_Text Finanzverstand Renate Kewenig

Finanzfit®-Fondsidee: Invesco Europa Core Aktienfonds

Aktive Fonds stehen in den letzten Jahren schwer unter Beschuss wegen ihrer Kosten – sowohl beim Kauf mit einem einmaligen Ausgabeaufschlag bis zu 5% und auch höheren Gesamtkosten. ETF’s – also die börsennotierten passiven Indexfonds – sehen auf der Kostenseite zunächst besser aus. Richtig ist, Kosten senken die Rendite – wenn es aber gelingt, aktive Produkte zu finden, die trotz Kostenquote einen Mehrwert bieten, kann das eine clevere Lösung für Geldanlage sein.
Seit Anfang der Neunziger befindet sich der Invesco Europa Core – ein aktiver europäischer Aktienfonds – am Markt, der schon während meiner aktiven Zeit als Beraterin viele Kund*innen glücklich gemacht hat. Ob als Teil eines breiteren Fondsportfolios oder als Einstieg mit einem Sparplan, auch gerne als VL (Vermögenswirksame Leistung), lieferte er sehr gute Ergebnisse. Aktuell beim Ratinghaus Morningstar mit „Silver“ gelistet und mit der €uro-Fondsnote 1 bewertet ergibt eine eigene Recherche: Verglichen über die letzten 10 Jahre mit dem DAX (ja, nicht der Vergleichsindex, aber für die meisten Menschen eine bekannte Größe) und zwei ETF’s (Invesco MSCI ETF und ishares Core MSCI Europe ETF) weist der aktiv gemanagte Invesco Europa Core eine deutlich bessere Performance auf. Mit 160 %* und einer – für einen Aktienfonds relativ geringen – Schwankung von 13* (gegenüber 135%/ 19 und 120%/ 16) liefert er einen erfreulichen Beitrag zur Vermögensbildung. Übrigens: Die ausgewiesenen Ergebnisse bei Investmentfonds haben die Kosten bereits berücksichtigt.

Aktuell erhielt ich auf meine Fragen, was den Fonds speziell für Frauen interessant macht, wie Nachhaltigkeit berücksichtigt wird und wie sich der Brexit auf die Fondsgewichtung auswirken wird (historisch und aktuell ist Großbritannien mit ca. 27% gewichtet) aus dem Hause Invesco sinngemäß folgende Antworten (vielen Dank dafür!):
Anleger, denen die Reduzierung des Risikos wichtig ist, finden mit der Low Volatility-Strategie des Fonds eine Lösung, die das Ziel verfolgt, eine deutlich geringere Schwankung als der europäische Aktienmarkt aufzuweisen. Mit einem systematischen Multi-Faktor-Ansatz wird die Attraktivität von Aktien eingeschätzt, außerdem ist der Fonds währungsgesichert. „Eine solch defensive Positionierung hilft langfristig, stärkere Schwankungen an den Aktienmärkten zu überstehen.“
Nachhaltigkeit spielt bei Invesco grundsätzlich über einen ganzheitlichen ESG-Ansatz eine wichtige Rolle bei der Definition des Anlageuniversums (welche Werte kommen überhaupt in die Auswahl), der konkreten Aktienauswahl und der Portfoliokonstruktion. „Klimawandel ist dabei ein wesentlicher Bestandteil des „Environmental“ Faktors und wird unter anderem durch CO2- Emissionen, CO2-Fußabdruck der Produkte oder Anfälligkeit für den Klimawandel abgedeckt.“ Außerdem stärkt Invesco als Investor die jeweiligen Unternehmen in ihren Anstrengungen, Themen wie Klimawandel voran zu bringen.
Das Brexit-Thema trifft den Invesco Europa Core Aktienfonds nur indirekt, da keine explizite Länderallokation vorgenommen wird, sondern die Auswahl – wie oben beschrieben – anderen Kriterien folgt. „Zudem sind viele britische Unternehmen, die wir halten, global tätig und daher aus unserer Sicht ausreichend gut diversifiziert.“
Die Finanzfit®-Fondsidee stellt in loser Folge aktive Fonds vor, ob sie in die persönliche Strategie passen ist immer individuell und unter Beachtung der geltenden Beratungsregeln zu entscheiden.
*Werte gerundet, Stand 3.2.20
© Foto Großglockner und Text, Finanzverstand R. Kewenig

Finanzsalon-Talk mit den geldfreundinnen

In loser Folge besprechen die Gründerin der geldfreundinnen, Anke Pauli und Renate Kewenig spannende Geldthemen, hier die erste Folge!

Ausblick 2020

Wieder geht ein Jahr zur Neige und vielleicht geht es Ihnen genauso: Wo ist die Zeit geblieben?
Kurz vor Jahresende kreiselt der DAX um die 13000 Punkte und befindet sich damit dicht an seinem Allzeithoch. Bis in deutsche Talkrunden schafft es das Thema Geldanlage – immer mit dem berechtigten Hinweis auf Aktienanlage als alternative Sparform in Niedrigzinszeiten. Nun wissen wir, dass nur wenige Anleger in Deutschland in Aktien investiert sind. Die Zahlen des Deutschen Aktieninstitutes (DAI) für 2018 zeigen, dass gut 10 Millionen Deutsche über 14 Jahre – ungefähr 16% – Aktien oder Aktienfonds besitzen. Die direkte Anlage in Dividendenpapiere bewegte sich gegenüber der indirekten Fondsanlage zurück. Trotz positiven Trends liegen die Spitzenzahlen von knapp 13 Millionen Anteilseignern um die Jahrtausendwende noch weit entfernt. Die Älteren unter uns erinnern sich noch: Die „ .com-Blase“, der so genannte Neue Markt oder die angebliche „Volksaktie“ der Telekom hinterließen bittere Erfahrungen bei Neu-Aktionären.
Eine „Milchmädchen-Hausse“ beschreibt die drohende Gefahr eines Börsencrashs: Wenn alle, bis hin zum – eher ärmeren – Milchmädchen (das es heute nicht mehr gibt) Aktien kaufen, ist Vorsicht geboten.
Mir kommt gerade der Medien-Hype sehr bekannt vor: Gute Ratschläge auf den Titelseiten, große rote Crash-Schlagzeilen, Tipps zum sicheren Reichwerden mit Bitcoin, Gold und „Sachwerten“ (wie Oldtimern oder Kunst) – alles schon mal dagewesen.
Ein Grund zur Unruhe? Aus der Erfahrung lenke ich den Blick gern auf das Wesentliche: die eigene Strategie, die zum Typ, zum Geldbeutel und zum Zeithorizont passt. Ja, wer sich jetzt anstecken lässt, doch noch auf den fahrenden Zug der Börsengewinne aufzuspringen und nicht genug Zeit hat, kann Schiffbruch erleiden. Wer aber endlich versteht, dass der Kaufkraftverlust des Geldes (Inflation zwischen 2 und 1,1% in 2019 – Zahlen von Statista aus 12/ 2019) ohne Zinsen – oder sogar mit negativem Zins – nur durch anderes Investieren ausgeglichen wird, kann trotzdem anfangen!
Trotz mehrerer Crashs seit 2000 befindet sich der deutsche Aktienindex heute nach fast 20 Jahren bei rund 13000 Punkten. Die Übersicht des DAI zeigt es plakativ: Je länger der Zeitraum, desto grüner – also ohne Verluste – zeigt sich die Aktienanlage. Lange Anlagehorizonte wie die Altersvorsorge für Jüngere, aber auch die Rentenphase für Ältere, die statistisch noch mehr als 20 Jahre vor sich haben, eignen sich perfekt dafür, Unternehmensanteile zu besitzen.
Um richtig zu streuen, plädiere ich für Aktienfonds oder agile Mischfonds, gerne auch nicht nur aus Deutschland, sondern mindestens Europa. Der Nachhaltigkeitsgedanke spiegelt sich in immer mehr Produkten, da kann anlegen auch noch mit gutem Gewissen verbunden werden.
Ob der Crash 2020 kommt? Ich weiß es nicht, niemand kann es wirklich voraus sagen. Die Industrie ist im Umbruch und politische Unwägbarkeiten gibt es reichlich – aber: langfristig bieten Dividendenpapiere den besten Ertrag.

© Text und Foto Finanzverstand R. Kewenig

Beraterin vs. Coach – Fondsfrauen.de

Lesen Sie meinen Beitrag bei den Fondsfrauen!

 

Risiken lauern überall – Was nützen Berater oder Coaches?

Selbstbestimmte, durchblickende Geldanleger, die souverän ETF-Depots bauen und ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen: So scheint die Welt zu sein, wenn man sich manche Veröffentlichungen ansieht. Die Wirklichkeit besteht aber aus vielen Menschen, die Geldanlagen meiden, nicht in Aktien anlegen, Rendite verschenken und gar nichts tun. Misstrauen sowie mangelndes Finanzwissen über Zinsen, Kurse, Kosten, Produkte und wirtschaftliche Zusammenhänge verursachen Anlage-Lethargie – mit fatalen Folgen für Vermögensentwicklung und Altersvorsorge.

Manche politischen Stimmen finden es empörend, dass mit Geld mehr verdient wird, als mit Arbeit. Erstens, wie viele Menschen betrifft das? Zweitens, dieses „mehr“ hat auch immer mit „Risiko=Schwankung“ zu tun, das mit Rendite belohnt wird. Drittens, beklagen wir nicht gerade, dass nicht investiert wird? Investition hat auch immer eine Risikokomponente – zum Beispiel beim Aktienkauf. Aber das brauchen wir doch, Vertrauen der eigenen Bevölkerung in ihre Unternehmen und deren Erfolg!

Und wäre es nicht nur fair, wenn private Geldanlagen, die frühere Generationen durch eigenes Spar- und Anlageverhalten gebildet und mehrfach versteuert haben, nun weiter wachsen? Aber wie sollen sie wachsen, wenn es keinen Zins mehr gibt und risikofreudiges Anlegen vermieden wird?

In diesem ganzen Dilemma schlägt dann die Stunde der Berater: Analyse, gute Vorschläge, Lösung gekauft. Weiterbildung der Kunden steht nicht wirklich auf dem Plan, denn informierte Kunden stellen Fragen. Eine Broschüre über Geldanlage gehört als Basiswissen zum Informationspaket – die Wenigsten lesen, geschweige denn verstehen den Inhalt. Wie gesagt, Finanzbildung fehlt ja.

Die Lücke zwischen Kunde und Berater füllt das Vertrauen in die Kompetenz, die Seriosität und nicht zuletzt die gesetzlichen Auflagen für Finanzberatung. Empfehlungen aus Freundeskreis oder Familie, seit einigen Jahren auch Bewertungsportale helfen bei der Beratersuche. Das Image dieser Berufsgruppe ist schlecht durch die Finanzkrise und Beratungsskandale. Referenzen, ein guter Ruf und Erfahrung sprechen für einen guten Berater, seit Jahren ist Fachwissen selbstverständlich und die entscheidende Zulassungsvoraussetzung.

Kunden mit dem passenden Berater finden neben Fachkompetenz und Engagement auch jemand, der für seine Vorschläge haftet. Fehlt eigenes Finanzwissen, nützt diese Kombination bei einer Anlagelösung.

Der Begriff „Coach“ wird heute inflationär gebraucht und ist nicht geschützt. Es hört sich irgendwie gut an und ist „in“. Blickt man etwas hinter die Kulissen stellt sich heraus, dass mancher Coach doch letztlich Finanzprodukte anbietet oder fachlich gar nichts mit Finanzen zu tun hat.

Im Finanzcoaching geht es aus meiner Sicht nicht darum, eine Lösung zu verkaufen und Ratschläge zu erteilen. Im Kern begleiten Coaches die Personen, ihre Ziele zu erreichen und eigene Lösungen zu finden. Gerade in der Finanzbranche profitiert ein Anleger von einer eigenen Lösung, zum Beispiel wenn Kurse fallen. Im Coaching fand er vielleicht heraus, dass ein Kursrückgang in dem Teil des Geldes, das lange nicht gebraucht wird, für ihn kein Problem ist. Damit bleibt der Kopf kühl, wenn der Aktienanteil schwankt. (Und zwar aus eigener Erkenntnis und nicht weil der Berater sagt: Durchhalten!)

Der Wissensinput durch den Coach bei Bedarf und Methoden, die eigene Erfahrung fördern, helfen den Coachees, eine Vorstellung von Geldanlage zu bekommen und sich bewusst zu entscheiden. Ein fachlicher Hintergrund in Finanzfragen beim Coach ist aus meiner Sicht unabdingbar.

Erkenntnisse, Verhaltensänderungen (weg vom Girokonto hin zu einer eigenen Strategie) und Fähigkeiten (wie unterscheide ich Produkte, wie finde ich meine Ziele und Strategie ….) ergeben ein nachhaltig neues Bild für eigene Entscheidungen. Wie die konkrete Umsetzung einer Geldanlage erfolgt, ob in Eigenregie, über praktische Online-Portale oder ob ein Berater oder sogar ein Vermögensverwalter der beste Weg sind steht auch am Ende eines Coachingprozesses. Dieser Schritt ist dann nur noch das „logische Tüpfelchen auf dem i“.

Anmerkung: Die Verwendung der männlichen Form der Substantive in diesem Beitrag dient lediglich der einfacheren Lesbarkeit.

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Finanzwissen gemeinsam mit hermoney

Der Start ist gelungen: Hoch motivierte Teilnehmerinnen über den ersten Basisworkshop in Fulda!

Aktienclub – Learning bei doing

Hindernisse überwinden! Was diese Schleuse kann, erreichen Aktienclubs bei deutschen Aktienmuffeln: Über 7000 Gemeinschaften deutschlandweit treffen sich regelmäßig: Aktien kennen lernen, Erfahrungen sammeln mit Gewinn und Verlust bei geringem Risiko, das ermöglichen „echte“ Investmentclubs. Dieser Idee folgt auch seit 1998 der Frauen-Investmentclub Feminanz in Rheinbach, der in diesem Jahr sein 20. Jubiläum feiert.

Frauen reden über Geld? Und ob! Ungefähr alle sechs Wochen treffen sich die Gesellschafterinnen, die von Anfang an eine Mitgliedschaft bei der DSW (Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz e.V.) besitzen. Mit 35,–€ monatlich für jede Clubfrau investieren sie gemeinsam in Aktien aus Deutschland, Europa und den USA. Die Entscheidungen fallen mehrheitlich und nach ausführlicher Diskussion. Oft gibt den Ausschlag, wie gut die Clubfrauen ein Unternehmen kennen oder einschätzen können – ganz nach dem Grundsatz des Grandseigneurs der Investmentbranche, Warren Buffett:  Kaufe nur, was Du verstehst.

Eine gute Clubkultur, die auch mal mit Fehlentscheidungen umgehen kann und diese der Ideengeberin nicht vorhält, hilft, zwei Jahrzehnte dabei zu bleiben.

Der niedrige Monatsbetrag hält das Risiko in Grenzen, auch wenn die Frauen der ersten Stunde schon ein ordentliches Sümmchen „erspart“ haben. Manche nehmen Ideen mit ins eigene Depot. Die lange Erfahrung hat gezeigt, dass Auf- und Ab‘s der Kurse  an der Börse dazu gehören: Weist ein Wert einen Kursverlust auf und alle halten strategisch an dem Unternehmen fest, wird auch zu billigeren Kursen nachgekauft…

Hilfreich ist, wenn mindestens eine Person fachlich versiert ist und den Club mit Wissen unterstützt.

Näheres zur Entstehung, Gründung und Führung eines Clubs finden Sie auf der website der DSW e.V.

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Besser Sparen mit Cost-Average

Anlegerinnen und Anleger in Deutschland meiden immer noch Aktienfonds. Ein Grund: Sie halten Aktien für spekulativ, vergleichbar einem Besuch im Casino – entweder man hat Glück und gewinnt, oder verliert.

Zugegeben, Aktienkurse schwanken, zeitweise sogar heftig. Leider gilt: An der Börse wird nicht geklingelt (bevor Kurse fallen). Also hilft ein langfristiger Anlagehorizont, der es erlaubt, Tiefs auszusitzen (vorausgesetzt, die Qualität und andere individuelle Parameter stimmen und das Investment passt zu den Zielen) – und/ oder Investoren machen sich die Schwankungen zu Nutze. Bei einmaligen Beträgen hilft schrittweise zu investieren oder gleich Sparpläne als bewusstes Mittel einzusetzen. Betrachten wir das Prinzip des Cost-Average-Effektes:

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Fünf Monate lang Investieren Sie regelmäßig 500,–€ mit einem Sparplan jeweils zum 1. des Monats in einen europäischen Aktienfonds, insgesamt 2.500.–€. Während der Zeit schwankt der Kurs zwischen 50 und 72 Euro. Sie erwerben jeweils eine unterschiedliche Anzahl von Anteilen, 500 Euro geteilt durch den Tageskurs. Die Folge: Bei höheren Kursen erwerben Sie weniger, bei niedrigeren Kursen mehr Anteile – Sie investieren quasi automatisch antizyklisch. Mit der Disziplin eines Sparplans tricksen Sie ein sehr verbreitetes Fehlverhalten aus: Gerade wenn Kurse sinken neigen Anleger zur Skepsis und halten Investments zurück. Wenn es aufwärts geht, springen hingegen immer mehr auf den fahrenden Zug auf und kaufen „was das Zeug hält“, auch wenn es immer teurer wird. Am Ende haben Sie insgesamt 39,8 Anteile erworben und pro Anteil im Durchschnitt 62,81 € gezahlt. Der Durchschnittspreis (jeweilige Tageskurse addiert und durch 5 dividiert) ergibt aber 63,80 €. Pro Anteil haben Sie rund einen Euro weniger ausgegeben. Dieser „Sparpreis“ zahlt sich später aus, wenn sie verkaufen.

Über den Erfolg der Anlage am Ende Ihres Investitionszeitraums sagt der Effekt allerdings nichts aus: Der hängt vom allgemeinen Kursniveau ab – bei langen Zeiträumen erzielen gestreute Aktieninvestments allerdings immer positive Ergebnisse, wie es seit Jahren das Renditedreieck des Deutschen Aktien Institutes (DAI) auf den DAX demonstriert.

Fazit: Mit regelmäßigen Sparraten nutzen Sie Börsenschwankungen zu Ihrem Vorteil!

 

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Finanzfit®-Idee: Nachhaltige Zukunft fürs Depot

Ausgerechnet heute, wenn die Schlagzeilen voll sind mit politischen Drohszenarien – vom Ende Merkel’s Kanzlerschaft bis hin zum Bruch der Eurozone – starte ich in meinem Finanzfit® Blog eine Reihe, die in loser Folge interessante Fondsideen vorstellt. Wem aktuell in puncto Geldanlage mulmig ist, dem sei gesagt, dass langfristige Ziele relativ unbeeindruckt von kurzfristigen politischen Strömungen verfolgt werden sollten. Den Anfang macht – mit einer Biene als Nachhaltigkeitssymbol – der Aktienfonds

JSS Sustainable Equity – Technology Disruptors.

Disruption – abgeleitet vom englischen Verb to disrupt, was soviel bedeutet wie stören, zerbrechen, mächtig durcheinanderbringen – steht für die fundamentalen Veränderungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Der nachhaltige Aktienfonds konzentriert sich auf Technology Disruptors, gemeint sind Wegbereiter und Nutznießer technologischer Innovationen. Themen wie autonomes Fahren, veränderte Logistik zum Beispiel durch Drohnen, die Pakete zustellen, künstliche Intelligenz oder Fertigungsprozesse über 3D-Drucker – die Beispiele sind vielfältig und erst am Anfang. Gerade für langfristige Anlageziele und/ oder junge Anlegerinnen und Anleger erscheint mir ein Engagement spannend und zukunftsweisend. Als Beimischung oder regelmäßiges Sparen in diesen neu zugelassenen Fonds – gepaart mit nachhaltigen Auswahlkriterien des erfahrenen Anlagehauses J. Safra Sarasin. nehmen sie nicht nur als Nutzer, sondern auch als Anleger Teil an den technologischen Veränderungen.

Hinweis: Der Beitrag stellt keine Anlageberatung-und /oder -empfehlung dar, die Informationen sind nach bestem Wissen zusammen getragen, eine Haftung für deren Richtigkeit und Vollständigkeit ist ausgeschlossen.

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7 Gründe für Frauen und Finanzen

Kürzlich stellte man mir die Frage: „Frauen interessieren sich doch nicht für Finanzen, oder?“ Meine Antwort: „Das kommt darauf an….!“ Es kommt nämlich darauf an, ob es einen akuten Handlungsbedarf gibt, wie das Thema präsentiert wird oder ob man (n) auf Frauen bei der Finanzberatung eingeht.

Interesse

Frauen finden Geldanlage, Börse, Rendite spannend, wenn es sie betrifft: Oft lösen unerfreuliche Ereignisse wie Scheidung oder Erbschaft das Interesse aus. Zwar ist die künftig schlechte gesetzliche Rente in aller Munde, aber die eigene Altersvorsorge reicht leider oft als Grund zur Geldanlage nicht aus. Gerade junge Frauen verdrängen diesen Aspekt zu lange. Die Erkenntnis, dass ein früher Start mit 50 Euro monatlicher Sparrate nach 30 Jahren ein kleines Vermögen bringt, muss sich dringend verbreiten!

Andere Einstellung

Frauen definieren sich nicht durch Geld: Schon lange ist in USA untersucht, dass Frauen und Männer unterschiedliche Einstellungen zu Geld haben. Frauen definieren sich weniger über dessen Besitz, sondern betrachten es als Mittel zum Zweck. Diese Erkenntnis zeigt sich auch im Beratungsalltag: Anlegerinnen sind meist nicht mit einer tollen Renditeerwartung von einem Finanzprodukt zu überzeugen – Männer reagieren da oft anders. Aus unterschiedlichen Gründen weisen weibliche Investoren ein stärkeres Sicherheitsbedürfnis auf, das zumindest dazu führt, ungefähr verstehen zu wollen, woher die Rendite kommen soll und wie die Risiken aussehen.

Frauen stellen daher mehr Fragen und reagieren allergisch auf Fachchinesisch. Es kommt häufig vor, dass noch ein Beratungstermin nötig wird, um als Berater einen Abschluß zu erreichen. Das mag manchen Vertriebsspezialisten ärgern, aber überzeugte Frauen sind sehr treue Kundinnen. Eine Behandlung „von oben herab“ oder Frauenstrategien, die eher marketingorientiert sind, führen meist nicht zu einer erfolgreichen Geschäftsbeziehung.

Finanzieller Einfluss

Frauen in den Industrieländern besitzen heute durch ihre gute Ausbildung und breite Berufstätigkeit noch mehr finanzielles Potential als früher, ganz abgesehen von der Erbinnen-Generation. Es kommt darauf an, den großen finanziellen Einfluss als Kundinnen, Konsumentinnen oder Unternehmerinnen zu erkennen und auch wahrzunehmen.

Der andere Umgang mit Geld zeigt sich auch im Bereich Microfinance – also bei Mini-Krediten an Kleinunternehmer/innen in Schwellenländern: Frauen erweisen sich als erfolgreich, zuverlässig und gute Schuldnerinnen. Sie zahlen zügig die Darlehen, meist niedrige Dollarbeträge, zurück und führen z.B. kleine Läden für den alltäglichen Bedarf.

Weibliche Vorbilder

Oft lassen sich auch beruflich und persönlich „gestandene Frauen“ in Gelddingen von männlichen – vermeintlich klügeren – Ratgebern beeinflussen, hören zu wenig auf die eigene Kenntnis oder Intuition– und lassen sich verunsichern. Mehr weibliche, erfolgreiche Vorbilder in der Wirtschaft und Finanzbranche stärken Anlegerinnen, ihren Weg zur Geldanlage einzuschlagen und zu vertreten. Ob Fondsmanagerin, Wirtschaftsjournalistin oder Bankchefin – Frauen können Finanzen!

Bessere Anlageergebnisse

Schon seit den späten 90er Jahren bestätigen Studien – z.B. der DAB-Bank – immer wieder, dass Frauen, wenn sie denn anlegen, bessere Anlageergebnisse erzielen, als männliche Investoren. Unter anderem handeln sie nicht so häufig.

Da bewahrheitet sich wieder die alte Börsenregel: Hin und Her macht Taschen (beim Anleger!!) leer.

Gerade jetzt, nach jahrelangem – fast störungsfreiem – Aufwärtstrend an den Börsen meinen viele, Geldanlage sei „easy“ und mit ein paar Klicks erledigt. Wer, wie ich, „dreieinhalb Börsencrashs“ erlebt hat weiß, dass Kurse auch in die andere Richtung drehen und vorher „an der Börse nicht geklingelt“ wird. Da zahlt sich eine umsichtige, auf die persönlichen Bedürfnisse und Erfahrungen abgestimmte Strategie aus. Und: Wer am Anfang mehr Zeit für diese „richtige“ Strategie aufwendet, hat hinterher weniger schlaflose Nächte.

Nachhaltigkeit

Außerdem stehen besonders bei Frauen mindestens gleichrangig neben der Rendite weitere Aspekte wie Umwelt, nachhaltige Investition und Ethik der Geldanlage im Fokus, wenn es um ihre Finanzen geht. Die Fragen, wie Geld verdient wird, ob und wie stark die kommenden Generationen belastet werden und wie wir mit unseren Ressourcen umgehen stellen vor allem Anlegerinnen – und ein gutes Gefühl darf auch schon mal ein wenig Rendite kosten.

Der „Rundum-Blick“

Ohne zu polarisieren, denn das bringt uns nach meiner Überzeugung nicht weiter, bietet die „andere, weibliche“ Sicht auf Geldthemen – was ich gern den „Rundum-Blick“ nenne – gute Voraussetzungen für die eigene Geldanlage. Auch für die Finanzbranche insgesamt kann ein Blickwechsel vorteilhaft sein. Ein Berufszweig, der am unteren Ende der Beliebtheitsskala rangiert, muss sich verändern. Ich behaupte gern, mit mehr Frauen hätte es vielleicht keine Finanzkrise gegeben. Das lässt sich zwar nicht mehr beweisen, aber es ist den Versuch wert, in der Branche auf mehr weibliche Beteiligung und andere Prozesse zu setzen.

Insgesamt eine gute Zeit für Frauen und Finanzen!

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Gretchenfrage: „Wie finde ich eine gute Finanzberatung?“

Bei allen vermeintlichen Trends zu digitalen Finanzlösungen höre ich bei meinen Seminaren regelmäßig die Frage nach passenden, analogen „guten“ Beratungsangeboten. Aber was ist darunter zu verstehen?

„Gut“ heißt sicher erstmal: qualifiziert. Was bei Finanzinstituten mindestens durch die Ausbildung zum Bankkaufmann/ zur Bankkauffrau gegeben ist, war bei den freien Beraterinnen und Beratern bis vor wenigen Jahren fraglich. Die gute Nachricht ist, dass seit der Regulierung durch den Gesetzgeber Finanzberaterinnen und –Berater fachliche Qualifikation und eine Zulassung benötigen. Vor einer Beratung müssen interessierten Personen durch eine Erstinformation die erforderlichen Daten offen gelegt werden.

„Gut“ bedeutet weiterhin: Passend zum Anlagewunsch und zur Person insgesamt. Nach unzähligen Beispielen über ungeeignete Produkte – wer erinnert sich nicht an das Lehman-Zertifikat für die „Oma“ – schreibt der Gesetzgeber klare Regeln vor, die bei einer Beratung einzuhalten sind. Das Ergebnis in den Beratungsunternehmen sollte ein qualifizierter und definierter Prozess sein, der diese Regeln für eine anlegergerechte Beratung umsetzt. Neben umfassenden Fragekatalogen, die manchmal nervig empfunden werden, sollte die Produktauswahl nachvollziehbar sein. Fragen Sie im Gespräch ruhig nach, welche Kriterien der Berater oder die Beraterin für ihre Angebote anwendet, warum Ihnen das eine oder andere Produkt vorgeschlagen wird. Ob die gesetzlichen Vorgaben der neuen Beratungsregeln erfüllt sind prüft inzwischen auch bei freien Finanzunternehmen jährlich ein Wirtschaftsprüfer. Der Bericht ist der Aufsichtsbehörde vorzulegen.

Damit ist „gut“ im Sinne von „geeignet für die jeweilige Person“ eigentlich zwangsläufig, da Mindeststandards für die Beratung und deren Einhaltung reguliert sind.

„Gut“ scheint heutzutage auch oft „billig“ zu bedeuten. Wurde in der Finanzbranche über Jahrzehnte so getan, als koste die Dienstleistung einer Beratung nichts und wurde über Provisionen nicht gesprochen, so gilt heute „möglichst keine Kosten“. Die neuen Regulierungsauflagen verpflichten Finanzdienstleister, ihre Kosten und die Produktkosten offen zu legen. Für manche, die über Provisionen vergütet werden, eine Aufgabe, sich Gedanken zu machen, welche Dienstleistungen sie eigentlich bieten für ihr Geld.

Basiert die Vergütung auf individuellen Vereinbarungen, wie im Bereich der Honorarberatung, befinden wir uns in einem Umfeld, wie es von freien Berufen wie z.B. Rechtsanwälten bekannt ist. Gespräche, Leistungen, Gutachten, alles hat seinen Preis. Da es für die Finanzbranche – leider – keine selbstregulierende Kammer und damit auch keine Gebührenordnung gibt, bestimmt der Markt – also was Sie bereit sind zu bezahlen, noch die Preise.

„Gut“ gleich „billig“ greift auch scheinbar in der Produktwelt, anders ist der veröffentlichte Hype um ETF’s nicht zu erklären. ETF’s – Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Investmentfonds – kosten beim Kauf keine Ausgabeaufschläge, sondern nur die Gebühren bei Börse und Bank. Außerdem reduziert die Arbeitsweise die internen Kosten. Bildet ein Fonds einen Index ab, zum Beispiel den DAX, entfällt der Aufwand, den ein aktiv gemanagter Fonds treibt: Keine Fondsmanagementteams, die die Welt bereisen, keine Analysten, die das wirtschaftliche Umfeld beobachten und so weiter.

Es stimmt, es gibt relativ betrachtet nur wenige Investmentfonds, die besser sind, als der vergleichbare Anlagemarkt. Aber es gibt sie. Und wer möchte nicht einen Fonds besitzen, der weniger abstürzt, als der Index, wenn die Kurse mal wieder nach unten gehen. Seit der Finanzkrise gehen die Aktienmärkte im Wesentlichen in eine Richtung, aufwärts. Die Stunde der guten aktiven Fonds schlägt spätestens in schwierigen Zeiten. Eine Herausforderung guter Beratungsunternehmen ist, auf der Produktseite möglichst Qualität zu identifizieren und anzubieten. Und Qualität kostet, im Produkt und bei der Beratung.

Zurück zur Gretchenfrage: „Wie finde ich eine gute Beratung?“

Zusammenfassend gehören Qualifikation und Erfahrung, eine breite und unabhängige Produktpalette, ein qualifizierter Beratungsprozess, Kundenorientierung und Kostentransparenz zu den Basics. Aktuell ist mir keine Plattform bekannt, die nach qualitativen Kriterien Beratungsunternehmen ausweist. Oft helfen persönliche Empfehlungen, Unternehmen, die einem Verband angehören bilden sich meist regelmäßig weiter und stellen sich dem Branchenaustausch und nicht zuletzt muss Ihr Bauch entscheiden. Wenn Sie kein gutes Gefühl mit der Beratungsperson haben, hören sie auf Ihren Instinkt und suchen weiter.

Eigene persönliche Finanzbildung vorher hilft zusätzlich, Inhalte zu verstehen, die richtigen Fragen zu stellen und eine passende Beratung auf Augenhöhe zu finden.

© Finanzverstand_RK_042018