Negativzinsen – Was tun, wenn die Bank nervt?

  Sicherheit ist wichtig, besonders deutsche Kunden stehen darauf.  Wie oft liegt vermeintlich bald gebrauchtes Geld noch nach Jahren „herum“. Geparktes Geld auf der hohen Kante – gerade Kunden, die mehr als 100.000 Euro auf der Bank haben, sehen sich zunehmendem Druck durch das Institut gegenüber. Entweder schlagen sie vor, Beträge die Rücklage als Bargeld zu verwahren – natürlich auch gegen Verwahrentgelt – oder kündigen sogar Vermögenden, wenn diese einer Gebührenregelung nicht zustimmen. So jüngst die Postbank.

Viele pflegen schon Jahrzehnte eine beständige Bankbeziehung und haben darum umso weniger Verständnis für ein derartiges Gebaren.

Eigentlich dienen die Bankeinlagen dazu, als Kredite wieder in den Markt zu gelangen. Über den Zins erzielen die Banken Einnahmen. Dieser Mechanismus funktioniert schon lange nicht mehr: Banken lagerten überproportional Gelder bei der Zentralbank, was zur Einführung des so genannten Strafzinses führte. Dieser wird zunehmend an die Kunden und Kundinnen weitergegeben.

Da dieser Mechanismus alle Institute betrifft, fällt Ausweichen schwer.

Lösungen:

– Beträge aufteilen auf mehrere Institute, um dort unter der „Schallgrenze“ zu bleiben und Zusatzkosten zu vermeiden. Etwas aufwendig, wenn dafür Konten bei neuen Instituten eröffnet werden müssen.

– Bei der Auswahl der Institute auf die Einlagensicherung achten!

– Nur den wirklich kurzfristig (bis maximal drei Jahre) notwendigen Teil auf Konten parken. Darüber hinaus gehendes Kapital nach Risiken und Zeitfenstern gestaffelt investieren z.B. in ein Fondsdepot.

Hierfür passende Beratung nutzen oder selbst schlau machen, zum Beispiel durch ein Coaching, dass hilfreiches Wissen vermittelt, um weitere Schritte zu veranlassen. Nutzen Sie auch Angebote im Rahmen von Bildungsurlaub!

©Text/ Foto/ Grafik Renate Kewenig, Finanzverstand 2022

Zur Debatte um ETF’s und aktive Fonds

Eine Schwarz-Weiss-Brille hat noch nie weiter geführt…so sieht es auch bei der ETF-aktive Fonds-Debatte aus: Historisch gab es für Normalanleger nur aktive Fonds, ETF-Produkte kommen aus der Welt der institutionellen Anleger, Pensionsfonds, Versicherungen…wo Kostenaspekte schon immer eine erhebliche Rolle spielten. Das tut es nun auch verstärkt im privaten Bereich. Während aktive Fonds einen großen Kostenblock haben, z.B. Fondsmanagement, Research, Infrastruktur (zum Teil weltweit) und regulatorische Kosten, reduzieren ETF’s die Ausgaben auf das Minimum und halten sich ane einen Index.

Die Frage ist: Gibt es für die Kosten bei den Anlegern einen Mehrwert? Das kommt drauf an!

Erstens: Womit vergleiche ich den Fonds? Mit einem Index? Ist es ein „offizieller“ oder ein „gebauter“? Oder vergleiche ich es mit der Peergroup, also ähnlichen Produkten? Etwas Quellenforschung erlaubt auch Privatpersonen herauszufinden, wie ein Fonds einzuschätzen ist.

Zweitens: Was bedeutet Qualität des Fonds? Aus meiner Erfahrung, ja, es gibt gute Produkte, die es auch über verschiedene Zeiträume schaffen, bessere Ergebnisse als ein Index oder auch andere Fonds zu erzielen. Während ein ETF an „seinen“ Index gekoppelt ist und naturgemäß diesen nicht übertreffen kann (eher liegt er leicht unterhalb des Ergebnissens, durch die immerhin vorhandene Kostenquote), kann ein aktiver Fonds andere Entscheidungen treffen, Risiko managen und Strategien anpassen.

Das kann zu höheren Renditen, oder aber auch zu einer ähnlichen Rendite, aber mit weniger Risiko (Schwankung) führen. Ein breites Feld.

Drittens: Sind aktive Fonds wirklich teurer?
Sicher entstehen insgesamt mehr Kosten, aber die ausgewiesenen Ergebnisse sind immer schon bereinigt um die internen Kosten des Fonds. Zusätzlich entsteht eventuell der Ausgabeaufschlag bei Kauf (Kosten selten bei Verkauf), je nach dem, ob ich einen freien Berater, ein Bankinstitut oder eine Online-Plattform ohne Beratung nutze. Ich stelle immer wieder fest, dass Fondsanleger glauben, die Kosten des Fonds (Verwaltungsgebühr, eine TER oder was an Angaben ihnen sonst begegnet) würden noch vom Ergebnis abgezogen. Ein Irrtum!
Vergleicht man Fondslisten und findet ein Fondsergebnis von x%, dann kommt dies auch beim Anleger an, die Wertentwicklung ist bereinigt um Fondskosten (s.a. BVI-Methode).
Klar, die persönliche Steuer spielt eine Rolle, aber das gilt für alle Anlageprodukte gleichermaßen.
Also kann es nur darum gehen: Was will ich? Benötige ich Beratung? Die muss dann auch bezahlt werden, ob über Provisionen aus dem Fonds (Fondskosten!) oder separat über Honorare.
Oder treffe ich die Entscheidungen selbst, ohne Netz, doppelten Boden und Haftung? Dann kann ich eher auf nackte Produkte setzen, erst Recht, wenn viel Zeit bleibt.
Lege ich kleine Beträge als Sparrate an oder geht es um größere Summen? Wieviel Zeit habe ich? Will ich mich selber kümmern? Kann ich mit Schwankungen umgehen? Und so weiter.

Fakt ist, die Branche verdient auch mit ETF’s gutes Geld und ob es für Anleger passt, hängt von der eigenen Strategie ab.

Roboadvisor – Alternative der Zukunft?

Das Kunstwort „Roboadvisor“ begegnet Anlegerinnen und Anlegern in den letzten Jahren immer öfter: Es setzt sich zusammen aus den englischen Begriffen für „Roboter“ und „Berater“. Aber funktioniert Individualität durch Technik?

Der Trend entstand in den USA nach der Finanzkrise, nachdem die Branche massiv Vertrauen verloren hatte und findet auch bei uns immer mehr Freunde. Die Idee kombiniert automatisierte Prozesse mit niedrigen Kosten für die Produkte und Dienstleistungen.

Im Kern nutzen Anleger einen softwaregestützten, stringenten Weg, der ihre Daten abfragt und passende Depotvorschläge generiert. Depoteröffnung und Investition erfolgen relativ einfach, ein Online-Zugriff auf die Depots ermöglicht Durchblick zu jeder Zeit.

Anbieter benötigen klassische Zulassungen, je nach Tätigkeit: Geht es „nur“ um die Beratung und Vermittlung von Investmentfonds – übrigens einschließlich ETF’s – unterliegen sie der Gewerbeordnung, agieren sie darüber hinaus und verwalten Depots für ihre Kunden, benötigen sie eine Zulassung nach dem Kreditwesengesetz.

Für Kunden immer interessant: Die Haftung – wer trägt also die Verantwortung, wenn eine Anlage nicht passt? Das kommt darauf an: Erteilt ein Kunde einen konkreten Auftrag für selbst gewählte Produkte – eine „execution only“, der Anbieter führt also nur aus – gilt die eigene Verantwortung.

Als Beispiel: Die Auswahl von Anlageprodukten bei einer Direktbank im eigenen Depot, seien es aktive Investmentfonds, ETF’s oder Aktien. Falsch gewählt? Pech gehabt.

Robos setzen immer eigene Daten voraus, neben den allgemeinen wie Name, Adresse auch individuelle: Anlagehorizont, Anlagebetrag oder Risikofragen. Durch diese Datenerfassung – in der persönlichen Finanzberatung seit Jahren gesetzlich vorgeschrieben – erfüllen die Online-Datenstrecken die Kriterien einer Online-Beratung, die individuell passende Produkte vorschlägt und damit greifen die entsprechenden Haftungsregeln. Für Verbraucher eine gute Nachricht.

Die noch jungen Fintechs und auch etablierte Banken, die zunehmend Roboadvisory anbieten, parieren damit die rechtlichen Anforderungen der Beratung und den entsprechenden Aufwand. Über standardisierte, kostengünstige und relativ schlanke Wege erfüllen sie Auflagen und „managen die Kunden“. Aber auch klassische „menschliche Berater“ kommen schon seit Jahren nicht mehr ohne eine hochwertige Software aus, die Prozesse und Entscheidungen erleichtert und dokumentiert. Der Kostendruck führt zu Lösungen, die der Finanzbranche bei sinkenden Einnahmen ein rentables Geschäftsmodell erlauben. Tausende Bankberater suchen gerade neue Jobs, da die gesamte Branche im Umbruch ist. Das ebnet Alternativen den Weg.

Sind Robos für Verbraucher die besseren Berater? Da drängt sich gleich der schöne Spruch „Garbage in – garbage out“ (Müll rein – Müll raus) auf – die Qualität der Depot- und Produktangebote hängt von der Auswahl, der Programmierung und den Menschen dahinter ab. Günstige und vor allem transparente Kosten stellen ein gewichtiges Kaufargument dar – Verbraucherschützer weisen immer wieder darauf hin. Für die Beraterbranche gilt: Je geringer der individuelle Aufwand pro Kunde, unter anderem durch lange und/oder viele Beratungsgespräche, desto eher kann trotzdem Geld verdient werden. Und seien wir ehrlich: Für ähnliche Kunden eignen sich auch ähnliche Lösungen. Intelligente Konzepte, die viele Depotstrukturen anbieten, Risikokontrolle berücksichtigen und damit zwar automatisiert, aber trotzdem individuell agieren, finden zu allererst bei jüngeren, technikaffinen Menschen Zuspruch, aber sicher auch bald in weiteren Zielgruppen. Der Markt entscheidet in den kommenden Jahren, in welchem Maße die neuen Lösungen Marktanteile erringen. Besonders in schwierigen Börsenzeiten trennt sich hier die Spreu vom Weizen.

Fazit: Was hier in Deutschland erst beginnt, löst vielleicht das Problem, das „normale Anleger“ kaum noch gute Beratung vorfinden, weil sie sich für die Branche vermeintlich nicht lohnt. Aber nur wenige Kunden – auch wenn künftig mehr Finanzbildung stärker über Chancen und Risiken aufklärt – legen am Ende selbst ihre Gelder an. Zu wenig eigene Kompetenz oder einfach nur Arbeitsteilung bescheren der Finanzbranche auch künftig Kunden. Eine Standardisierung ermöglicht gute Finanzlösungen für Alle. Im Ursprungsland der Roboadvisors, den USA, gehört auch die Anlage größerer Beträge über Online-Wege zum Alltag. Wenig Zeit und niedrige Kosten treiben die Nachfrage auf Kundenseite. Wenn die Ergebnisse stimmen, stärken sie den Ruf und die Akzeptanz moderner, technisch unterstützter Finanzberatung.

©Text/ Foto/ Grafik Renate Kewenig, Finanzverstand 2020

KLASI-Prinzip: Eselsbrücke zum Finanzerfolg bei Courage online

Geldanlage steht und fällt mit der eigenen Vorbereitung. Als Eselsbrücke nützt „KLASI“ – fünf Schritte im Alltag zum eigenen Finanzerfolg. Vorgestellt bei Courage online

 

Finanzberater – Wer, was, wieviel?

Geldanlage – für manche ist und bleibt es ein Buch mit sieben Siegeln…
Auch wenn das Ziel von Finanzverstand ist, Anleger* „schlau“ zu machen, kann das auch bedeuten, Investments gerade nicht selbst zu tätigen, sondern mit dem erworbenen Wis-sen bei einem Finanzberater die „richtigen“ Fragen zu stellen, gut vorbereitet zu sein und eigene Ziele über diesen Weg zu erreichen. Aber wer tummelt sich da so?
Wer steckt hinter dem Begriff  „Finanzberater“?
Gleich vorneweg, der Begriff an sich ist nicht geschützt. Qualifikationen über Aus- und Weiterbildungen sind zahlreich: Bankkaufmann/ -frau kennen wir alle, aber auch Finanz-wirte, Finanzanlagenvermittler, Honoraranlagenberater……und noch einige mehr finden sich. Nähern wir uns dem Thema zunächst über die Tätigkeit:
Es geht um die Beratung und den Zugang zu Geldanlageprodukten, also zum Beispiel um die Vermittlung von In-vestmentfonds (schon öfter erklärt: Investmentfonds bezeichnen sowohl aktiv gemanagte Sondervermögen, als auch die börsengehandelten, indexabbildenden ETF’s).
Ein weiterer Unterschied findet sich in der Beschäftigung, ein Finanzberater kann angestellt tätig sein, zum Beispiel bei einer Bank oder einem Finanzinstitut (jeweils mit einer Zulassung nach dem Kreditwesengesetz) oder auch bei einem großen Unternehmen mit einer anderen Zulassung. Als angestellter Berater richten sich Art und Umfang der Tätigkeit nach den Maßgaben des Arbeitgebers, es gibt praktisch keine eigene Entscheidungsmacht.
Daneben finden sich selbständige Finanzberater, also unternehmerisch tätige Personen. Das können kleinere „Einzelkämpfer“ sein, oder auch größere Unternehmen. Wer es genau wissen will schaut sich die Zulassungen an (im Impressum der Internetseite oder in der Erstinformation).
Habe ich also eine Person als „Finanzberater“ vor mir stellt sich die Frage, für wen arbeitet sie, wie ist der Status.
Bei Angestellten (Auftritt, Büro, Visitenkarte …) ist es relativ einfach.
Andere selbständige Berater unterscheiden sich auch durch ihren Status :
Handelt es sich um Ausschließlichkeitsvertreter, die nur für ein einziges Unternehmen tätig sind (wobei da heute auch die Produktpalette schon breit sein kann), um einen Mehrfachagenten, der für mehrere Unternehmen tätig ist oder sogar um einen Makler.
Der Maklerstatus besagt, dass der Berater juristisch betrachtet auf der Seite des Kunden steht, in seinem Interesse handelt und nicht im Interesse eines bestimmten Unternehmens.
Jetzt können wir uns noch die Vergütung ansehen:
Entweder Gehalt (angestellt) oder über Provision (die Vergütung erfolgt aus dem „verkauften“ Produkt heraus), eine weit verbreitete Form der Bezahlung. Ergänzt werden kann sie durch Honorarvereinbarungen.
Wenig vertreten bisher ist die Vergütung von Beratung, eventuell Vermittlung und Betreuung rein auf Honorarbasis. Hier ist die Unabhängigkeit am größten, da der Maklerstatus verbunden ist mit einer Vergütung, die sich an der Dienstleistung orientiert. Für Hono-rarberater sind Provisionen aus Produkten heraus verboten, sowohl bei der Vermittlung, als auch aus den bestehenden Beständen. Erfolgreich arbeiten unabhängige Honorarbera-ter, die transparente Geschäftsmodelle und Leistungen anbieten.
Als wäre das nicht schon verwirrend genug, was sind dann ein Roboadvisor oder ein Finanzcoach?
Roboadvisors entstanden einerseits als Folge der modernen, einfacheren digitalen Wege, aber vor allem auch als Konsequenz aus der starken Regulierung des Beratermarktes. In dem Kunden alles selbst eingeben und dann zum Beispiel ein voreingestelltes, vorgeschla-genes Depot auswählen, verfügen die Anbieter über einen zusätzlichen Vertriebsweg ohne Beratung. Keine Haftung, kaum Kosten auf der Vertriebsseite, praktisch und günstig für Anleger, die allerdings komplett selbst verantwortlich sind, auch für Fehler.
Die Einordnung des Anbieters läuft vergleichbar der oben dargestellten Zulassung und Organisation.
Finanzcoach ist ein ebenfalls nicht geschützter Begriff. Diese noch junge Bezeichnung fällt, zumindest bisher, nicht unter die Regulierung, es gilt genau hinzuschauen:
Woher kommt die Qualifikation? Was wird geleistet? Geht es bei dem „Coaching“ eigentlich um Kundengewinnung für Produkte? Womit wird Geld verdient? Handelt es sich um ein „echtes“ Coaching – oder auch Finanzbildung – bei dem die Leistung in der Schulung, Zieldefinition und Stärkung der Coachees liegt? Wie transparent sind Angebot und Preise?

Fazit: Was ist nun gut und was ist Anlegern zu empfehlen? Leider ist die Antwort: Das kommt darauf an.
Auch mit Provisionsvergütung können eine gute Beratung und ein breites Produktangebot gegeben sein. Wem unabhängige Leistung wichtig ist wählt eher Honorarberater oder lässt sich einfach erstmal nur schlau machen – dann fallen alle weiteren Entscheidungen leichter!

© Finanzverstand Renate Kewenig
*Die Verwendung der maskulinen Schreibweise in diesem Beitrag dient lediglich der einfacheren Lesbarkeit, impliziert aber alle Gender-Gruppen, ohne Absicht einer Zurücksetzung oder Bevorzugung.

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Roboadvisor – Geldanlage leicht gemacht?

„Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht!“
Wenn Geldanlage doch so einfach wäre! Nach der Finanzkrise, diversen Skandalen und Falschberatungen zog der Gesetzgeber – im Einklang mit europäischen Vorgaben – diverse regulatorische Schrauben an. Das Ziel: Verbraucherschutz – es sollte keine Oma mehr geben, deren ganzes Vermögen in ein Lehman-Papier oder einen offenen Immobilienfonds fließt. Kundenorientierung, nicht Produktverkauf lautet das Leitmotiv. Für Normalverdiener –zum Beispiel junge Berufseinsteiger, Angestellte, Beamte, Erben, die mit der Erbschaft erstmals über größere Beträge verfügen – hat sich einiges verändert. Wer heute zu einer Beratung geht, erhält noch mehr Dokumente als früher: Eine Informationsbroschüre über Geldanlagen, Aufklärung über die Rolle und Vergütungsweg des Beraters und so weiter. Meist alles online, ein Haken im Beratungsprotokoll bestätigt den Erhalt.
Lesen und vor allem verstehen Kund*innen die Unterlagen? Das darf bei den meisten bezweifelt werden. Aber die Berater erfüllten die gesetzlichen Auflagen und dokumentieren sie.
Die Marktregulierung führte schon im Ausland dazu, dass Normalanleger praktisch keine Beratung mehr erhalten. Zum Beispiel in Großbritannien, die schneller mit Auflagen waren, ließ sich dies bereits beobachten, bevor hier bei uns digitale Plattformen einfache Geldanlage anboten.
Interessanterweise scheint es so, als ob mit wenigen Angaben ein persönlich passendes Angebot erstellt würde. Das ist auch nicht ganz falsch, denn die Erfahrung zeigt, dass Menschen mit ähnlichen Anforderungen – Anlageziel, Anlagebetrag, Risikobereitschaft, Erfahrungen – auch ähnliche Anlagen vertragen. Wozu also viel Zeit in Beratungsgespräche stecken, wenn es für Anbieter und Kund*innen auch einfacher geht?
Roboadvisors – wobei „advisor“ für Berater eigentlich irreführend ist, denn eine Beratung findet nicht statt – entwickeln sich zu einem Vertriebsweg, der standardisierte Angebote einfach in den Markt bringt. Finanzunternehmen konzipieren zum Beispiel drei Anlagestrategien, die jeweils nach den entsprechenden Klicks als Lösung erscheinen. Gute Anbieter, die qualitative Produktauswahl – zum Beispiel bei Fonds – betreiben, ermöglichen damit einen einfachen Einstieg. Es können aber auch „nur“ ETF’s in dem Angebot stecken.
Geht es um Altersvorsorge und man/ frau hat noch 30 Jahre Zeit, wirken sich „Anlagefehler“ nicht so stark aus: Schwankungen egalisieren sich, ein „zu hoher Aktienanteil“ kann eher zum Vorteil werden und ob es sich um die „besten Produkte“ handelt, relativiert sich auch.
Je höher aber die Anforderungen an eine Geldanlage sind, um so sinnvoller ist eine qualifizierte Beratung. Zu viele Aspekte sind zu beachten und analoge Berater*innen haften für ihre Anlagevorschläge und -beratung. Ein Roboadvisor haftet nicht – er spuckt nur Lösungen aus, die auf den Klicks der Anleger*innen beruhen – bei schlechten Ergebnissen, selber schuld!
© Foto_Text Finanzverstand Renate Kewenig

Risiken lauern überall – Was nützen Berater oder Coaches?

Selbstbestimmte, durchblickende Geldanleger, die souverän ETF-Depots bauen und ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen: So scheint die Welt zu sein, wenn man sich manche Veröffentlichungen ansieht. Die Wirklichkeit besteht aber aus vielen Menschen, die Geldanlagen meiden, nicht in Aktien anlegen, Rendite verschenken und gar nichts tun. Misstrauen sowie mangelndes Finanzwissen über Zinsen, Kurse, Kosten, Produkte und wirtschaftliche Zusammenhänge verursachen Anlage-Lethargie – mit fatalen Folgen für Vermögensentwicklung und Altersvorsorge.

Manche politischen Stimmen finden es empörend, dass mit Geld mehr verdient wird, als mit Arbeit. Erstens, wie viele Menschen betrifft das? Zweitens, dieses „mehr“ hat auch immer mit „Risiko=Schwankung“ zu tun, das mit Rendite belohnt wird. Drittens, beklagen wir nicht gerade, dass nicht investiert wird? Investition hat auch immer eine Risikokomponente – zum Beispiel beim Aktienkauf. Aber das brauchen wir doch, Vertrauen der eigenen Bevölkerung in ihre Unternehmen und deren Erfolg!

Und wäre es nicht nur fair, wenn private Geldanlagen, die frühere Generationen durch eigenes Spar- und Anlageverhalten gebildet und mehrfach versteuert haben, nun weiter wachsen? Aber wie sollen sie wachsen, wenn es keinen Zins mehr gibt und risikofreudiges Anlegen vermieden wird?

In diesem ganzen Dilemma schlägt dann die Stunde der Berater: Analyse, gute Vorschläge, Lösung gekauft. Weiterbildung der Kunden steht nicht wirklich auf dem Plan, denn informierte Kunden stellen Fragen. Eine Broschüre über Geldanlage gehört als Basiswissen zum Informationspaket – die Wenigsten lesen, geschweige denn verstehen den Inhalt. Wie gesagt, Finanzbildung fehlt ja.

Die Lücke zwischen Kunde und Berater füllt das Vertrauen in die Kompetenz, die Seriosität und nicht zuletzt die gesetzlichen Auflagen für Finanzberatung. Empfehlungen aus Freundeskreis oder Familie, seit einigen Jahren auch Bewertungsportale helfen bei der Beratersuche. Das Image dieser Berufsgruppe ist schlecht durch die Finanzkrise und Beratungsskandale. Referenzen, ein guter Ruf und Erfahrung sprechen für einen guten Berater, seit Jahren ist Fachwissen selbstverständlich und die entscheidende Zulassungsvoraussetzung.

Kunden mit dem passenden Berater finden neben Fachkompetenz und Engagement auch jemand, der für seine Vorschläge haftet. Fehlt eigenes Finanzwissen, nützt diese Kombination bei einer Anlagelösung.

Der Begriff „Coach“ wird heute inflationär gebraucht und ist nicht geschützt. Es hört sich irgendwie gut an und ist „in“. Blickt man etwas hinter die Kulissen stellt sich heraus, dass mancher Coach doch letztlich Finanzprodukte anbietet oder fachlich gar nichts mit Finanzen zu tun hat.

Im Finanzcoaching geht es aus meiner Sicht nicht darum, eine Lösung zu verkaufen und Ratschläge zu erteilen. Im Kern begleiten Coaches die Personen, ihre Ziele zu erreichen und eigene Lösungen zu finden. Gerade in der Finanzbranche profitiert ein Anleger von einer eigenen Lösung, zum Beispiel wenn Kurse fallen. Im Coaching fand er vielleicht heraus, dass ein Kursrückgang in dem Teil des Geldes, das lange nicht gebraucht wird, für ihn kein Problem ist. Damit bleibt der Kopf kühl, wenn der Aktienanteil schwankt. (Und zwar aus eigener Erkenntnis und nicht weil der Berater sagt: Durchhalten!)

Der Wissensinput durch den Coach bei Bedarf und Methoden, die eigene Erfahrung fördern, helfen den Coachees, eine Vorstellung von Geldanlage zu bekommen und sich bewusst zu entscheiden. Ein fachlicher Hintergrund in Finanzfragen beim Coach ist aus meiner Sicht unabdingbar.

Erkenntnisse, Verhaltensänderungen (weg vom Girokonto hin zu einer eigenen Strategie) und Fähigkeiten (wie unterscheide ich Produkte, wie finde ich meine Ziele und Strategie ….) ergeben ein nachhaltig neues Bild für eigene Entscheidungen. Wie die konkrete Umsetzung einer Geldanlage erfolgt, ob in Eigenregie, über praktische Online-Portale oder ob ein Berater oder sogar ein Vermögensverwalter der beste Weg sind steht auch am Ende eines Coachingprozesses. Dieser Schritt ist dann nur noch das „logische Tüpfelchen auf dem i“.

Anmerkung: Die Verwendung der männlichen Form der Substantive in diesem Beitrag dient lediglich der einfacheren Lesbarkeit.

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Wie – Berater haften??

In meinem letzten Seminar erntete ich erstaunte Blicke und hochgezogene Augenbrauen: Wie – Berater haften? Seit wann das denn?

Im Grunde immer schon, allein aus dem Haftungsrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches kann sich ein Schadenersatz ableiten. Zugegeben, ein Problem stellen die Beweise dar, denn ein Schaden und die Verursachung muss nachgewiesen werden.

Gute Finanzberater verfügten immer schon über eine entsprechende Berufshaftpflichtversicherung, die inzwischen gesetzlich vorgeschrieben ist.

Der Gesetzgeber hat in den letzten Jahren die Regulierung der Finanzbranche verschärft, als Folge der Erfahrungen der Finanzkrise: Es soll halt keine Oma mehr ihr Erspartes in falsche Papiere anlegen und Geld verlieren. Zu den Schutzmaßnahmen gehört die Protokollierung des Beratungsprozesses. Die Voraussetzungen, Gesprächsinhalte der Kunden über ihre Ziele, Risikoneigung, Kennnisse, die Angebote und die Begründung, Zeitdauer der Beratung usw. finden sich wieder in der Dokumentation, die den Anleger*innen ausgehändigt wird. Damit steigt die Klagemöglichkeit.

Die Gefahr nicht passender Anlagen sollte damit sinken. Dabei geht es nicht darum, eine bestimmte Rendite zu erzielen und diese dann einzuklagen, sondern die Art der Anlage und damit das Risiko an die jeweiligen Menschen, die investieren wollen, anzupassen. Ähnliche Regelungen haben im Ausland dazu geführt, dass individuelle Beratung praktisch nicht mehr stattfindet – auch vom Gesetzgeber eine vielleicht eher nicht gewollte Folge. Außerdem finden sich immer noch ein paar Wege, potentiellen Anleger*innen unregulierte Wege zur Rendite zu versprechen und damit „Gelder einzusammeln“ – Gier hat immer zwei Seiten.

Auf jeden Fall: Wenn ich im Netz anlege, ohne Beratung, bin ich für eventuelle „Fehler“ selbst verantwortlich. Verlasse ich mich auf eine Beratung im regulierten Anlagesegment, bei registrierten Unternehmen, besteht ein gewisses Maß an Schutzmechanismen.

Informierte Anleger*innen erkennen eher Fallen: Eine alte Regel besagt, hohe Rendite, höheres Risiko. Wer also Renditen verspricht, die höher sind, als eigentlich üblich – aufgepasst!

© Finanzverstand, R. Kewenig